Die Wüstung Kirchdorf war ein Pfarrkirchdorf und für die im Gericht Allerburg liegenden Dörfer und Weiler (für den Bereich der "Weilröder Eller": Bockelnhagen, Weilrode, Silkerode und Zwinge) zuständig.

Kirchdorf gehörte zum Dekanat Bleicherode. Die Kirche diente den Herren der Allerburg als "Schloßkapelle" und später als letzte Ruhestätte.

Sie wurde, obwohl das Dorf längst verlassen war, noch bis 1804 gottesdienstlich genutzt.

Das Dorf war Sitz eines nach ihm benannten Rittergeschlechtes (1154 Meingo de Kirchdorf, 1216 - 1229 Johannes de Keriodorp), das bis in das 14. Jahrhundert hinein in Urkunden der Umgebung genannt wird.

Ersterwähnung 1032 - Heydenreich Rieme schenkt eine Hufe in Kirchdorf dem Kloster Pöhlde.
1347 wird der "Pfarrer Gotfried zu Kercdorp" genannt. Johann Bobist und Konrad Becker sind zwei seiner Nachfolger.

Die der Heiligen Maria geweihte Kirche (St. Marienkirche) - Mutterkirche aller Kirchen und Kapellen im Allerbergischen" - scheint bald baufällig geworden zu sein, denn 1392 versprechen die Grafen von Honstein-Lare-Klettenberg, dass sie nach dem Tode des Hans von Bockelnhagen zwölf Mark zum Bau der Kirche zu Kirchdorf geben wollen.

Die heute noch vorhandenen Reste der Kirche könnten der Stilform nach von jener 1392 neu- oder umgebauten Kirche stammen. Die Fläche dieser Kirche betrug ca. 650 qm.

Am 3.2.1625 berichtete eine fürstlich Braunschweigische Kommission über die Kirche:

"Die Kirche ist gar schmal und eng und hat zur linken zwei kleine Fenster, auf der anderen Seite aber keine, dadurch das Licht in den Chor fällt. Zur linken in der Kirche forne von der Kirchtür an bis hinten im Chor ist eine Empore von 18 Ständen für das Frauenzimmer an die Kirchmauer gebaut und unter derselben für die beiden Linien, Fanz und Jobst, gleich abgetheilet, wie denn auch die Mannesstühle im Chor beiden Linien zuständig seien (zur linken Hand die Jobst'sche, zur rechten die Franz'sche, wie es bisher Brauch gewesen). Die Jobst'sche Linie anno 1625 zwei Epitaphien in und außen dem Chor zur rechten Seite angehangen."(Aus Stadtarchiv Hannover)
Der älteste steinerne Zeitzeuge der Umgebung ist wohl der noch vorhandene Grabstein des Heydenreich Rieme von 1300 (Nordseite Turmruine).

Nach der "Dasselischen und Einbeckischen Chronika" aus dem Jahre 1596 von Johannes Letzner wurde die zeitgemäße Einordnung untersucht und bestätigt.


Abbildung des Grabsteins
nach Letzner's "Dasselischen und Einbeckischen Chronika"

Die Inschrift lautet: "Anno milleno tricenteno jubileo
Heydenr(icus corrigia) moritur quem salva Maria.
"
In Deutsch: "Im Jubeljahr 1300 starb Heydenreich Rieme zu Ehren Mariens."

In gleicher Chronik wird erwähnt, dass 1539 Jost von Minnigerode den Stein "dem Geschlecht hat erheben, reinigen und das Bild zusampt der Schrift durch einen Maler abereißen lassen."
Der Ritter Heydenricus aus dem Geschlecht der Riemen (lat.:corrigia) soll einer Sage nach schon zur Zeit Karl des Großen mit dem Allerbergischen begnadet gewesen sein und dasselbe Wappen geführt haben wie das Geschlecht, welches die allerbergische Gegend besiedelt und die Allerburg gebaut hat.

Auf den beiden anderen Grabsteinen (Südseite Turmruine) sind eine männliche und eine weibliche Person zu sehen.

Möglicherweise gehören sie zu einem Hans Daniel v. Minnigerode (†1650) und einer Hedwig Dorothea v. Minnigerode, geb. v. Bülow (†1663):

    • Hans Daniel v. Minnigerode (Jobstlinie IV,13) , Hohenloischer Stallmeister, geb. 1593 in Bockelnhagen, beigesetzt 1650 in Kirchdorf. Ihm ist zu verdanken, dass der älteste Geschichtszeuge, der Grabstein von Heydenreich Rieme, noch vorhanden ist.
    • Hedwig v. Minnigerode, geb. v. Bülow (Franzlinie IV,1) geb. 1586 in Ermsleben, verh. mit Franz Emst v. Minnigerode (†1656), gest. 1663 in Bockelnhagen, beigesetzt 1663 in Kirchdorf.
  • 1786 erfolgte an der Kirche eine letztmalige Reparatur
  • 1789 war das Dach in einem desolaten Zustand, es regnete durch
  • 1790 sprangen zwei Kirchenglocken
  • 1804 endeten die Einnahmen aus dem Klingelbeutel und die Abrechnungen. Die Kirche wurde aufgegeben.
Von dem Vermögen wurden 213 Taler zum Bau der neuen Kirche in Bockelnhagen (1832) verwandt.


Durch den Einsatz von Bürgern und Gemeindegliedern der umgebenden Dörfer und durch Fördermittel des Landkreises Eichsfeld wurden Gelände und Ruine in den vergangenen Jahren in Ordnung gebracht, eingefriedet und somit wieder zugänglich für jedermann.
Am 16.8.1997 fand ein Gottesdienst auf dem Gelände der Kirchruine statt.
 

GPS-Koordinaten
N 51.5598° E 10.4048°
Heimat- und Geschichtsverein
Amt Gerode/Gericht Allerburg
Die Ev. Kirchgemeinde Bockelnhagen/Weilrode

Silkerode, den 8.2.1999

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