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Man fragt sich unwillkürlich, wie dieser Hexenwahn entstanden ist. Als der römische Schriftsteller Tacitus im Jahre 98 n. Chr. sein Buch über Deutschland schrieb, berichtete er über die große Achtung, der sich bei unseren germanischen Voreltern gerade die Frauen erfreuten. Umso verwunderlicher und fast unbegreiflich ist die Geringschätzung besonders der verheirateten Frau im Mittelalter bis in die anbrechende Neuzeit hinein. Aus den priesterlichen Seherinnen der Germanen machte die Kirche Unholdinnen und böse Zauberinnen, die mit dem Teufel, der ebenfalls eine christliche Erfindung ist, im Bunde waren. Die Kirche sah sich zu diesem Zweck gezwungen, um eine weitere Verehrung dieser Seherinnen zu unterbinden. Den Scholastkern blieb es dann vorbehalten, den Hexenglauben "wissenschaftlich" zu analysieren und in ein System zu bringen. Der 5. Dezember 1484 ist einer der schwärzesten Tage in der Geschichte des Abendlandes. An diesem Tage setzte nämlich Papst Inozenz VII. seinen Namen unter die "Hexenbulle" und bestätigte damit die ebenso widersinnige wie widerliche Fabel. Im Jahre 1489 brachten die Inquisatoren, Institoren und Spranger ein Handbuch des Hexenglaubens heraus, den "Hexenhammer", in welchem sie ein komplettes Lehrgebäude des Hexenwahns und der Hexenbekämpfung errichtet hatten. Unter dem Einfluß dieses schändlichen Buches setzte eine Flut von Hexenprozessen ein, die sich erst nach 300 Jahren verlief. Die Hexenprozesse wurden schließlich sogar den weltlichen Gerichten übertragen. Der Richter fand in diesem Buch alle Fragen, die er an die beschuldigten Hexen zu stellen hatte. Gleichzeitig wurde ihm in diesem Handbuch als wirksames Mittel zur Erreichung von Geständnissen die Folter empfohlen. Nach der Einführung der Reformation war auch den protestantischen Richtern der "Hexenhammer" die Richtschnur für die Urteilsfindung. Ihren Höhepunkt erreichte die Hexenverfolgung zwischen 1577 und 1700. Man schätzt die Zahl der in diesem Zeitraum gemordeten Frauen auf über eine Million. Im katholischen Osnabrück wurden im Jahre 1589  133 Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im evangelischen Göttingen gab es 1561 so viele Hexenprozesse, "daß kein altes Weib vor der peinlichen Frage und dem Scheiterhaufen sicher schien."

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