Aulebener Solquelle

Das Wasser der Aulebener Solquelle, auch als Numburger Westquelle bekannt, hat eine Salzkonzentration von ca. 5 Gramm pro Liter. Die Schüttung beträgt im Durchschnitt in 10 Sekunden etwa 100 Liter. Darin ist ein Pfund Salz gelöst. Würde man das in einem Jahr ausgespülte Salz sammeln, so entspräche das dem Volumen eines Einfamilienhauses. Zum Schutze des Stauseewassers wird das Quellwasser im Normalstau um ihn herum geleitet und über die Thyra unterhalb der Staumauer in die Helme eingeleitet.

Im 16. Jahrhundert, als jede bekannte Salzquelle zur Salzgewinnung genutzt wurde, gab es auch an dieser Salzquelle mehrere großangelegte Salineversuche. Durch den geringen Salzgehalt waren jedoch alle Versuche, die Quelle wirtschaftlich zu nutzen, vergebens.

Der ca. 15 km östlich gelegene Sangerhäuser Kupferschieferbergbau hatte große unterirdische Wasserzuflüsse zu bewältigen. Im Thomas-Müntzer-Schacht mussten 1986 bis zu 7 m³ pro Minute, später bis zu 30 m³, aus den Stollen heraus gepumpt werden um den Bergbau weiter betreiben zu können. Die Hydrologie des Grundwasser des gesamten Helmetals ab Nordhausen war durch diese Maßnahmen betroffen. Die Aulebener Solquelle und die östlich benachbarte bei der Numburg versiegten schließlich. Nachdem 1990 der Kupferschieferbergbau in der Region eingestellt, die Pumpen abgestellt und die Stollen abgedämmt waren, stellte sich das ursprüngliche Karstwasserniveau wieder ein und die Quellen begannen wieder zu sprudeln.

Vorstellung zum Aulebener Quellsystem
1Werraanhydrit
2Zechsteinkalk
3Kupferschiefer
4Oberkarbonsandstein

Jede Karstquelle wird durch ein Höhlensystem gespeist. Auch vor der Aulebener Solquelle ist eine Höhle zu vermuten. Hierzu ein Auszug aus den Mitteilungen des Karstmuseums Heimkehle, Heft 21:

Im Zusammenhang mit der Entdeckung und Erforschung der Numburghöhle erfuhr STOLBERG auch über die Existenz einer Höhle an der Aulebener Quelle. 1930 kartierte er die Höhle, einen schmalen Schlauch von etwa 20 Metern Länge, der schließlich so schmal wurde, dass er unbefahrbar war. Die Höhle war für Höhlenforscher nicht interessant und es beschäftigte sich in den Folgejahren kaum jemand mit diesem Objekt.

Als in den achtziger Jahren das Karstmuseum einen Höhlenkataster erarbeitete, wurden auch alle einschlägigen Leute befragt, ein klare Antwort über die Lage der Höhle war nicht zu bekommen. Die Westharzer Höhlenforscher ließen uns eine Vermessung aus dem Stolbergschen Nachlass zukommen, zu finden war sie trotzdem nicht mehr.
Als die Numburghöhle entdeckt war, kam uns natürlich der Gedanke, dass es an der Aulebener Quelle kaum anders aussehen würde. Aber die Numburghöhle beschäftigte uns derartig, dass keiner Zeit hatte, dort größere Grabungen durchzuführen. Einbrüche oder alte Eingänge gab es ohnehin nicht mehr. Es gab nur verschiedene höffige Stellen, an denen man graben konnte. Das war natürlich mit viel Arbeit verbunden. Als uns das Wasser im April 1989 die Numburghöhle wieder wegnahm, kam der Gedanke erneut auf. Es war klar, dass auch hier durch den Wasserspiegelanstieg die Chancen sehr gering waren. Aber vielleicht hatte die Natur hier einen Zugang parat, der nach einiger Graberei trocken zu erreichen war. Einen Versuch war das immerhin wert. Die schon in vielen Grabeaktionen bewährte Dresdener Höhlenforschergruppe unter der Leitung von "Wim" Wutzig wollte im Mai ein Grabungslager starten.
Am 12. Mai 1989 wurde damit begonnen, die Höhle zu suchen. Aus "Wims" Tagebüchern lässt sich das Unternehmen gut verfolgen. Für diese Abhandlungen unwichtige Nebenhandlungen wurden bei dieser Abschrift einfach weggelassen:

