Seit der Erstausgabe des vorliegenden Heftes sind 25 Jahre vergangen und mittlerweile liegen zahlreiche neue Veröffentlichungen zum Thema vor. Viele historische Fakten kennen wir heute besser, z.B. wissen wir, dass Benno Wolfs Foto auf S. 20 während einer Exkursion der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde entstand, der Benno Wolf angehörte, dass er sein Abschiedsgesuch 1933 nicht freiwillig, sondern – wie damals leider normal – unter massivem Druck einreichte und dass er am 6. Januar 1943 im KZ Theresienstadt starb, in das er verschleppt worden war. Dennoch gab es immer wieder Nachfragen nach dieser faktenreichen Veröffentlichung und den in ihr publizierten Originaldokumenten. Daher wurde sie 2012 digitalisiert und an vorliegender Stelle neu veröffentlicht. Für diese Arbeit gebührt Detlef Tront mein Dank. Dr. Friedhart Knolle, 17.2.2012 |
FÜR KARSTKUNDE IN NIEDERSACHSEN e. V. Heft 5 Materialien zur Geschichte der deut- Zusammengestellt - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Im Eigenverlag der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde in Niedersachsen e. V. Osterode 1987 2
Einführung lichkeit an die deutsche Höhlenforschung damit beweisen, daß er in seiner bisher geübten Selbstlosigkeit seine Höhlenbücherei für die Fortsetzung der Forschungen zur Verfügung stellt". Das war der Gipfel des Zynismus. (...) In der Tat war geplant, alle Höhlenvereinigungen aus der noch bestehenden Dachorganisation herauszulösen, sie im "Reichsbund" gleichzuschalten und diesen dann der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde im "Ahnenerbe" unterzuordnen. Anfang 1939 konnte man die Aktion einleiten. Der ehemalige Studienprofessor Dr. Ing. Hans Brand wurde als der derzeitige Leiter der Karst- und Höhlenforschung im "Ahnenerbe" (...) im März beauftragt, mit den deutschen Höhlenwissenschaftlern persönlich Fühlung aufzunehmen. Reichsgeschäftsführer Sievers lieferte Schützenhilfe, indem er prominente deutsche Vereinigungen, wie den "Reichsverband deutscher Schauhöhlen und Schaubergwerke", schriftlich aufforderte, sich mit Brand zwecks "Zusammenarbeit" in Verbindung zu setzen. Unterdessen sorgte Dr. Kurt Willvonseder, des "Ahnenerbes" Vertrauensmann in allen Fragen der ostmärkischen Bodendenkmalspflege, dafür, daß auch die Neuordnung der zahlreichen österreichischen Höhlenvereine betrieben wurde. (...). In Österreich stieß das "Ahnenerbe" vorerst auf Widerstand, den er jedoch mit Gewalt zu brechen gedachte. Indem er einen Grazer Höhlenspezialisten im August 1939 zum "freiwilligen Eintritt in die vom Reichsführer-SS geschaffene Neuorganisation" unter Androhung einer Denunziation an Himmler drängte, legte er die nun schon längst zur politischen Typik des "Ahnenerbes" gehörende Haltung eines tyrannischen Zwingherrn an den Tag, der bemüht ist, nach außen hin sein Gesicht zu wahren. Gefügiger als die seit langem auf ihre ansehnlichen Höhlen stolzen Österreicher zeigten sich ihre deutschen Kollegen. "Hauptverbands"-Vorstand Riemer sah sich am 15. August veranlaßt, Sievers seiner Kooporation zu versichern." zurückführte, zum Vorwand, um für eine "völlige Angleichung" zumindest der traditionsreichen österreichischen Höhlenforscher an die Reichsverhältnisse einzutreten. Sievers pflichtete bei, doch war man sich über die Art der Gründung eines neuen "Reichsbundes" noch nicht schlüssig. Wie wollte man den "Hauptverband" eliminieren? (...). Schließlich befolgte das "Ahnenerbe" ... bundes" verfügen. 1942 informierte der "Reichsbund" seine Mitglieder, daß Riemer Anfang Oktober 1942 aus "gesundheitlichen Gründen" auf seine "Reichsbund"-Ämter verzichtet habe. Der wahre Grund, so ließ Riemer Florian Heller wissen, war jedoch die inzwischen vollbrachte Verhaftung des Nestors der deutschen Höhlenforschung, Benno Wolf, in Berlin. Das einzigartige höhlenkundliche Material Wolfs, welches das "Ahnenerbe" im Spätsommer 1942 gerade zu Brand nach München verfrachten ließ, aber gehörte laut Wolfs Vermächtnis - Julius Riemer. (...). Brand selbst erklärte nach dem Kriege, er sei in seiner Rolle als "Beschützer" Wolfs von der Gestapo "regelrecht überspielt" worden. Hingegen hat Julius Riemer nach 1945 gemeint, "daß der eigentliche Hauptschuldige für die Verschleppung Wolfs Prof. Dr. Brand sei, der sich in den Besitz des reichen wissenschaftlichen Materials zur