Infoblatt zum bundesweiten Tag des Geotops 2004

Ehemaliger Gemeindesteinbruch Bartolfelde -
ein fossiles Kliff aus dem Zechsteinmeer

Heinz-Gerd Röhling *

Beschreibung des Objektes
Der heute aufgelassene Steinbruch liegt ca. 400 m nördlich des Ortsausganges Bartolfelde an der Straße nach Bad Lauterberg und ist einer der bekanntesten geologischen Aufschlüsse in Niedersachsen. Er wird alljährlich von Dutzenden Exkursionen aufgesucht. Der Aufschluß zeigt ein fossiles Kliff aus der Zechsteinzeit, bestehend aus oberdevonischen Grauwacken mit Zwischenlagen weicherer, grauer und roter Tonschiefer. Diese ließen sich leicht erodieren, so daß an der Kliffkante Brocken und Kubikmeter-große Blöcke von Grauwacken abbrachen und als Schutt wieder am Fuß des Kliffs abgelagert wurden. Überlagert wird das Kliff von Zechstein-Dolomit.
Die Grauwacken und Tonschiefer bilden im Steinbruch den Kern eines flach nach Süden und steil nach Norden einfallenden Sattels. Nach Condonten gehören diese Schichten in die Obere quadrantinodosa-Zone und damit in das Oberdevon III alpha. Sie entsprechen den südöstlich von Bad Lauterberg flächenhaft anstehenden Südharz-Grauwacken.
Die durch die Erosion vom Kliff abgebrochenen Schuttmassen bilden die Basis der Zechstein-Sedimente. Je weiter man sich nach Norden, von der Kliffkante fort bewegt, umso kleiner und abgerundeter sind die Grauwackengerölle, die die einzigen Komponenten des Brandungskonglomerates bilden. Diese Gerölle werden im oberen Teil durch dolomitisches Material verkittet (mit Bryozoen-Detritus). Darüber folgt braungrauer, massiver, praktisch ungeschichteter dolomitischer Rudstone. Dieser in 15 m Mächtigkeit erschlossene Dolomit enthält häufig Bryozoen der Gattungen Fenestella und Acanthocladia, Muscheln (Liebea) und kleine Gastropoden.
Zwischen zwei Grauwacken-Kliffs findet sich am südöstlichen (rechten) Stollen (inzwischen zugemauert) Zechsteinkalk mit Grauwacke-Brocken, der auf Klüften Kupferkarbonate, u.a. Malachit, führt.
Dieser Zechsteinkalk macht es wahrscheinlich, daß auch die Dolomite und das Brandungskonglomerat stratigraphisch in den Zechstein 1 (Werra-Folge) gehören. Bei den Stollen dürfte es sich um Suchstollen auf Kupferschiefer handeln. Vergebliche Versuchsarbeiten auf Kupfer sind auch aus alten Bergbauakten bekannt. Die Stollen wurden während des 2. Weltkrieges als Luftschutzstollen ausgebaut.
Die Faltung der oberdevonischen Grauwacken und Schiefer erfolgte nach allgemeiner Ansicht während des Oberkarbons. Die im Bruch aufgeschlossenen Zechsteinkonglomerate und auch der Zechsteinkalk gehören dem Zechstein 1 (Werra-Folge) an. Faziesuntersuchungen lassen vermuten, daß östlich des heutigen Steinbruchs ein Riff in Bryozoen-Fazies vorhanden gewesen sein dürfte.


Fossiles Kliff des Zechstein-Kalkes bei Bartolfelde. Am Top des Kliffes organogener dolomitischer Rudstone. An dieser Stelle ist kein Riff ausgebildet (aus Paul 1987).

Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie: Topogr. Karte 1:25.000, Blatt 4328 Bad Lauterberg, Geol. Karte 1:25.000, Blatt 4328 Bad Lauterberg, Geol. Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 3726 Goslar

Literatur zum Geotop: Paul, J. (1987): Exkursionen F und L Der Zechstein am Harzrand. - In: Kulik, J. & Paul, J. (Hrg): Exkursionsführer, Intern. Symposium Zechstein 1987, Kassel, Hannover, S. 195 - 293, 62 Abb., Wiesbaden.
Richter-Bernburg, G. (1955): Der Zechstein zwischen Harz und Rheinischem Schiefergebirge. Bericht über eine Exkursion zu den Zechsteinaufschlüssen dieses Gebietes anläßlich der Frühjahrstagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Goslar 1953. - Z. dt. geol. Ges., 105, 5. Teil: S. 876 - 899, 8 Abb.; Hannover.

Was kann man sonst noch besichtigen: Einhornhöhle bei Scharzfeld, Rhumequelle bei Rhumspringe, Kloster Walkenried mit Zechsteinaufschluss, Nüxeier Dolomit, Römerstein-Riff sowie weitere Objekte am Karstwanderweg.

Handelt es sich um ein Naturschutzobjekt: Ja

Geländeeigentümer: Gemeinde Bartolfelde

Was gibt es zu berücksichtigen: Bitte nicht klopfen!

Wo kann man essen, übernachten: Vielfältige Möglichkeiten in den umliegenden Ortschaften

Internet-Adressen: www.nlfb.de/geologie/anwendungsgebiete/objektliste-geotope.htm , www.dgg.de , www.geo-top.de , www.geotope.de , www.geoakademie.de , www.karstwanderweg.de

Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511 -643-0, 0511 -643-2304, www.nlfb.de

NLfB- Codierung: Geotop 4328/32, TK25: 4328, R 36 01 200, H 57 19 625, Verantwortlich: NLfB: Dr. Heinz-Gerd Röhling

* Dr. Heinz-Gerd Röhling, c/o Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover; Tel: 0511-643-3567, e-mail: gerd.roehling@nlfb.de

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