12. 5. 89
In den Abendstunden und bei regnerischem Wetter reisen wir zum diesjährigen Grabungslager nach Auleben an. Unseren Biwakplatz schlagen wir direkt im Bereich der ehemaligen Aulebener Solquelle, am Hange des Solberges, auf. Ein romantischer Lagerplatz, ca. 2 Kilometer vom Ort Auleben entfernt, in Richtung Kelbra gelegen. Zum Glück hört der Regen auf und wir sitzen nach allgemeinem Zeltaufbau noch gemütlich am Lagerfeuer. Ein 30 Liter Fässchen ist angezapft und es gibt viel zu erzählen. . . .

15. 5. 89
Die Wernigeröder Freunde Veit und Bernd graben im derzeit trockenen Quellaustritt der Aulebener Solquelle, mit dem Ziel, in eventuell vorhandene Hohlräume der Karstquelle vorzustoßen. Unser Ansatzpunkt nach einem eventuellen Höhleneingang liegt an einer optisch höffigen Stelle, unter einer mächtigen freistehenden Linde. Der "Fuchs" und ich graben an besagter Stelle und legen in der Böschung eine grottenartige Nische von etwa 3 Meter Breite und 1,8 Meter Höhe frei. Alles steht im Gips. Im Aushub finden wir rezente Glas- und Keramikscherben. Im Volksmund, so erfahren wir von den Einheimischen, wurde diese kleine Grotte das "Klosloch" genannt.
"Zech" und "Seemann" beginnen, einen kleinen Naturschacht am Hange des Solberges ca. 50 Meter südwestlich der großen Linde aufzuwältigen. Der Schacht zeichnet ein Kluftkreuz nach und ist mit angelaugtem Gips verstopft. Bei Niederschlag und Schneeschmelze fungiert er als Ponor. Nach reichlich 3 Metern Tiefe stellen sie jedoch die Arbeit ein. Der Schacht führt zwar in die Tiefe, ist aber vollkommen verfüllt. Die Arbeit, ihn zu öffnen, wäre unendlich und in der uns zur Verfügung stehenden Zeit nicht durchführbar. . . .

16. 5. 89
Wieder ein idealer, sonniger Tag. Die Grabungen werden fortgesetzt. Ich informiere mich nochmals im Karstmuseum über die Aulebener Höhle. Nach der Zeichnung von STOLBERG liegt das Mundloch der Höhle im Niveau des Kelbraer Landweges, leider ohne nähere Anhaltspunkte. Wenige Meter westlich der großen Linde befindet sich ein kleiner, vom Landweg aus aufgefahrener, ehemaliger Steinbruch. Dieser Steinbruch ist jünger als die Höhlenbearbeitung STOLBERGs. Wir vermuten nun, dass der vordere Teil der Aulebener Höhle den Steinbruchsarbeiten zum Opfer fiel. Alte Aulebener Bürger, so die Familie Rolf Wischleb, bestätigten uns diese Annahme. Wir verlegen nun unsere Sucharbeiten in den kleinen Steinbruch. Wir heben einen Suchgraben aus, 4 Meter lang und 1,3 Meter tief. Der Aushub bestand fast ausschließlich aus Hausmüll. Wir legten die ganze vordere Felsenecke des Steinbruchs frei, aber zu unserer Enttäuschung fanden wir kein Anzeichen einer Höhle. . . .

18.5.89
Von der Fischwirtschaft in Auleben heuern wir einen Greifer an. Der Fahrer gibt sein Bestes und hebt uns in der Südwestecke des Steinbruchs einen 2 Meter tiefen Schurf aus. Anfangs sieht es sehr höffig aus, große angelaugte Gipsbrocken und angelaugter, anstehender Fels sind zu sehen. Wir graben noch bis in 3 Meter Tiefe, finden aber auch hier keine Aulebener Höhle. . . .

19. 5. 89
Die Wernigeröder und Veit und Bernd arbeiten noch einmal in der Solquelle. Mit Schlägel und Eisen sind die reichlich 3 Meter weit in den ehemaligen Quellaustritt vorgedrungen. Der anstehende Gips ist stark angelaugt. . . .