Karst- und Höhlenforschung setzen wollte". Diese Feststellung kommt der Wahrheit am nächsten. Brand war es, der im Dezember 1940 an Sievers schrieb, durch die forcierte Annäherung Riemers an das "Ahnenerbe" werde man auf indirekte Weise in den "wertvollen Besitz des seit Jahren angehäuften und sorgfältig bearbeiteten Materials des früheren Hauptverbandsvorsitzenden Dr. Wolf gelangen". Im Oktober 1941, einen Monat, bevor die deutschen Juden überhaupt erst ihre deutsche Staatsbürgerschaft verloren, schrieb Sievers an Adolf Eichmann, nach der zu erfolgenden Deportation Wolfs sei dessen Material zu sichern und zum "Ahnenerbe" zu schaffen. Im Februar 1942 - die Berliner Juden wurden seit Oktober 1941 abtransportiert - regte Sievers an, die Bücherei Wolfs schon vor dessen Evakuierung durch die Gestapo beschlagnahmen zu lassen, ein Vertrauter des "Ahnenerbes" würde dabei gerne Hilfestellung leisten. Im April stand der ungefähre Zeitpunkt fest, zu dem der 71jährige Wolf "mit einem Alterstransport zum Abschub" gelangen sollte. Am 6. Juli war es endlich soweit. Vorsorglich hatte Sievers als "Ahnenerbe"-Spitzel die SS-Führer Dr. Abrahamczik und Reimann in die Berliner Hornstraße Nr. 6 entsandt. Ihr Bericht über die entwürdigende Verhaftung des einstigen Landgerichtsrats ist ein ebenso erschütterndes wie grausames Dokument. "Dr. Wolf erschien erst um 13.30 Uhr in seiner Wohnung. Vor den anwesenden SS-Männern wollte er vorerst keinerlei Aussagen machen und tat sehr geheimnisvoll über seine angeblichen Verbindungen zu aller- höchsten Stellen. Über seinen persönlichen Verkehr mit Riemer befragt, gab er zu, daß er fast täglich mit diesem beisammen sei. Über die plötzlich beabsichtigte Evakuierung war er sehr erstaunt, besonders da ihm von Herrn Riemer zugesichert sei, daß er von ihr verschont bleiben werde. Riemer wurde seinerzeit vom Reichsführer-SS als Vorstandsmitglied des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung und Schriftleiter der Zeitschrift bestätigt. Auf Grund dieser Bestellung fühlte sich Herr Riemer nach Angaben Wolf's berechtigt, diesem zu raten, keinen Judenstern zu tragen. Es sollten dadurch seine Arbeiten am Welthöhlenkataster nicht behindert werden. Wolf schützte auch seine hohen Verbindungen vor und nannte als solche 'Das Ahnenerbe', Sievers, Rektor Wüst und Dr. Brandt." Das erste, was Reichsgeschäftsführer Sievers, der nach dem Kriege als Widerstandskämpfer in die Geschichte einzugehen gedachte, daraufhin tat, war, sämtliche Angaben Wolfs über dessen Beziehungen zum "Ahnenerbe" bei der Gestapo scharf zu dementieren. Im August bat Brand die Reichsgeschäftsführung noch einmal um Übersendung des Wolfschen Materials an seine Münchener Forschungsstätte. Der Berliner Gelehrte aber, dem die Haushälterin für die "Reise" noch "Mantel und Schirm" hatte mitgeben wollen (darauf der Gestapobeamte: dies sei nicht nötig, der Herr Doktor brauche so etwas nicht an dem Ort, wohin er gebracht würde), gelangte in das Konzentrationslager Theresienstadt, wo er dann wahrscheinlich ermordet worden ist. ser Truppe - das wird niemanden erstaunen - lag Himmlers Interesse an Karst und Militär gleichermaßen zugrunde. Schon zwei Jahre vor Kriegsausbruch hatte der verhinderte Armeeoffizier die "Bedeutung der Höhlen auch für den Kriegsfall" erfaßt; damit waren den Kriegsspielereien späterer Monate Tür und Tor geöffnet. Im Frühjahr 1942 erklärte Himmler sich mit Brands Vorschlag zur Schaffung eines SS-Karstwehrtrupps grundsätzlich einverstanden. Anfang 1943 lag das von Standartenführer Brand gegründete und kommandierte Karstwehr-Bataillon noch in seiner Stammkaserne im Pottensteiner Karst; erst zu Beginn des nächsten Jahres wurde es im Karstgebiet zwischen Görz und Triest eingesetzt, wo es vermutlich gegen Titos Partisanen kämpfte."* ---------------- *: Quellenverweise aus dem Zitat fortgelassen. Da die Recherchen KATERs quellenmäßig sehr gut belegt sind, empfiehlt sich eine Hinzuziehung des Originaltextes. -de, daß der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher dieses Bild nicht zurechtrückte. Man lese selbst nach, was der bekannte Heimatschreiber August Sieghardt über diesen Naziverbrecher (als nichts anderes muß man ihn bezeichnen) schrieb - siehe letzte Anlage. Wie verlogen doch diese Welt ist! Aber es ist vielleicht gerade letztere Tatsache, die der Wahrheit ihre oft so befreiende und sprengende Kraft gibt. Möge die folgende Materialsammlung, deren Dokumente im einzelnen für sich sprechen, etwas dazu beitragen, der Wahrheit ans Licht zu helfen. Es muß heraus, auch in Höhlenforscherkreisen, nicht nur - und das schon vor über 10 Jahren - bei Historikern des Nazistaates. SCHRIFTEN
