Der Falkenburger Stollen
und die Entdeckung der Barbarossahöhle

Im August 1860 hatte der Unternehmer von Born aus Dortmund damit begonnen, unterhalb der Ruine der Falkenburg und direkt an der alten Straße von Steinthaleben nach Frankenhausen einen Stollen vortreiben zu lassen, der zunächst nur als Hilfsbau gedacht war. Die Arbeiten standen unter der Leitung von Grubeninspektor Klett aus Frankenhausen und Schichtmeister Leonhardt aus Udersleben. Gemeinsam mit dem Steiger Heinrich Rödiger aus Könitz (bei Saalfeld) waren drei Bergleute aus Steinthaleben unter Tage beschäftigt, die vorher auf dem Braunkohlenschacht bei Bendeleben gearbeitet hatten: Christian Nachtweide, August Schumann und der wenige Jahre später, am 19. August 1869 in der Höhle tödlich verunglückte Heinrich Vollrodt.

In einem Schreiben an das Hochfürstliche Bergamt zu Könitz wird berichtet, dass "am 20. des Monats [Dezember 1865] ein großer hohler Raum - eine Schlotte - angefahren" worden sei. Den Bergleuten wurde damit, gut fünf Jahre nach Beginn ihrer Arbeit, unverhofft ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk zuteil. Sie hatten die Barbarossahöhle entdeckt. Dass die "Schlotte" - so nannte der Bergmann natürliche Höhlen - aber nicht wie sonst üblich mit taubem Gestein versetzt wurden und zugänglich blieb, ist dem Fürstlich Schwarzburgischen Bergmeister Friedrich HERTHUM aus Könitz zu danken. Mit bewundernswerter Weitsicht hatte er sofort nach Bekanntwerden der Entdeckung von Amts wegen verfügt, die Höhle in ihrer natürlichen Eigenart zu erhalten. Im Einvernehmen mit dem Fürstlichen Finanzkollegium zu Rudolstadt (als der Regierung im heutigen Sinne) konnte er kurz darauf die Erlaubnis für einen öffentlichen Betrieb als Schauhöhle erwirken.

Die Entdeckung kam allerdings nicht so unvermutet, wie das oft dargestellt worden ist. Die Bergleute waren schon nach etwa 80 m beim Vortrieb des (insgesamt 178 m langen) Falkenburger Stollens auf "gesenkten und zerborstenen Gips" gestoßen und ihnen war klar, dass sie sich im Bereich einer zu Bruch gegangenen Schlotte befanden. Wir wissen heute, dass sie den "Olymp" der Barbarossahöhle unterfahren hatten. Den Bergleuten war sehr daran gelegen, möglichst bald wieder in festes Gebirge und damit näher an das Flöz zu gelangen. Sie befürchteten vor allem unkontrollierte Wasserzuflüsse aus der Höhle und einen zusätzlichen Arbeitsaufwand beim Stollenausbau. Es kam jedoch ganz anders. Nicht der Gewinnung von Kupfer galt förderhin ihre Arbeit, sondern der Erschließung eines Naturphänomens von seltener Eigenart und besonderer Schönheit. Bereits wenige Tage später, am Sonntag, den 7. Januar 1866, unternahm der Arbeiterverein Frankenhausen einen Besuch der Höhle. Am 31. Januar 1866 erließ das Fürstlich Schwarzburgische Bergamt eine Verordnung, die das Betreten und mithin einen regulären Betrieb als Schauhöhle regelte. Der Eintritt wurde auf 5 Silbergroschen pro Person festgesetzt. Die Barbarossahöhle avancierte so zum mit Abstand ersten Ausflugsziel im Kyffhäuser, das im heutigen Sinne als Wirtschaftsbetrieb der Tourismusbrache geführt wurde. Richtungsweisend war jedoch die Entscheidung des Bergamtes, der Erhaltung eines Naturdenkmals den Vorrang zu geben und die Interessen des Bergbaus zurückzustellen.

Erst 1869 wurde dann, ausgehend vom nördlichsten, als "Wolkenhimmel" bezeichneten Höhlenraum, die Mutung fortgesetzt. Diese Strecke wird heute als Betriebsstollen oder Mutungsstollen bezeichnet und erreichte nach 30 m Vortrieb das Flöz. 1873 wurde der Bergbau (im praktischen, nicht im rechtlichen Sinne) eingestellt, ohne dass es je zu einem Gewinnungsbergbau gekommen war.


nach A. BERG 1916 (ergänzt nach BRUST 1977)

Bei der Barbarossahöhle handelt es sich um den einzigen Aufschluss, in dem alle Zonen des Werra-Anhydrits sichtbar sind. Das Profil im Betriebsstollen erfasst darüber hinaus das Zechsteinkonglomerat sowie den Kupferschiefer. Im Falkenburger Stollen war der Staßfurt-Zyklus, vertreten durch den Stinkschiefer und das Staßfurt-Sulfat, aufgeschlossen. Leider wurden die interessanten Teile des Falkenburger Stollens 1990 vollständig mit Spritzbeton versiegelt.

Literatur:
BRUST, M. K. & KUPETZ, M. (Eds): Karst und Altbergbau am Kyffhäuser. Salz, Kupfer, Gips, Alabaster.- Exkursionsführer und Veröffentlichungen der GGW, Nr. 225; 9 Beiträge von 6 Autoren, 50 Seiten, 12 Abb., 3 Tab., 76 Literaturangaben

Bezug über:
Dr. M. Lapp, LfUG, Halsbrücker Str. 31a, D 09596 Freiberg, (03731) 294183
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