Die Pfaffenholzschwinde Die Schwinde Das Pfaffenholz ist
intensiv verkarstet. In einem exemplarisch ausgebildeten Schwinderdfall
versinkt ein von Nordwesten kommender kleiner Bach. Beim Kontakt mit
dem Gips (Werra-Anhydrit) hat der Bach eine bizarr gestaltete aktive
Gipssteilwand mit einer heute nicht mehr zugänglichen kleinen
Schwindhöhle gebildet. Bei stärkerer
Schüttung staut sich der Bach zurück und bildet einen
kleinen See. Es handelt sich hierbei um eine der interessantesten und
eindrucksvollsten Schwinddolinen im europäischen Gipskarst. Hugo
Haase beschrieb 1936 hier noch eine 6 m breite, flache
Schwindhöhle. Nach Fr. Reinboth, der die Höhle
erstmals 1956 befuhr und Laugdecken- sowie Facettenbildungen beschrieb,
brach später die südliche Hälfte des
Höhlengewölbes ein, wobei die Hälfte der
Felsnadel in den Höhlenraum stürzte. 1976 war die
Höhle unterm Versturz nicht mehr auffindbar. Oberhalb der -
inzwischen nicht mehr existierenden - Felsnadel zeigen sich die
Ursachen: hier brechen mehrere sehr tiefe trichterförmige
Erdfälle unregelmäßig nach. Ihr
herabbrechender überwiegend gipshaltiger Schutt füllt
die tiefer liegenden frischen Laugräume stets wieder auf, um
in dem Maße nachzusacken, in dem der Gips im Strom des
weichen und in der davorliegenden Schwinde versinkenden Wassers wieder
aufgelöst wird.
Dieses Foto zeigt noch die Felsnadel, welche im
November 2023
einstürzte (siehe rechts) | Foto:
© Landkreis Göttingen
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Weitere
Bachschwindstellen gibt es vor der Südwand des der
Höhle östlich vorgelagerten großen
Erdfalls. Die Schwinde, im Volksmund auch Höllloch genannt,
ist als Naturdenkmal geschützt. Um das herausragende
Naturdenkmal besser gegen mögliche Auswirkungen des
benachbarten Gipsabbaus zu sichern, konnte in Abstimmung mit dem
Abbaubetrieb ein breiterer Abstand zu Schwinderdfall und Steilwand
gesichert werden.
Das
Pfaffenholz Zur
Geschichte des Pfaffenholzes lesen wir in der 2009 herausgegebenen
Chronik von Tettenborn (S. 84): „Das
Pfaffenholz war immer im Privatbesitz des Rittergutbesitzers*. Bei der
Auflösung des Gutes ist es im Familienbesitz geblieben und
heute gehört es der Familie Matthiesen, welche die letzten
Gutsbesitzer waren. Es hat eine Größe von 21 Morgen
und besteht hauptsächlich aus Buche, Eichen, Esche sowie
anderen Laubhölzern wie Birke, Ahorn, Hainbuche und Kirsche.
Im Pfaffenholz befindet sich das sogenannte
„Höllloch“ mit der
„Teufelskanzel“. Diese beiden Begriffe sagen schon
aus, dass es sich hier um sagenumwobenes Gebiet handelt. Der Sage nach
soll der Teufel der Postkutsche den falschen Weg gezeigt haben, welche
dann die tiefen Klippen hinabgestürzt ist.“ * Das 1237 erstmalig erwähnte
Rittergut war dauernder Stammsitz derer von Tettenborn, erst
1851 gelangte es durch Verkauf in andere Hände. Die
geologische Karte zeigt mit den nordwest-südost ziehenden
schwarzen Linien deutlich den Verlauf von Verwerfungen
(Gebirgsstörungen) an. Hier ziehen die Schwindwässer
der Südharzflüsse, so auch die Wässer der
Pfaffenholzschwinde, auf geweiteten Klüften über das
Klettenberger Mühlbachtal bis zum Salzaspring nach
Südosten. Nach Hugo
Haase (1936) treten sie dort nach ca. neunmonatigem unterirdischen Lauf
wieder zutage. Nach heutigem Kenntnisstand liefert der Salzaspring
nicht die Gesamtheit der im Karst versunkenen Wässer; vielmehr
bleibt ein Teil in einem tieferen Grundwasserstockwerk und zieht
parallel zur Vorflut im Helme- und Unstruttal nach Südosten.
Fritz Reinboth fand
2020 in seinen Unterlagen eine interessante Bleistiftzeichnung seines
Vaters aus dem Jahre 1925 von der längst zusammengebrochenen
„Teufelskanzel” im Pfaffenholz. Sie
entspricht etwa dem Zustand gemäß Tafel 5 in Hugo
Haases Dissertation, ist aber etwa 10 Jahre älter. Die Angabe
"Pfaffenholz–Teufelskanzel” hat sein Vater viel
später dazugeschrieben; alt sind nur die Angaben
„bei Tettenborn – WR – 10 / 5.
1925”. Oben zwei Personen als
Größenvergleich.
Naturdenkmal
„Pfaffenholz-Schwinde“ | Harzkurier 1.3.1985 |
Natürlicher
Zustand soll wiederhergestellt werden Tettenborn/Kolonie
(zn). Ein ungewöhnliches Bild zeigt sich am Naturdenkmal
„Pfaffenholz-Schwinde“ bei Tettenborn/Kolonie. Dort
wird mit einem großen Bagger Schutt, der früher
einmal hier abgekippt worden war, herausgeholt. Die Arbeiten dieser
Rekultivierungsmaßnahmen erfolgten im Rahmen einer
Ersatzmaßnahme für den Gipsabbau. Durch diese
Maßnahmen, die mehrere 10000 Mark kostet, soll der
natürliche Zustand des Naturdenkmals wiederhergestellt werden.
Die „Pfaffenholz-Schwinde“ ist ein sehr
großer Erdfall mit einer Bachschwinde, die beim
Salzaspring/Nordhausen wieder herauskommt. Über den
unterirdischen Verlauf ist nichts bekannt. Abgesehen von diesem
geologischen Phänomen stellt die
„Pfaffenholz-Schwinde“ aber auch ein
schützenswertes Biotop dar. Wenn der bisher verborgene Teil
der Steilwand vom Schutt befreit ist, soll die Oberkante nach Ende
dieser Maßnahme wieder mit Bäümen bepflanzt
werden. Foto: D. Zillmann |
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