y) für Karstforschung Ahasver Spelaeus von R. G. SPÖCKER † Unter den Menschen, die ich bei meinen Forschungen kennenlernte, war BENNO WOLF einer der merkwürdigsten. Alle Höhlenforscher - wenigstens alle jene, die ernst zu nehmen sind - weichen in ihrem psychichen Bauprinzip mehr oder minder von der Norm ab. Es gab tausende von Schumachern, aber nur einer war »Poet dazu«. Es gibt dutzende namhafter Höhlenforscher, aber keiner hatte »alle Tassen im Schrank«. Wenn man im Glashaus sitzt, sollte man nicht mit Steinen werfen. Weiß ich, weiß ich. Wer bemerkt schon, wenn er im Glashaus sitzt? Außerdem will ich das Prädikat »namhaft« für mich überhört haben! Es scheint aber ein Naturgesetz zu sein, daß die Menschen dieser Zunft von Anomalien gekennzeichnet sind, die keinen ausschließen. Um nicht mißverstanden zu werden, es ist nicht sofort etwas Augefallenes an ihnen zu bemerken. Sie sind nicht mit Merkwürdigkeiten behängt, wie ein Weihnachtsbaum mit Glaskugeln. Man wird dessen erst gewahr, wenn man längere Zeit mit ihnen in Berührung ist. Bei WOLF allerdings bedurfte es keiner Anlaufzeit. Insofern machte er eine Ausnahme unter allen. Er war das, was man schlechthin als Original bezeichnen könnte, ein Mensch, der schon beim ersten Anblick und bei den ersten Worten belustigt aufhorchen ließ. An ihm sprang auf Anhieb ein ganzes Bündel spaßiger Eigentümlichkeiten in die Augen. Er warf eine Figur, die Zeichnungen von DAUMIER oder WEBER zum Vorbild gedient haben könnten. Nicht so sehr in die Breite gewalzt und in den Besonderheiten nicht so sehr betont, wie jene Zerrbilder. In den optischen Grundzügen aber entsprach er von Haus aus solchen Gestalten. Er war klein, schmalbrüstig, scheinbar etwas schwächlich, in Wirklichkeit allerdings unglaublich zäh. Der nahezu kahle Kopf saß auf einem gedrungenen Halse und neben den unvermeidlichen Attributen dieses Mannes, Eispickel und Stock oder Regenschirm, besaß er ein Bärtchen, in späteren Jahren einen ausgewachsenen Bart. Vielmehr ein Gestrüpp von Bart. Daß er mit diesem Gesichtsschmuck zu Bette ging, kann angenommen werden. Daß er mit Schirm und Pickel das Gleiche tat, dürfte ihm angedichtet worden sein. Im ganzen genommen erinnerte er an einen Zwerg oder an einen geschrumpften Mephisto. Besonders, wenn er neben den massigen Formaten von BOCK, MÜHLHOFER oder PERCO stand. Sein Blick aus den tiefliegenden Augenhöhlen vermochte nur durch ein weites Zurückbiegen des Kopfes dem seiner Partner begegnen. Dann schob sich die Haut über den buschigen Brauen zu unzähligen Falten zusammen, die wie Schwingen eines Vogels von der Stirnmitte aus nach beiden Seiten verliefen. Über der Nasenwurzel bildete sich dabei eine kräftige Mulde. Manches Foto wurde von diesem Dreigestirn 2 geschossen, da es einen Zug ins Komische, ins Groteske enthielt. Das Seltsame dieser Kontrastfiguren forderte geradezu zu einer bildlichen Dokumentation heraus. WOLF wußte das selbst; es störte ihn nicht. Erst recht nicht BOCK und MÜHLHOFER, wenn auch jeder solche Situationen aus seiner eigenen Warte betrachtete. Zu diesem Eindruck des Augenscheins kam der akustische. WOLFs Stimme war zwar nicht das, was unter Kopf- oder Fistelstimme zu verstehen ist. Sie war so, wie man sie bisweilen bei Liliputanern auf Jahrmärkten venimmt, wenn sie mit besonderer Lautstärke das Publikum auf ihre Attraktionen aufmerksam machen. Hielt er eine Rede - es waren wohlgesetztet klare Reden - dann hatte WOLF meist die Angewohnheit, zur Decke zu blicken, wobei es nicht genügte, nur den Kopf zu erheben. Selbst die Augäpfel schoben sich dann so weit unter die oberen Lider, daß sie fast unter Ihnen verschwanden. Höher, noch höher! Diese Haltung nahm er oft auch ein, wenn er jemandem gegenüberstehend, Erklärungen in dozierendem Ton abgab. Das waren alles Absonderlichkeiten äußerer Art. Zu ihnen kam eine Verhaltensweise, die schrulllig zu nennen war. »Füttert die wilden Bestien« war eines seiner geflügelten Worte, wenn er den Damen Süßigkeiten aus billigen braunen Tüten anbot. Oder