Auf dem Kamm des Rötzels verläuft ein dreifaches Wall-Graben-System: Überreste der alten Osteroder Landwehr. Seit der Mitte des 14. Jh. wurden von den Städten, auch als Ausdruck ihrer erstarkenden Macht und Unabhängigkeit, an den Gebietsgrenzen befestigte Wälle zum Schutze der Stadt, der Ackerfluren und des Viehs errichtet. Die Wälle wurden mit undurchdringlichem Dornengesträuch bepflanzt. 1790 schrieb ein örtlicher Pater: „…ließ solche neuerdings ausschlagen und bog die hervorgeschossenen Zweige nieder. Diese wuchsen in der ihnen gegebenen Richtung fort, flochten sich dicht ineinander, und brachten in der Folge eine so dicke und verwickelte Wildnis hervor, die Menschen und Pferden undurchdringlich war.“ Zur Befestigung kam meist ein Pfad zur Pflege der Hecke und für Patrouillenritte, Gräben vor, zwischen und hinter den Erdwällen, die je nach Lage zeitweise auch mit Wasser gefüllt waren, Warttürme und Schlagbäume an Straßendurchgängen. So querte hier von Osterode nach Süden ziehend die alte Krebecker Landstraße die Landwehr und folgte einem in jüngster Zeit erst verfülltem Hohlweg hinab an den Beierstein mit dem Klinkerbrunnen; dort war in Trockenzeiten die erste Wasserstelle zur Pferdetränke. Die Unterhaltung der Landwehren war aufwändig. Nahte ein Feind, wurde die Nachricht über mehrere Warten (Signal-Türme) zur Stadt Osterode weitergeleitet. Der Rötzel Rötzel heißt dieser lang gestreckte Ost-West verlaufenden Rücken: Er hat einen ähnlichen tektonischen Bau wie weiter westlich der Langenberg und der Hellenberg. Auf der nährstoffarmen Oberfläche des Rötzels hat sich ein Halbtrockenrasen ausgebreitet. Er ist sehr artenreich, mit heimischen Enzianen und Orchideen. Voraussetzung für die Entstehung dieser Pflanzengesellschaft war eine Jahrhunderte währende Beweidung der Flächen. Durch jüngst wieder aufgenommene Weidewirtschaft mit Schafen und dem Harzer Roten Höhenvieh wird der früheren Verbuschung entgegengewirkt, die allmählich den bestehenden Pflanzenbestand zu verdrängen drohte.
Dieser Flurname für den trockenwarmen Südhang des Rötzels, eines Höhenrückens zwischen dem Beierstein (links vom Bild) und Düna, weist auf mittelalterlichen Anbau von Messwein für liturgische Zwecke hin. |
Zeichnung nach WEINBERG , 1983
1 Hauptanhydrit |
2 Plattendolomit |
3 Grauer Salzton |
4 Basalanhydrit |
5 Stinkdolomit |
6 Werraanhydrit |
GPS-Koordinaten