Infoblatt zum bundesweiten Tag des Geotops 2004

Der Römerstein nördlich von Nüxei

Heinz-Gerd Röhling *

Beschreibung des Objektes
Der seine Umgebung hoch aufragende Felsen des Römersteins besteht aus reinem Dolomit. Der Umriss des Riffes ist zirkular, das Einfallen der Schichten radial vom Kern weg, der nur etwa 20 m im Durchmesser aufweist. Bemerkenswert ist ein gut 12 m hoher Fels an der Nordwestseite, der an der Außenseite ein fast vertikales Einfallen der Schichtflächen aufweist, während die Oberfläche nahezu horizontal liegt. Dies ist eine Folge des Vorbaus des Riffes vom Kern nach außen. Im Kern des Riffes treten häufig synsedimentäre slumping- und sliding-Prozesse infolge der instabilen Position der sich weit über seine Umgebung erhebenden Riffes auf. Eine andere auf dieselbe Ursache zurückgehende Folge ist das Auftreten offener Klüfte, die tief in den Riffkörper hinunterreichen und die synsedimentär mit Schutt und Algenmatten gefüllt wurden.
Die reichen Bryozoen-, Muschel- und Brachiopoden-Fauna ist an der Nordseite konzentriert. Hier war die Brandungsseite. Hier wurde die Fauna mit frischem Wasser und Nahrung versorgt.
Gerüstbildner des Riffes sind Algenmatten, denen bryozoenreiche Lagen eingeschaltet sind, wobei die stabilisierende wellenresistente Wirkung von den Algenmatten ausgeht. Die Bryozoen sind nur schmückendes Beiwerk. Algendome und columnare Stromatolithen sind selten. Die Fazieszonierung, wie sie im Westerstein-Riff vorkommt, ist hier infolge der geringen Größe des Riffes nicht ausgebildet.
Ansatzpunkt des Riffes war vermutlich ein kleiner Rotliegend-Vulkan. Nördlich des Römersteins sind der Staufenbüttel und der Ravenstein solche Ryolith-Kuppen, wobei der Staufenbüttel noch den Rest eines Zechstein-Riffes trägt. Der Römerstein ist der reichhaltigste Fundort von Fossilien im Zechstein des Harzrandes. Folgende Bryozoen treten häufig, zum Teil gesteinsbildend auf: Fenestella retiformis Schlotheim, Acanthocladia anceps Schlotheim, Thamniscus dubius Schlotheim. Daneben kommen Muscheln und Brachiopoden vor: Orthotrix excavata (Geinitz), Dielasma elongatum (Schlotheim), Spiriterellina cristata (Schlotheim), Pseudomomotis speluncaria (Schlotheim), Bakerellia antiqua (Münster), Bakerellia ceratophaga (Schlotheim), Liebea squamosa (Sowerby), Stenocisma schlotheimi (von Buch) und Schizodus obscurus.
Alterseinstufung: Da der Römerstein über Niveau des A1 hinausragt, wurde das Riff in den Ca2 eingestuft. Das Vorkommen von Horridonia horrida sowie neuere Untersuchungen legen jedoch eine Einstufung in den Ca1 nahe. Ähnliche Abfolgen von Mudstone - Wackesone - Algenriff sind auch von anderen Zechsteinriffen (Emsland, England, Thüringen) bekannt.
 

Querprofil durch den Römerstein
Linien: Algenmatten   Punktiert: Onkolithe
St1: Lage der Bohrung Steina 1 (aus Paul 1987)

Der Römerstein nördlich
von Nüxei (Foto: H.-G. Röhling)
 
Umriss und Einfallen der Schichten
des Römerstein-Riffes (aus Paul 1987)
Ablagerungsgeschichte des Römersteinriffs:
A: Situation zur Zeit des Riff-Wachstums
B: Situation zur Zeit der Ablagerung des Hauptdolomits (Ca1). Der Hauptdolomit wurde unterhalb des Niveaus des Riffkomplexes (Insel) abgelagert (aus Paul 1987)
 
Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie: Topogr. Karte 1:25.000, Blatt 4429 Bad Sachsa, Geol. Karte 1:25.000, Blatt 4429 Bad Sachsa, Geol. Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 3726 Goslar

Literatur zum Geotop: Paul, J. (1987): Exkursionen F und L Der Zechstein am Harzrand. - In: Kulik, J. & Paul, J. (Hrg): Exkursionsführer, Intern. Symposium Zechstein 1987, Kassel, Hannover, S. 195 - 293, 62 Abb., Wiesbaden.
Richter-Bernburg, G. (1955): Der Zechstein zwischen Harz und Rheinischem Schiefergebirge. Bericht über eine Exkursion zu den Zechsteinaufschlüssen dieses Gebietes anläßlich der Frühjahrstagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Goslar 1953. - Z. dt. geol. Ges., 105, 5. Teil: S. 876 - 899, 8 Abb.; Hannover.

Handelt es sich um ein Naturschutzobjekt: Naturdenkmal

Was gibt es zu berücksichtigen: Bitte nicht klopfen!

Wo kann man essen, übernachten: Vielfältige Möglichkeiten in den umliegenden Ortschaften

Internet-Adressen: www.nlfb.de/geologie/anwendungsgebiete/objektliste-geotope.htm , www.dgg.de , www.geo-top.de , www.geotope.de , www.geoakademie.de , www.karstwanderweg.de

Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511-643-0, 0511-643-2304, www.nlfb.de

NLfB- Codierung: Geotop 4229/01, TK25: 4229 Bad Sachsa, R 43 97 855, H 57 16 730
Verantwortlich: NLfB: Dr. Heinz-Gerd Röhling

* Dr. Heinz-Gerd Röhling, c/o Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung, Stilleweg 2, 30655 Hannover; Tel: 0511-643-3567, e-mail: gerd.roehling@nlfb.de

Impressum / Datenschutz