etwa »Der Wolf gibt Pfötchen«. Auch den italienischen Ausdruck »Mostro de mulo« 3 hatte er gerne in Bereitschaft. Die Reichhaltigkeit seines so gearteten Wortschatzes wiederzugeben würde zu füllig werden. Ganz abgesehen davon, daß solche Äußerungen oft auch einmalig aus dem Stehgreif hervorgingen und bereits verhallt waren, noch ehe man sie in ihrem Kern erfaßt hatte. * * * Die Männer seiner Zeit konnten sich um ihrem Freund und Kameraden nicht undankbarer erweisen, als mit diesem Schweigen. Mögen diese Worte der verspätete Ersatz eines Nachrufes sein. Ein Teil seines wissenschaftlichen Erbes ist im Schrifttum verankert. Vieles ging unwiederbringlich verloren. Vor allem am Ende des Krieges durch die Schuld eines maßlos eitlen, ehrgeizigen und geistig minderwertigen SS-Standartenführers. * * * Ich begegnete WOLF bei der ersten großen Tagung des Hauptverbandes Deutscher Höhlenforscher im Salzburger Land. Wenn ich nicht irre, geschah es in Werfen Anfang der zwanziger Jahre. Seinerzeit war ich noch ein völlig unbeschriebenes Blatt und ich konnte mir wirklich nicht denken, was die illustre Gesellschaft veranlaßte, mir kleinem Grünschnabel bei dieser Gelegenheit gemeinsam mit einigen alten und unbestritten hochverdienten Forschern den silbernen Höhlenbären an die Brust zu heften. Natürlich war ich stolz. Das Emblem galt damals als hohe Auszeichnung, denn es war erst geschaffen worden. Doch ich wollte ja von WOLF erzählen. Nur hing vielleicht auch die Dekorierung mit Ihm zusammen. Daher die Abschweifung. WOLF war ein ruheloser Mann. Man konnte ihn als den Commis Voyageur in karstwissenschaftlichen Anlagen bezeichnen. Er beschaffte Gelder für die Forschung und war damit der Kallagan in Finanzsachen. Er vermittelte wissenschaftliche Spezialisten in aller Herren Länder zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren. Er schlichtete - als Landgerichtsrat prädestiniert - Streitigkeiten, redigierte die Fachzeitschrift arbeitete an einer höhlenkundlichen Weltbibliographie und schließlich war er, wie ich eben schon sagte, auch noch Landgerichtsrat in Berlin-Charlottenburg. Das, wie mir schien, nur ganz nebenbei. Was diesen Mann bewog, ausgerechnet Doktor der Rechtswissenschaften zu werden, war unerfindlich. Denn die Höhlenforschung betrieb er schon mit neunzehn Jahren im Triester Karst - also in einem Alter - in dem ihm auch das Studium der Naturwissenschaften noch offenstand. 5 Ein besonderes Steckenpferd von ihm ist nicht zu vergessen! Als ich ihn kennenlernte, war er immer auf der Suche, für die Höhlenforschung neue »Leuchten« zu entdecken. Im bildlichen Sinne natürlich. Es lag ihm feme, die bewährte Grubenlampe durch Besseres zu ersetzen. Er fahndete nach geeigneten Nachwuchskräften, da er selbst wie die gesamte damalige Elite, bereits in vorgeschrittenen Jahren war. Zumindest von meinem Blickwinkel aus. An jenem ersten Abend nahm er mich beim Arm und wir spazierten durch das nächtliche Werfen. Stimmt, es war Werfen und am Tage vor dem Besuch der Eisriesenwelt. Nun mußte ich ein höhlenkundliches Rigorosum über mich ergehen lassen, das dem Herrn Rat vom Gericht alle Ehre machte. Immer in Abständen von zehn Schritten verhielt er und blickte zum Nachthimmel empor. Jedes Wort kam bedächtig von seinen schmalen Lippen, als lese er es von den Sternen ab. Manchmal waren die Sätze von einem kurzen Stoßen des Kopfes begleitet, wie es ein Huhn tut, wenn es schluckt. Das waren dann die schwerwiegenden Probleme, denen er durch diese Kopfbewegung Nachdruck verlieh. Das Gespräch ging in erster Linie um die Höhlenflußtheorie von BOCK. Sie war der letzte Schrei und zog mit KATZER gegen die Grundwassertheorie von GRUND ins Feld. Ich hatte mich mit diesen Arbeiten schon eingehend befaßt, so daß mich die Inquisition nicht zum Schwitzen bringen konnte. Ein anerkennendes Wort war das Ergebnis. Wohlmöglich auch der silberne Höhlenbär. Ich weiß es nicht. Trotzdem mußte ich immer denken: »Sonderbarer Kauz«. Später wurden wir gute Freunde. WOLF brachte mich mit dem Ausland in Verbindung mit PERCO, dem Direktor der RR. Grotte demaniali di Postumia, BOEGAN, MÜLLER-TRIESTE und anderen Koryphäen. Er half mir, wo er konnte und ich glaube heute, daß er durch sein rastloses Ermuntern wenigstens mittelbaren Anteil an meinem Vorrücken in die Frontreihe der Zunft hatte. * * *
