Der König Georgs-Pavillon

In einer Veröffentlichung von CUMME (1928): Wanderbuch – Rings um Osterode.- Osterode, wird auf Seite 7 kurz auf den Georg-Pavillon am Ührder Berg eingegangen: „…Und da oben der Georgspavillon, da, wo in alter Zeit der Galgen stand, hat man ihn 1865 erbaut und im Beisein des Königs Georg V. und seiner Familie eingeweiht …“.

In dem Aktenband Bestand 1A A V Nr. 13 (Heimatmuseum Osterode am Harz) wird der Besuch König Georgs V. und des Kronprinzen am 22. und 23. Juli 1865 ausführlich dokumentiert. Darin findet sich jedoch kein Hinweis auf eine Einweihung des Pavillons im Beisein des Königs (Nebenbei: Welchen Sinn macht es, wenn ein blinder König einen Aussichtspunkt einweiht?).

Auf dem Gedenkstein am Georg-Pavillon wird als Erbauungsjahr 1864 angegeben. In der Osteroder Kämmereirechnung von 1864 konnte kein Hinweis auf den Bau des Pavillons ermittelt werden. Hier findet sich lediglich auf Seite 317 eine Aufstellung der Kosten, die anlässlich der Durchreise des Königs, der am 26. November 1864 durch Osterode weiter nach Clausthal fuhr, anfielen. In der Osteroder Kämmereirechnung von 1865 werden auf Seite 298 die Kosten aufgeführt (insgesamt die damals riesige Summe von 1940 Talern!), die der Besuch des Königs Georg V. und des Kronprinzen in Osterode verursachten. Ebenfalls in der Kämmereirechnung 1865, S. 257, werden die Kosten genannt, die – laut einer Verfügung vom 29. Juni 1865 – für den Bau des Fußweges am Ührder Berg verwandt wurden. Leider wird hier nicht näher darauf eingegangen, ob es sich bei diesem Weg eventuell um die Zuwegung zum Pavillon handelte.

Im Souvenirblatt Osterode, das etwa 1866 erschien, findet sich die Bildunterschrift: „Panorama v. Osterode v. neuen Pavillon gesehen“. Mit dem neuen Pavillon ist wohl der Georg-Pavillon gemeint. Er trägt aber nicht diese Bezeichnung – eventuell erschien das Souvenirblatt ja auch erst nach der preußischen Annexion, so dass ein Gedenkort für den Welfenkönig vielleicht nicht mehr dessen Namen tragen sollte.

Im Harz-Kurier Nr. 114 vom 17. Mai 2000 wird auf die Wiederherstellung des Georg-Pavillons eingegangen, der 1997 durch einen Sturm zerstört wurde. Im Fotobestand des Stadtarchivs liegen unter den Signaturen Foto 10-01-141-038 bis 041 einige Aufnahmen des Georg-Pavillons aus den Jahren 1964 bis 2000 vor. In der Veröffentlichung von BUFF, Joachim (1987): 500 Jahre Osteroder Stadtwald.- Osterode, wird auf den Seiten 208-210 auf den Ührder Berg eingegangen. Der Georg-Pavillon wird dabei nur ohne nähere Angaben erwähnt.

In einem Aufsatz von GIEBEL, Hans Erich (1963): Wiederbelebung des Uehrder Berges.- In: Heimatkalender des Kreises Osterode und des Südwestrandes des Harzes, S. 62-63, wird auch auf den Georg-Pavillon eingegangen. Demnach wurde der im 2. Weltkrieg zerstörte Pavillon am 3. Juli 1962 durch den Heimat- und Geschichtsverein wieder errichtet, während das Osteroder Stadtforstamt für den „freien Blick“ auf die Stadt sorgte. Ferner wurde in dem Beitrag ein am 6. August 1864 auf Norderney verfasstes Schreiben des hannoverschen Königs Georg V. zitiert, mit dem der König dem Osteroder Bürgerverein gestattete, den Pavillon nach ihm zu benennen.



Alte Ansicht der Georgs-Pavillons auf dem Uehrder Berg,
der damals noch völlig unbewaldet war. Fotos (2): Stadtarchiv

Am 29. Juli 2014 kamen Vertreter des Heimat- und Geschichtsvereins Osterode, der Stadtforste und des Fördervereins Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. anlässlich des Jubiläums: "150 Jahre König Georgs-Pavillon" an dem historischen Aussichtspunkt oberhalb Osterode am Harz zusammen. An diesem Tage war der Blick auf die Stadt Osterode und die Silhouette der Harzberge vernebelt und die Runde musste im Georgs-Pavillon auf dem Uehrder Berg vor dem Regen unter sicherem Dach Zuflucht suchen und sich die schöne Aussicht vorstellen. Die Stadtforste hatten extra den Blick wieder freigeschnitten, der künftige Besucher des historischen Ortes erfreuen soll.

Eingeweiht wurde zudem eine Informationstafel, die im Pavillon angebracht ist und an dessen Geschichte erinnert sowie auf den in Osterode bestens bekannten Merianstich aus dem Jahr 1654 eingeht, der den Uehrder Berg mit Warte und Richtplatz zeigt und einen ähnlichen Blick auf Osterode und den Harz erlaubt, wie er auch heute noch zu erleben ist. Allerdings war damals das Gelände völlig unbewaldet, während es heute mit dichtem Buchenedelholzbestand bewachsen ist. Forstamtsleiter Burkhard von Koppen musste alle Hoffnungen auf eine breitere Schneise nehmen, denn ein Kahlschlag ist nur im Umfang von einem Hektar gesetzlich erlaubt.

Errichtet wurde er in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts auch im Zuge neuer Wertschätzung der Natur. Das fiel in die Zeit, als in Osterode Bestrebungen liefen, die Stadt zu einem Heil- und Badeort zu machen und dafür das herrschaftliche Anwesen der Schachtrupps zu nutzen, das nach dem Konkurs der Unternehmerfamilie zur Verfügung stand. Dazu passte der Pavillon ausgezeichnet, der vom Uehrder Berg aus eine imposante Draufsicht auf die geplante Bäderlandschaft geboten hätte. Letztlich wurde aus den Planungen, angestoßen von Dr. Döhring, nichts.

Dass der Zeichner Merians, Conrad Buno, im 17. Jahrhundert die Perspektive nach seinem Gusto auslegte, um alles Wichtige zu erfassen, darauf wies Firouz Vladi vom Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg hin, der die Versammlung über das Zustandekommen und die Inhalte der Texttafel informierte. Hans Mittmann, Vorsitzender des HGV, dankte der Arbeitsgemeinschaft für ihr Engagement in Sachen Heimatgeschichte.


Der oberhalb des Pavillions stehende Galgenturm

"Hinrichtungen auf dem Uehrder Berg waren im 16. und 17. Jahrhundert häufig", berichtete die Osteroder Museumsleiterin Angelika Paetzold in ihrer Veröffentlichung "Blutiges Handwerk - Der Scharfrichter als Chirurg" im Ausstellungskatalog des Museumsverbandes Südniedersachsen aus dem Jahr 2003. Strafen wie Enthaupten, Rädern, Aufhängen oder Verbrennen wurden schnell ausgesprochen und sind auch in den Osteroder Gerichtsakten festgehalten. Die Gesprächsteilnehmer stellten die Vermutung an, dass der Richtplatz etwas unterhalb der Warte, genau auf dem heutigen Standort des Georgs-Pavillons gelegen haben könnte.

Text: F. Vladi & M. Paetzold/HarzKurier

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N 51.7215° E 10.2440°

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