Kompa, T. & Schmidt, W. (2002):

Vegetationsentwicklung nach Windwurf in Buchenwäldern des südwestlichen Harzvorlandes. in: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Treffpunkt Biologische Vielfalt II: 125-131, Bonn – Bad Godesberg
 

Zusammenfassung:

Bei Fokussierung auf die Parameter „Gefäßpflanzenarten“ und „Alpha-Diversität“ (Artenzahl pro Flächeneinheit) läßt sich im hier untersuchten Buchen-Windwurf durchaus eine erhöhte Organismenvielfalt feststellen. Es sind aber zumeist waldfremde „Allerweltsarten“ und nicht etwa Rote-Liste-Arten, die zur Biodiversität beitragen. Besonders geräumte Windwurfflächen sind zwar hochdivers, aber vergleichsweise naturfern. Sie erscheinen „doppelt gestört“ (erst Windwurf als natürliche und danach Räumung/Bepflanzung als anthropogene Störgröße). Hohe Diversität und Naturnähe stellen sich unter diesem Gesichtspunkt als gegensätzliche Pole dar. Auf anderen Betrachtungsebenen von Biodiversität (z.B. Beta-Diversität als Vielfalt von Gesellschaften entlang ökologischer Gradienten oder Gamma-Diversität als Gesamtvielfalt einer Landschaft) ergeben sich aber durchaus ganz andere Aspekte. Besonders im belassenen Windwurf treten temporäre Stadien der Vegetationsentwicklung auf, die in Wirtschaftswäldern normalerweise nicht zugelassen werden und die somit eine strukturelle, ökologische und pflanzensoziologische Bereicherung unserer Waldökosysteme darstellen. Ebenso ist aus der Literatur bekannt, dass in Windwurfgebieten bestimmte Tiergruppen einen positiven Trend auch bei seltenen und Rote-Liste-Arten zu verzeichnen haben, was besonders auf Totholzbewohner, teilweise aber auch auf Brutvögel zutrifft (u.a. Werth et al. 1998; Kenter et al. 1998). Zur Diversität tragen ebenso die ablaufenden Pilzsukzessionen bei (u.a. Rexer & Oberwinkler 1998). Immer wieder wird dabei die positive Bedeutung des belassenen Windwurfes betont. Eine isolierte Betrachtung etwa nur der Gefäßpflanzenflora ist für unsere Fragestellung also nicht empfehlenswert. Windwurf ist schon immer ein natürlicher Einflußfaktor in der mitteleuropäischen Waldlandschaft gewesen und wird es auch in Zukunft sein, wodurch sich die Frage nach „wünschenswert“ oder „nicht wünschenswert“ gar nicht stellt.

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