Der Steinbruch Lichtenstein wird gemeinsam von zwei Gipswerken genutzt. Der hier abgebaute Gipsrohstein ist geologisch dem Hauptanhydrit (z3) zuzordnen und wurde vor ca. 254 Mio. Jahren während des Erdzeitalters des Zechsteins in einem großen Flachmeer unter tropischen Eindampfungsbedingungen abgelagert. Die Gesamtmächtigkeit beträgt bis zu 65 m. Das durch Kluftsysteme geprägte Vorkommen ist teilweise von rotem Zechsteinton überlagert. Trotz gewisser Verunreinigungen durch Dolomit- und Karbonatlagen, durch eingeflossene Tone und durch nur teilweise vergipsten Anhydrit im tiefstem Teil der Lagerstätte eignet sich der Gipsstein hervorragend zur Herstellung von Bau- und Putzgipsen aller Art. Der Steinbruch wurde 1952 erschlossen. Die Gewinnung des Rohgesteins erfolgt durch Bohr- und Sprengarbeiten. Das Wegladen des losen Haufwerks wird von Hydraulikbaggern und Radladern vorgenommen. Der Transport zu den Produktionsbetrieben erfolgt durch Muldenkipper bzw. LKW. In den jeweiligen Brechanlagen wird der Rohstein in mehreren Arbeitsvorgängen zu verschiedenen Kornfraktionen zerkleinert. Die Weiterverarbeitung des Rohmaterials bis hin zu den Endprodukten wird in modernen Kalzinieranlagen wie Großkocher, Drehrohröfen und Mahlbrennanlagen vorgenommen. Höhlen und Uhus Im Steinbruch Lichtenstein sind nur sehr selten Höhlen beim Abbau angetroffen worden. Von einer 1952 erwähnten (ersten) „Lichtenstein-Höhle“ ist die Lage nicht bekannt geworden. Nach einem anonymen (vielleicht unter Beratung durch Dr. Hugo Haase abgefassten?) Bericht der Osteroder Zeitung führte hinter einem Vorraum ein enger Schluf in einen nord-südlich streichenden Raum von 12-15 m Länge sowie 1 m Höhe und Breite. In der Höhle gab es spektakuläre Sinterbildungen. Möglicherweise waren es entgegen der Darstellung in der Zeitung Gipssinter, wie sie auch in der 2. Lichtensteinhöhle (recte Rotkamphöhle) vorkommen, jedoch sind echte Kalksinter in Hohlräumen im Gips auch nicht selten, wenn Kalk oder Dolomit das Hangende bildet. Diese Höhle wurde später nie wiedergefunden und war wahrscheinlich bei der Nachsuche schon zerstört. Eine im Höhlenkataster zitierte briefliche Angabe von Prof. Herrmann (ca. 1974), die 1951 von ihm gefundene Höhle sei mit der Rotkamphöhle identisch, kann aus verschiedenen Gründen nicht zutreffen. Zudem spricht die Beschreibung von 1951 dafür, dass die Höhle beim Gipsabbau künstlich geöffnet wurde. Eine Höhle mit natürlichem Eingang, in den Tageslicht fällt, wäre sicher bekannt gewesen. In den späten 80er Jahren wurde nun auf der unteren Abbausohle, zugleich in etwa an der Unterkante des Hauptanhydrits eine kleine aber offensichtlich schon länger trockenliegende Gerinnehöhle angeschnitten. Sie war auf ca. 7 m horizontal zu bekriechen und wies neben kleinen Geröllen am Boden gerinnetypische Seitenwände mit Prall- und Gleithängen auf. Sie ist inzwischen abgebaut. Im November 2001 wurde erneut in der Abbauzone eine Höhle angeschnitten. Die Steinbruchsleitung hatte sie ordnungsgemäß dem Landkreis Osterode am Harz zur Begutachtung gemeldet. Kreisarchäologe Dr. Stefan Flindt und Geologe Firouz Vladi befuhren sie anfangs Dezember 2001 unter Begleitung des Werksleiters. Dabei entstanden diese Bilder. Nach erfolgter Dokumentation wurde der Abbau weitergeführt.
Diese inzwischen nach dem ehemaligen Werksleiter Jürgen Maak benannte Grotte war ursprünglich und auch noch unmittelbar nach dem Anschnitt noch recht beachtlich. Bei der vorerwähnten ersten Befahrung war aber die Firste im großen Umfang hereingebrochen und die Höhle, die direkt in der Verschneidung zwischen Abbauwand und –sohle lag, drohte jeden Moment völlig zu kollabieren. Aus diesem Grunde konnte der ursprüngliche Hohlraum auch nicht mehr rekonstruiert werden. Die tiefe Lage im Steinbruch, also an der Basis des Hauptanhydrits, deutet auf eine Genese als Teil einer Gerinnehöhle hin. Für dieses Gebiet sind durch hydrogeologische Untersuchungen Abflüsse auf dem stauenden Grauen Salzton bekannt, dies ist das ca. 15 m mächtige Gestein unter dem Hauptanhydrit. Diese Grundwasserströme versickern südlich der B 243 in dortigen Bachschwinden und treten weiter nördlich am Fuß des Lichtensteins über dem Sösetal als Karstquellen wieder zu Tage. Die Maaksgrotte dürfte ein örtlich stark erweiterter Teil eines solchen Gerinnes gewesen sein. Die Raumgröße vor dem teilweisen Einsturz mag etwa 10 x 10 m, die Höhe ca. 7 m gemessen haben. Während die hochgebrochene Firste noch im recht unverwitterten Gips stand, waren an den Wänden und nach unten zunehmend rote und graue Lehmpartien mit Kalksteinstücken aufgeschlossen: Der Lösungsrückstand der unteren Gipspartien samt Resten des Plattendolomits, der am Lichtenstein kaum mehr als 1 m Mächtigkeit aufweist. Offensichtlich haben sich hier in diesem Grundwasserhorizont mehrere Generationen jeweils z.T. wieder verstürzter Gerinnehöhlen herausgebildet. Aus der Maaksgrotte waren keine befahrbaren Fortsetzungen mehr aufgeschlossen. Die Höhle ist inzwischen abgebaut. Eine weitere Höhle wurde im November 2008 angeschnitten.
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