Bäume bedrohten Burgruine Sachsenstein

Ein Kulturdenkmal mitten im Wald - Das Forstamt Braunlage sorgt für freien Zugang

Ein stiller Waldweg führt unter dem Dach eines mächtigen Laubwaldes am Ortsausgang von Bad Sachsa geradewegs zur Burgruine Sachsenstein. Fast tausend Jahre haben die Mauerreste überdauert. Auf dem steilen Felsensporn war die Burg wohl uneinnehmbar. Dafür drohten ihr in unseren Tagen ganz andere Gefahren. Der Wald begann, das Kulturdenkmal zu vereinnahmen, zu überwuchern. Damit wäre die 1995 restaurierte Ruine für den Wanderer und Betrachter nutzlos geworden. Das Niedersächsische Forstamt Braunlage hat eingegriffen und das einstige Bollwerk von Kaiser Heinrich IV. vor erneutem Bewuchs gerettet.

Eingesetzt waren Schülerinnen und Schüler, die während eines Praktikums mit dem Waldteufel die jungen Bäume zurückschnitten. Fachkräfte sorgten dafür, dass morsche Laubbäume gefällt wurden. Diese hätten das Denkmal und Besucher gleichermaßen gefährdet.

Forstoberinspektor Michael Rudolf (Mitte) und seine Mitarbeiter Ume Roschmann (rechts) und Wolfgang Hahne sorgen für freien Zugang zur Burgruine Sachsenstein.

Das Forstamt achtet darauf, dass Gelände und Ruine auch während dieser Arbeiten frei zu betreten sind. Forstobersinpektor Michael Rudolph von der Info-Stelle des Forstamtes verweist auch auf einen Rundweg und eine Informationstafel, die um wenige Meter versetzt werden soll, damit sie gleich am Wanderweg gelesen werden kann. Die Informationstafel geht auf Geschichte und Bauweise der Reichsburg ein. Als architektonische Besonderheit gilt das Mauerwerk mit seinem Fischgrätenmuster, das originalgetreu restauriert für die Besucher offengehalten wird.

Das Fischgrätenmuster im Mauerwerk wurde originalgetreu restauriert und für Besucher offengehalten. die Mauertechnik, die am Sachsenstein angewendet wurde, findet sich in Burgen der salischen Zeit ab Mitte des 11. Jahrhunderts.

1995 haben Archäologen die Überreste der Burg Sachsenstein von Schutt, Unrat unb Bewuchs gereinigt. Bauarbeiter restaurierten sorgfältig mit Maurerkellen das Kulturdenkmal, das nach Ansicht von Michael Rudolph gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. "Hier wird an Ort und Stelle die mittelalterliche Wald-und Siedlungsgeschichte deutlich," sagt er.

Der Sachsenstein gehörte zu acht Burgen, die für das Jahr 1073 bezeugt sind. Der Salier Heinrich IV. ließ sie zur Absicherung seiner Herrschaft um den Harz herum errichten. Die Harzburg baute er als Residenzburg aus. Auf seinen Wehrburgen wie dem Sachsenstein saßen landfremde Dienstmannen, die keine Hemmungen hatten, die Bewohner auszupressen. Das führte schließlich zu einem Aufstand gegen Heinrich IV., der sich im Frieden von Gerstungen 1074 gegenüber den Sachsen und Thüringer zur Schleifung der verhaßten Burgen verpflichten musste. Zu einer Wiederherstellung der Königsherrschaft im Harz kam es später durch den Investiturstreit (1077 Gang nach Canossa) nicht mehr. Der Sachsenstein ist gemäß dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz in dem Verzeichnis der Kulturdenkmale eingegangen. Im Südosten des steilen Bergspornes liegen die Mauerreste der 5400 Quadratmeter großen Hauptburg. Die Abschnittsbefestigung wurde schon in den Jahren 1891-93 freigelegt. Die Mitte der Burg nahm ein Rundturm mit 13,5 Metern Durchmesser und zwei Meter dicken Mauern ein. Die nördlich gelegene Torkammer wurde von zwei sechseckigen Türmen flankiert.
Die Anordnung dieser repräsentativen und machtvollen Bauteile aus dem 11. Jahrhundert ist nach Darstellungen der Denkmalpflege bislang ohne Parallele. Man geht davon aus, dass der Sachsenstein um 1070 errichtet, aber wahrscheinlich nie vollendet worden ist, weil die Burgen schon 1074 wieder geschleift werden mussten.

Quelle: HarzKurier 28/06/02
Autor: Jürgen Capito

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