Das ging über vierzig Jahre gut, bis ein verruchtes politisches System dem Juden WOLF die Grundlagen für seine Ideale entzog. Bis dahin hatte er ein halbes Tausend Höhlen, darunter ungezählte Schächte und den Karst zwischen Adelsberg und Montenegro durchstreift. * * * Seine eigene, schöpferische wissenschaftliche Leistung auf dem Gebiet der Höhlenkunde war gering. Wenn er schrieb, dann waren es zumeist kompilatorische Arbeiten. Bei seinen umfangreichen bibliographischen Kenntnissen hatten sie aber dennoch einen bedeutenden wissenschaftlichen Wert, wie etwa das intemational anerkannte Werk Animalium Cavernarum Catalogus oder Fossilium Catalogus. Die unersprießliche Leere, das Unvermögen, aus seinen Höhlenfahrten die wissenschaftlichen Folgerungen zu ziehen, waren ihm sehr wohl bewußt. Er wollte es nicht anders, oder vielmehr, er konnte es nicht ändern. Das brachten die Umstände mit sich. Berlin war zu weit von Höhlengebieten entfernt und seine vielseitigen organisatorischen Aufgaben zu Hause nahmen ihn voll in Anspruch. 6 So gab das praktische Ergebnis seiner ausgedehnten Höhlenbesuche nur das Polster der Erfahrung ab, auf dem die zusammengetragene Ernte anderer Forscher ausgelegt war. An großen Unternehmungen beteiligte er sich als Schlachtenbummler. Auf einer Verbandstagung in Österreich eröffnete er einmal die Veranstaltung mit den Worten: »Wir in Berlin haben zwar keine Höhlen, aber wenn wir welche hätten, dann wären sie größer als hier«. Dabei hatte er die kilometerlangen Höhlen des Dachsteins im Auge. Im Grunde entsprang diese Einleitung mehr einem Bedauern, als dem Bedürfnis nach einer witzigen Bemerkung. WOLF erging sich gerne in Selbstverulkung. Seine Persiflagen schossen manchmal ins Kraut, hatten aber Esprit und gingen nie auf Kosten anderer. Das war umso prickelnder, als er - ein langjähriger Berliner 7- virtuos über die landesübliche Rhetorik verfügte, wenn es sich gerade schickte. Damit nahm er Spöttern von vorneweg den Wind aus den Segeln. Sonst bediente er sich eines gepflegten Schriftdeutsches. Bedächtiges Sprechen war eine seiner merkwürdigen Angewohnheiten. Es war nicht durch Gedankenträgheit bedingt. Bei längerem Zuhören wirkte es lästig und ermüdend. Wenn es aber jemand einfiel, sich mit ihm anzulegen, kam seine blitzartige Gedankenschärfe an die Oberfläche und das Auditorium war gebannt. Das geschah zuweilen mit dem bekannten Berliner Prähistoriker WIEGERS, einem fanatischen Antisemiten. Scheinbar scherzhaft, in den Tiefen aber bitter ernst, lieferten sich die beiden Wortgefechte, die in scharf geschliffener Rede einem Zweikampf mit dem Florett glichen. So, wie bei diesem nur der blanke Stahl blitzt und das ungeübte Auge nie gewahr wird, wo die Spitze schwirrt, so folgten hier die knappen Sätze Schlag auf Schlag. Da wurde attakiert und pariert, Hieb fiel auf Gegenhieb und die Angriffe rollten im stetem Hin und Her, daß es den Zuhörern oft den Atem verschlug. Oft brach der Sturm der Heiterkeit über eine Pointe erst los, wenn sie schon um drei Längen zurücklag. So versteckt waren die Spitzen manchmal eingepackt. Die Duelle verliefen zum Ergötzen aller mit Brillianz, so daß sie gelegentlich von Unbeteiligten eingefädelt wurden, wenn das Bedürfnis nach einer attraktiven Unterhaltung aufkam. Meist besorgte das MÜHLHOFER. Er war WOLF sehr zugetan. Also angeheizt setzte sich WOLF mit dem bekannten Blick zur Decke in Positur wie ein Kampfhahn. WIEGERS seinerseits bezog am Tisch vornübergebeugt mit lauerndem Ausdruck Stellung. Bei diesen ritterlichen, stets mit Würde und nie verletzend ausgetragenen Zweikämpfen wurden die Gegensätzlichkeiten zwischen der intellektuellen Seite WOLFs und seiner auf anderer Ebene liegenden Höhlenleidenschaft am sichtbarsten. Man mußte ihn mal unter der Erde gesehen haben! Ich hatte wiederholt das Vergnügen. Wie etwa bei der historischen Expedition in die Dachstein-Mammuthöhle, dem ersten Großunternehmen solcher Art, an dem ich mich beteiligte. Wie elegant und mit der Sicherheit eines Affen im Geäst das Männchen hundert Meter tiefe Abgründe auf der Strickleiter auf und ab turnte war nachgerade erstaunlich. Jeder weiß, wie das Steigen auf schwankenden Sprossen an den Kräften zehrt, wenn man nicht ständig in Übung bleibt. Wo hätte WOLF in Berlin Gelegenheit gehabt, elf Monate des Jahres in Übung zu bleiben? Im Gerichtssaal sicher nicht! Wie