Pfalz und Kloster Pöhlde

Pfalz und Kloster Pöhlde spielten in der Geschichte des frühen Deutschen Reiches eine herausragende Rolle. Langjährige Ausgrabungen bis 1974 haben die Geschichte des Platzes erhellt. 927 bzw. 929 erhält Mathilde, die Gemahlin König Heinrichs I., einen Hof zu Pöhlde mit der Burg als Witwengut. Die Reste dieser Fluchtburg ("König Heinrichs Vogelherd") sind noch oberhalb Pöhldes auf dem Rotenberg erhalten. Regieren war im frühen Mittelalter eine reisende Tätigkeit, so daß der König an verschiedenen Stellen Pfalzen und Königshöfe zur Regierungsausübung unterhielt. Die häufige Anwesenheit vor allem Ottos II. (973 - 983) und Heinrichs II. (1002 - 1024) zu Weihnachten stellt die Bedeutung Pöhldes als Festtagsplatz deutscher Könige und Kaiser besonders heraus. 1002 war Pöhlde Schauplatz einer politischen Mordtat, als Siegfried von Northeim den nach der Königskrone greifenden Ekkehard von Meißen erschlug. Mit Heinrich III. endet 1059 die Reihe der Herrscheraufenthalte in Pöhlde.

Die heutige Kirche steht inmitten einer älteren dreischiffigen Anlage aus dem Mittelalter, die mehrfach Zerstörungen erlitt. Der heutige Bau auf älterem Steinsockel stammt von 1688 mit Fachwerkturm von 1768. Nördlich der Kirche sind Grundmauern eines älteren Seitenschiffes der Kirche und des Kreuzganges freigelegt worden. Die Grundrißdarstellung auf Grundlage der Grabungsbefunde im alten Friedhofsgelände gibt eine Vorstellung über die alte Größe der Klosteranlage, insbesondere des Kreuzganges. Die Stiftsgründung durch Königin Mathilde gegen 950 erhöhte die Bedeutung Pöhldes als Pfalzort. Vor 983 in ein Benediktinerkloster umgewandelt, erhielt das Kloster 1129/30 die Prämonstratenserregel. Das Kloster selbst verlor nach den Zerstörungen 1525 im Bauernkrieg an Bedeutung. Die Mönche wichen nach Duderstadt aus. Eine Wiederbelebung 1629 blieb erfolglos.

Reste der königlichen Gebäude wurden im Pfarrgarten freigelegt, sind aber aus konservatorischen Gründen wieder zugeschüttet worden. Die ältesten Baureste reichen in das 10. Jahrhundert zurück. Ein etwas jüngerer Bau erreichte die Größe von 9,5 auf 22 m. Hierbei dürfte es sich um das repräsentative Hauptgebäude (Aula) der Pfalz gehandelt haben. Die übrigen Fundamente sind Ergebnisse späterer Erweiterungen und Umbauten. In alter Zeit bestand ein Verbindungsgang zwischen Kloster und Pfalzgebäude, ähnlich wie man es von den frühmittelalterlichen Pfalzen Aachen oder Frankfurt am Main kennt.

[ Friedrich Stolberg über die Pfalz ]

GPS-Koordinaten
N 51.6134° E 10.3093°

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