Infoblatt zum bundesweiten Tag des Geotops 2007

Die Osteroder Kalkberge - nördlicher Bereich

Jürgen Maak *

 
Beschreibung des Objektes
Den nördlichen Abschluss der im Sösetal gelegenen Osteroder Kalkberge bildet ein ehemaliger Gipssteinbruch zwischen dem Osteroder Ortsteil Katzenstein und dem Badenhäuser Ortsteil Oberhütte (etwa 1550 als Hüttenort gegründet). Die Bezeichnung "Kalk"-berge ist irreführend, die Berge bestehen aus Gips. Früher wurde nur zwischen dem kohlensauren Kalk und dem schwefelsauren "Kalk", der in Wirklichkeit jedoch Gips war, unterschieden. Chemisch gesehen ist Kalk ein Karbonat und Gips ein Sulfat.

Mehr als 200 Jahre wurde hier von verschiedenen Betrieben Gips und Anhydrit (wasserfreier Gips) und ein Gips-Anhydrit-Gemisch abgebaut (Abb. 1: Steinbruchbetrieb 1984).

Von 1992 bis 1994 wurden im gesamten stillgelegten Abbaugebiet in Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden umfangreiche Wiederherrichtungsmaßnahmen durchgeführt. Es wurden ausschließlich standorttypische Bepflanzungen vorgenommen. Diese Maßnahme wird als Renaturierung bezeichnet. Nach einer zeitlich pflegerischen Begleitung wird das Gelände "sich selbst überlassen" Abb. 2: ehemaliger Gipssteinbruch (2007).

Abb.1: Osteroder Kalkberge zwischen Katzenstein und Badenhausen, Zustand während des Abbaus 1984
 

Erdgeschichtlich stammt die 1,2 km lange und bis zu 70 m hohe ehemalige Abbaufläche aus dem Erdzeitalter Zechstein. Vor etwa 255 Millionen Jahren wurden die Schichten durch Verdunstung eines Flachmeeres abgelagert. Zu den damaligen Zeiten herrschte ein sehr heißes Klima. Sie sind mit einer nachgewiesenen Gesamtmächtigkeit von bis zu 200 m der ältesten Ablagerungsserie des Zechsteins, dem Werra-Anhydrit, zuzuordnen. Ursprünglich ist Anhydrit (wasserfreier Gips) abgelagert worden. Im Laufe der Jahrmillionen wurden die oberflächennahen Schichten durch Regen und Grundwasser beeinflusst und der Anhydrit in in Gips umgewandelt. Bei der vorliegenden Lagerstätte bestehen durchschnittlich nur die oberen 16 m aus reinem Gipsgestein. Darunter liegen die Gips-Anhydrit-Gemische, und dann folgt erst der reine Anhydrit.

Bei den Wiederherrichtungsmaßnahmen blieb ein etwa 50 m breiter Steinbruchabschnitt in seinem ursprünglichen Zustand als geologischer Aufschluss erhalten. Die Stollenmundlöcher sind noch zu erkennen. Aus Sicherheitsgründen wurden sie mit Steinmaterial zugekippt. Im Aufschlussbereich finden sich vorwiegend Gips-Anhydrit-Mischgesteine, der reine Gipsstein ist nicht mit aufgeschlossen. Die Ablagerungsstrukturen sind durch mit eingelagerte dunkle Bitumenstreifen teils gut zu erkennen. Der vorhandene Aufschluss befindet sich im mittleren Bereich der renaturierten Lagerstätte.

Das gesamte Areal ist von beiden genannten Ortteilen gut zu erreichen. Ausreichende Parkmöglichkeiten sind dort vorhanden. Ein unbefestigter Weg verläuft im Abstand von etwa 100 m parallel zur gesamten Steinbruchwand. Des weiteren verläuft ein Trampelpfad unterhalb der Böschung direkt am Aufschluss vorbei. Im südlichen Bereich der Steilwand besteht eine Aufstiegsmöglichkeit auf die Hochfläche mit dem Papenberg (245 m) und dem Pagenberg (270 m). Von oben bietet sich ein schöner Rundblick auf den Harz und das Sösetal mit den Osteroder Ortsteilen Katzenstein, Lasfelde und Petershütte.

 

Abb.2: Osteroder Kalkberge, derselbe Abschnitt wie in Abb. 1, jedoch nach der renaturierung im Sommer 2007

 

Abb.3: Hochwertige Gipse stehen/standen im oberen Teil der Lagerstätte an

 

Abb.4: Aufschluss im unvergipsten Werra-Anhydrit mit gut ausgebildeter Warvenschichtung

 

Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie: Topogr. Karte 1:25.000, Blatt 4227 Osterode, Geol. Karte 1:25.000, Blatt 4227 Osterode, Geol. Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 3726 Goslar, Geol. Karte Harz 1: 100.000 (Sonderausgabe)

Literatur zum Geotop:
Gipsabbau mit der Natur, Gebr. Knauf Westd. Gipswerke, 97343 Iphofen, 1994
Radwanderkarte mit Begleitheft, Landkreis Osterode a. H., 1995
Führer zum Karstwanderweg Südharz, Förderverein Karstwanderweg Landkreis Osterode e.V.
GEOPARK HARZ, Landmarke 11, Regionalverband Harz, 2004

Handelt es sich um ein Naturschutzobjekt: nein

Geländeeigentümer: überwiegend Stadt Osterode a. H.

Was gibt es zu berücksichtigen: Der Aufschluss darf nicht unter der Steilkante betreten werden (Steinschlaggefahr)

Was kann man sonst noch besichtigen: Oberhalb auf der Hochfläche: Dolomitplateau - ehem. Riff - mit Naturdenkmal "Königstein". Oberhalb Badenhausen-Oberhütte: Ruinenreste einer Burg aus dem 12. Jahrhundert

Wo kann man essen, übernachten: vielfältige Möglichkeiten in den umliegenden Ortschaften

Internet-Adressen: www.lbeg.de/geologie/anwendungsgebiete/objektliste-geotope.htm , www.karstwanderweg.de , www.dgg.de , www.geo-top.de , www.geotope.de , www.tag-des-geotops.de , www.geoakademie.de

Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511 -643-0, 0511 -643-2304, www.lbeg-niedersachsen.de

LBEG-Codierung: Geotop -xx, TK25: 4227Osterode,
Verantwortlich: LBEG: Dr. Heinz-Gerd Röhling
 
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Jürgen Maak, Am Bürgerpark 21, 37534 Badenhausen

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