Osteröder Kalkberge

An dieser Stelle begann bis 2009 der Karstwanderweg durch die Gipskarstlandschaft im Kreis Osterode. Der westliche Einstieg befindet sich nun am Pferdeteich in Osterode am Harz. Der Weg erschließt einen Landschaftsausschnitt mit Dolinen, Erdfällen, Karstquellen, Bachschwinden, Höhlen, Riffbildungen, Steinbrüchen und Resten ehemaligen Bergbaus. Diese nördliche Trasse führt durch den untersten Horizont der verkarstungsfähigen Gesteine, den Werraanhydrit.

Die Wegeführung ist insgesamt über 250 km lang. Entlang der Wege werden die landschaftlichen Besonderheiten auf ca. 200 Schautafeln erklärt.

Prinzipschnitt durch die Karstlandschaft

1 - Holozäne und pleistozäne Ablagerungen
2 - Unterer Buntsandstein
3 - Zechstein, Roter Salzton
4 - Zechstein, Hauptanhydrit
5 - Zechstein, Plattendolomit
6 - Zechstein, Grauer Salzton
7 - Zechstein, Basalanhydrit
8 - Zechstein, Stinkdolomit
9 - Zechstein, Werraanhydrit
10 - Zechstein, Zechsteinkalk
11 - Zechstein, Kupferschiefer
12 - Harzpaläozoikum

Die Osteröder Kalkberge bestehen aus Gips!
Früher unterschied man zwischen kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk. Dem Steilwandvorkommen von hochwertigen Gipsen verdankt Osterode eine alte Tradition in der Gipsverarbeitung. Das Vorkommen geht aber in den vergipsten Partien des Anhydrits der allmählichen Erschöpfung entgegen.

In die Subrosionssenke des hier ausstreichenden Werraanhydrits (bis 250 m mächtig) hat sich die Söse im Quartär unter Ablagerung von ca. 100 m mächtigen Terrassenschottern eingetieft, die weitgehend bereits auf dem Zechsteinkalk liegen. Die Auslaugungsfront des Anhydrits verläuft gegenwärtig im Ortsteil Petershütte und ist durch zahlreiche z. T. überbaute Erdfälle gekennzeichnet. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand vom tektonischen Bau folgt die Steilwand keiner Verwerfung. Ihre Lage ist Ausdruck des im Holozän erreichten Standes der Lateralerosion der Söse.

Im Unterschied zu zahlreichen anderen dem Harz entströmenden Flüssen versinkt die Söse nur zum geringen Teil im Untergrund. Die Ursachen mögen in den mächtigen und in den Untergrund abgesenkten und verlehmten Oberterrassenschottern und in dem geologisch jungen Entwicklungsstand der gut 2 km westlich gelegenen Förster Quellen als Vorflut / Druckentlastung der Karstwässer zu suchen sein.

Die Osteröder Kalkberglandschaft ist in den vergangenen 50 Jahren ökologisch in allen ihren Erscheinungen stark geschädigt worden. Am auffälligsten ist die Kette von sechs Gipssteinbrüchen, deren nördliche jetzt stillgelegt werden. Die Fels- und Sukzessionsflächen treten an die Stelle der ehemaligen felskuppendurchsetzten steilen Grünlandhänge, die als Schaftriften weitflächige Halbtrockenrasen mit wertvollen Pflanzenarten enthielten. Die Tallage als wertvoller Auenwaldstandort ist stark bebaut und der Söselauf an der Pipinsburg aus der Steiluferposition verlegt worden.

Von 1941- 44 wurden auf Empfehlung von Prof. DAHLGRÜN vier Tiefbrunnen an der Mündung der Bremke in die Söse ( bei der jetzigen Kläranlage ) niedergebracht, um hier ungereinigte Abwässer in den tieferen Karstaquifer zu versenken. Diese Abwässer (ca. 700.000 m³) entstammten einer Sprengstoffabrik in Clausthal-Zellerfeld und waren aufgrund ihrer hohen Konzentration an Nitro-, Toluol- und Benzol- Verbindungen stark toxisch. Über ihren Verbleib bestehen keine Klarheiten. Sie dürften in südwestliche Richtung innerhalb des Zechsteins und in nördliche Richtung innerhalb der Talkiese abgeströmt sein.

GPS-Koordinaten
N 51.7448° E 10.2126°

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