er über die Blöcke sprang und dann wieder durch fußtiefen Bodenlehm unter niedrigen Felspassagen auf dem Bauche kroch! Das ging seinerzeit in diesem Labyrinth vierundsechzig Stunden so, ohne nennenswerte Rast und Ruhe. - Stets war auch der Eispickel dabei, wie hinderlich er auch sein mochte. Bei dem Dachsteinunternehmen hatte WOLF sogar eine Höhlen-Kombination übergestreift; offenbar als Zeichen besonderer Bedeutung dieser Forschungsfahrt. Zumeist trug er nämlich in Höhlen einen Frack. Ja, Irrtum ausgeschlossen, sagte LUDWIG THOMA. Der Herr Landgerichtsrat trug in Höhlen einen richtigen, maßgeschneiderten Frack! - Es dürfte auf und unter der Erde kaum je einen zweiten Forscher gegeben haben, der bei seiner Tätigkeit, besonders bei diesem Handwerk, ein solches Kleidungsstück trug. Man stelle sich das Bild vor, das an sich kuriose Portrait im tadellosen Frack, dessen Schöße bis über die Kniekehlen hinabreichten. Dazu steifen Kragen und Krawatte, Goiserer Nagelstiefel, Eispickel und ein schmalrandiges Jägerhütchen oder einen Stahlhelm nullachtfünfzehn auf dem kleinen, viel zu kleinen Schädel. So fuhr er in die Unterwelt ein. Man stelle sich ferner vor, was da nach stundenlangem Klettern, nach Schliefen durch Dreck und Wasserpfützen später wieder ans Licht des Tages kam! Jeder war belustigt, der seiner ansichtig wurde, aber keiner lachte. Der Respekt vor soviel Tapferkeit, vor soviel Mißachtung aller Unbill und Erschwernisse setzte einer Entladung von Heiterkeit die gebührenden Grenzen. Bei allem skurrilen Anstrich, der Mann im Frack war ernst zu nehmen. Bei der Erforschung einer unerforschten Schachthöhle im Triester Karst stieg WOLF als erster ein. Er ließ sich am Seil zur Tiefe. Der Schacht war, wie sich dann herausstellte, höllisch verzwickt und gefährlich. Durch irgendwelche unglücklichen Umstände wurde die Seilverbindung unbrauchbar. MÜHLHOFER und PERCO, die am Einstieg harrten, hörten keinen WOLF mehr, er blieb verschollen. Stunde um Stunde verrann, nichts rührte sich mehr »Ein Königreich für einen WOLF« oder wenigstens für einen Strick! Als neue Hilfsmittel zur Stelle waren und MÜHLHOFER nichts gutes ahnend zur Tiefe fuhr, fand er WOLF bis zur Brust in einem wassererfüllten Syphon stehend, an dessen schlammigem Ufer er ausgeglitten war. Die Leuchte lag erloschen auf dem Grunde des Syphons und daneben der Eispickel. Der Höhlengnom stand geschlagene fünf Stunden regungslos im kalten Naß. Von nichts als Finsternis und Ungewißheit umgeben, den klatschenden Tropfenfall aus der Höhle zählend, der zeitlos in die Stille sickerte. Dabei sank er langsam aber unaufhaltsam in den morastigen Boden. An den Westenknöpfen tastete er die Wasserstandsmarke ab. Erster Knopf zehn Zentimeter, zweiter Knopf - zwanzig Zentimeter. Ihm war, das Höhlengewässer steige an, während er in Wirklichkeit einsank. Geduldig sah er der Erlösung aus diesem Dilemma entgegen. Was blieb ihm auch anderes übrig. Das Rufen hatte er längst aufgegeben. Jeder Schritt, ob vorwärts oder rückwärts, konnte das Ende bedeuten. So fand ihn MÜHLHOFER vor. Auf der spiegelnden Wasserfläche schwammen im Scheine der Grubenlampe des Retters die Frackschöße als gespreizter Schwalbenschwanz. Bei diesem Anblick konnte sich MÜHLHOFER eines schallenden Gelächters nicht erwehren. Darüber erst wurde WOLF ungehalten, falls er einer solchen Regung überhaupt fähig war. * * * Einmal kam WOLF auf dem Wege nach Kroatien bei mir zu Hause vorbei. Ich war gerade mit der Vorbereitung einer Motorradreise nach Marseille beschäftigt und stand vor dem Start. Seiner Überredungskunst gelang es, mich buchstäblich in letzter Stunde für eine Fahrt nach Adelsberg umzustimmen. Schließlich habe er recht, es war gleichgültig, ob man nach Marseille, Buxtehude oder Postumia reiste. Ich hatte die Änderung meines Vorhabens nicht zu bereuen. Mir wurde viel Neues aufgeschlossen und zugänglich gemacht. Wir arbeiteten nun tagelang mit Instituts-Assistent ANELLI zusammen in der Adelsberger Grotte, der größten Schauhöhle des Kontinents. Für diesmal hatten wir uns den Fang von Höhleninsekten vorgenommen. Leptoderus, Titanetes und was die kleinen Biester sonst für hochtrabende Namen trugen. Ich arbeitete im Overall, auch Schlazanzug genannt, WOLF wie üblich im Frack und mit Eispickel bewaffnet. Wenn da die Höhlenspinnen, Käfer und Heuschrecken nicht bestürzt das Weite suchten! Als die bekannte Grottenbahn mit ihren hundert Passagieren rasselnd und polternd an uns vorbeifuhr, waren ebensoviele Augenpaare auf WOLF gerichtet. Es war gerade in der Nähe des kleinen Tropfsteingebildes, das man als Grottenzwerg bezeichnet. Die Führer begannen in verschiedenen Sprachen mit ihren Hinweisen »und hier auf der linken Seite sehen Sie...