Sie drangen etwa noch 2 Meter vor, dann war die Kraft zu Ende. Klaus Peter stieß eine Eisenstange zwischen einige angelaugten Felsblöcken in die Tiefe und zog diese nass wieder zurück. Der Wasserspiegel war hier im Mai dem Ausfluss der Quelle schon wieder recht nahe gekommen. Das war ein Hinweis dafür, dass wohl kaum noch weitere Grabeaktionen einen Sinn hatten. Es war bereits schon zu spät, das Wasser war wieder im Anmarsch. Einen höffigen Ansatzpunkt konnten wir in der kurzen Zeit auch nicht finden. So war der Traum vom Auffinden einer "gewaltigen" Aulebener Höhle ausgeträumt, auch wenn sie geologischer Logik folgend, bestimmt vorhanden war.
Am 24. August 1989 füllte sich der Erdfall vor der Aulebener Quelle mit Wasser. Fließen sah man aber noch nichts. Am 4. September floss die Aulebener Solquelle bereits wieder. Entsprechend der Undichte der Abdämmung im Westfeld des Thomas-Müntzer-Schachtes verlief der Anstieg der Schüttung auch hier nicht kontinuierlich. Durch den Stausee wurde auch hier das Wasser wieder ausgesüßt, erreichte aber im Mai 1990 alte Werte und im Juni 1990 waren die Schüttung der Quelle und der Salzgehalt den ursprünglichen Werten ebenbürtig. Damit existierte die Aulebener Solquelle wieder.




Einen Abriss der Salzgewinnung an der Aulebener Quelle findet man bei EMONS & WALTER in dem Buch "Alte Salinen in Mitteleuropa":

"... So nahmen die Stolberger Grafen, zu deren Gebiet Auleben gehörte, zwar in den 40iger Jahren des 16. Jahrhunderts den Bau eines Salzwerks in Angriff, doch wurden diese Arbeiten aus unbekannten Gründen bald wieder eingestellt. Kurze Zeit danach nahm sich Kurfürst August I. von Sachsen als Oberlehnsherr der Grafschaft Stolberg der Solquellen an. Er setzte über 100 Arbeitskräfte ein und wendete über 32 000 Gulden auf, um in seinem Land eine eigene Saline zu besitzen. 1563 wurden die ersten Solbrunnen angelegt. Obwohl, wie wir heute wissen, die Sole nur 0,8% Salz enthielt, glaubte sich der Fürst nach den ersten Probesiedungen zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Nach jahrelangen ergebnislosen Bemühungen gelang es 1568, die Solquelle zu fassen und in zwei Siedehütten das erste Salz zu produzieren. Nach kurzer Zeit nahm der Salzgehalt der Brunnensale noch weiter ab. Der Kurfürst, enttäuscht darüber, dass der große Nutz- und Überschuss schon so lange ausgeblieben war, verdächtigte nunmehr den Leiter der Bauarbeiten, den hessischen Salinefachmann HANS WETZEL, absichtlich die Salzgewinnung zu hintertreiben. WETZEL entwich heimlich vor dem Zorn des Kurfürsten in seine Heimatstadt Allendorf in der Landgrafenschaft Hessen - Kassel. Schon nach wenigen Monaten merkte Kurfürst August, dass er auf den fachkundigen Salinisten nicht verzichten konnte und bat den Landgrafen, ihm diesen erneut zu schicken. Kurz darauf kam es allerdings zum endgültigen Bruch mit dem hessischen Baumeister. 1572 erließ Kurfürst August endlich den Befehl, das hoffnungslose Unternehmen einzustellen ...
...1591 ließen sich einige Unternehmen von Kurfürst CHRISTIAN I. mit den Aulebener Solquellen belehnen, traten aber nach kurzer Zeit von ihren Salinenplänen zurück. 1606 versuchte sich Doktor ZIEGENMENGER aus Augsburg als Salinenbesitzer, baute zwei Gradierwerke und eine Siedehütte mit dem Ergebnis, dass seine Schulden in wenigen Jahren vierstellige Summen erreichten. 1613 gelang es ihm, die Saline zu verkaufen. Die neuen Besitzer, Kaufleute aus Leipzig, betrieben die Salzgewinnung noch einige Jahre - mit welchem Erfolg ist nicht überliefert. Als 1675 eine kurfürstliche Kommission die Anlage besichtigte, existierten nur noch zwei alte Schächte..."
[ zurück ]

1865 wurden die letzten Reste der Salzgewinnungsanlagen an der Aulebener Solquelle beseitigt und die Gegend zu Ackerland gemacht.

GPS-Koordinaten
N 51.4248° E 10.9603°

Impressum / Datenschutz