«. Wir standen auf der rechten Seite der Bahn und ganz offenbar verwechselten alle Touristen rechts mit links. Man stieß sich an, man kicherte und selbst Kinder deuteten auf uns, vielmehr auf WOLF. Diese Zufallssituation ist mir unvergeßlich. Nachdem das Gerumpel der Wägelchen in der Ferne verklungen war, nahm ich mir ein Herz: »WOLF, warum ziehst Du in Höhlen eigentlich einen Frack an?« Er blieb stehen, sein Blick suchte die Höhlendecke und er erwiderte: »Ich benötige - jedes Jahr - ein neues gesellschaftliches Kleidungsstück«. Pause wie üblich. »Aus Gründen ökonomischer - rationeller - Lebensführung - trage ich die alten Stücke in Höhlen ab«. Weitere Pause. »Mostro de mulo«! Das war eine einleuchtende Erklärung. Sie mochte auch verständlich, weshalb der Frack trotz Strapazierens und Ramponierens jedes nächste Jahr wie neu aussah, wenn er in den Süden kam. Es war nicht immer der gleiche, es war in der Tat stets ein neuer Frack. Trotzdem, schrullig fand ich die Sache schon. Nach dem Zweck des Eispickels getraute ich mich nicht mehr zu erkundigen. Wenn mein väterlicher Freund und Gönner auch die Seele von einem Menschen war, auf die praktische Vorführung dieses Gerätes wollte ich es doch nicht ankommen lassen. Sein Verschleiß an Schirmen und Stöcken auf Exkursionen war enorm, er wurde sprichwörtlich. Bei Tagungsreisen in der Frankenalb beispielsweise liefen nicht weniger als drei Spazierstöcke Hand über Hand seinen Spuren nach. Jedesmal ließ er einen davon stehen, meist an Türen, bei Besichtigungen oder in Wirtshäusern. Er kaufte sofort im nächsten Ort einen neuen. Aber wie zum Hohn folgte der jeweils verlorene wieder nach. Mit der Bahn, durch Boten oder sonstwie. Wirbel um die Vergeßlichkeit WOLFs gab es immer. Vor allem, sobald die Zeit zur Weiterreise drängte. Zuletzt beschäftigten sich die Gedanken von fünfundzwanzig Tagungsteilnehmern nur noch mit ihm. Sie wurden zur Leibgarde seiner Zerstreutheit. Einmal, das muß ich noch erzählen, war der Eispickel doch Anlaß zu einem explosiven Gelächter. Etwa vier eingefuchste alte Höhlenforscher umstanden einen vierzig Meter tiefen Schacht unten in der Tschitscheria Nordistriens. Der Abgrund war schon bekannt und sollte auf Knochenreste untersucht werden. WOLF hatte bereits das Seil umgelegt, da hub das Gezeter um den Eispickel an. Jeder riet ihm ab, das hinderliche Ding mitzunehmen. MÜHLHOFER sprach in seiner ruhigen, begütigenden Art auf ihn ein wie auf ein Kind. WOLF seinerseits steigerte sich in einen Eigensinn, bis ihm in drei Teufels Namen der verflixte Eispickel mit ans Seil geknüpft wurde. Endlich konnte es losgehen. Mit seinem schrillen Stimmchen den damaligen Zunftruf der Höhlenschliefer ausstoßend »Bosch! Bosch!«, verschwand WOLF zufriedenen Gesichts in dem dunklen Loch. Nach geraumer Zeit erscholl von unten der Ruf des »A«, des Signals zum Aufziehen des Seils. Als das Ende des Stricks heraufkam, hing an der Schlaufe - Sie brauchen keine dreimal zu raten - der Eispickel dran. Diesmal konnte sich die stürmische Heiterkeit ungehemmt austoben. WOLF hörte es nicht. Für heute blieben die Schlazgenossen hart. Er sah seinen »Unentbehrlichen« erst wieder nach Abschluß des Untemehmens. WOLF war es damit auch zufrieden, er trug nichts nach. * * * Wie ich WOLF kannte, hatte er seine innere Größe auch nicht verloren, als er von den braunen Henkern zum letzten Gang abgeholt wurde. Hätte er seinen gestiefelten Schergen doch zuvor den Eispickel in die himlosen Schädel geschlagen! Sein unentbehrliches Gerät wären wenigstens einmal für einen vernünftigen Zweck gut gewesen. Er wußte sicher, daß sich an seinem tragischen Ende nichts geändert hätte. Doch er war ein zahmer Wolf, dieser schrullige BENNO WOLF aus Berlin, dieser Ahasver Spelaeus. IN MEMORIAM Dr. BENNO WOLF! Anmerkungen Bild vom ihm machen, das auf anderem Wege kaum mehr zu erhalten ist«. BENNO WOLF, geb. 26.9.1871 (16.10.?) in Dresden als Sohn des Arztes Dr. PAUL WOLF; evangelisch getauft.
Erinnerungen an Landgerichtsrat Dr. Benno WOLF von Adolf Wagner † Anläßlich der 60-jährigen Jubiläumsfeier der Karstabteilung im Jahre 1981haben wir auch Gelegenheit, eines verdienten Höhlenforschers zu gedenken: vor 110 Jahren, am 26.10.1871, wurde Benno WOLF zu Dresden geboren, als Sohn "nicharischer" Eltern. Sein Vater war der praktische Arzt Dr. Paul WOLF. - 8 - Im folgenden sei der schulische und berufliche Werdegang von Benno Wolf dargestellt. - 9 - Dr. Wolf in den beiden Organisationen zum Vorstand ernannt, dem die gesamte Geschäftsführung unter alleiniger Verantwortung oblag. Alle diese Vereine unterstützte Dr. Wolf auch finanziell. Ab 1924 gab er die "Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung" heraus. Weiter gründete er eine Zentralstelle, welche die Vermittlung von Höhlenfauna bei den zuständigen Fachgelehrten betrieb. Animalium cavernarum catalogusund Fauna fossilis cavernarum I, II.Weitere Werke von Dr. Wolf waren in Vorbereitung. Die letztgenannten Werke haben in wissenschaftlichen Kreisen die höchste Anerkennung gefunden. Betrachtet man all diese Stationen der Höhlenforschung, wird man von großer Bewunderung für diesen Mann erfaßt. Dr. Benno WOLF hatte ja auch seinen Beruf, und auch hier war er bahnbrechend und schöpferisch tätig. So hat er in Berlin das sogenannte "Kleine Naturschutzgesetz vom 8. Juli 1920" verfaßt, welches später Grundlage für das nach 1933 erlassene Reichsnaturschutzgesetz wurde. Auf rein juristischem Gebiet hat Dr. Wolf einen "Handkommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch unter Berücksichtigung der Rechtssprechung der gesamten oberen Gerichte des Deutschen Reiches", ein "Polizeiverordnungsrecht", die Gesetzgebung über das Polizeiverordnungsrecht in Preußen und ein "Recht der Naturdenkmalpflege" herausgebracht. Außerdem war er Mitarbeiter an einer mietrechtlichen Zeitschrift. Nach der Machtergreifung 1933 durch Hitler hielt Dr. Wolf es für richtig, nicht erst zu warten, bis man ihm sagte, daß man seiner Dienste nicht mehr bedürfe, sondern er reichte bald selbst sein Abschiedsgesuch ein. Nun mußte er eine schlimme Zeit erleben.
- 10 - 18 Im Alter von 70 Jahren am 6.7.1942 in Berlin verhaftet, nach Theresienstadt und später vermutlich nach Auschwitz gebracht, hat er dort den Tod gefunden. Nachforschungen unserer Abteilung erbrachten nicht genau, wo der Weg Dr. Benno WOLFs endete. Verzeichnis der literarischen Tätigkeit von Dr. Benno WOLF
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Dieses Verzeichnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Archiv Klaus CRAMER
Anmerkungen der Redaktion: - 15 - Da der Verfasser des Beitrages während der redaktionellen Arbeit an diesem Heft verstarb, konnte die Bibliographie mangels Rückfragemöglichkeit nicht mit der gewohnten Sorgfalt erstellt werden. Wir bitten unsere Leser deshalb um Nachsicht. - 16 - 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 TEUFELSHÖHLE Von F R Ä N K I S C H E S C H W E I Z 64
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Wir danken der Schriftleitung der Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz für die freundliche Genehmigung, diesen Beitrag ebenfalls veröffentlichen zu dürfen. Weiterer Nachdruck oder Veröffentlichung bzw. Verbreitung in anderen elektronischen Medien nur mit schriftlicher Genehmigung der Schriftleitung. |