„REA-Gips gleichwertiger Ersatz“

Fachtagung zum Thema „Naturgips gehört in die Berge“

„Naturgips gehört in die Berge“: Eine provokante Forderung in der Region Südharz mit ihren ausgedehnten Karstgebieten, die sich auf etwa hundert Kilometer Länge von Osterode im Westen über Nordhausen bis Sangerhausen im Osten ausbreiten. Denn die Förderung und Weiterverarbeitung von Gips hat hier Tradition, lässt sich bis in das frühe Mittelalter zurückverfolgen. Zwangsläufig kollidieren dabei wirtschaftliche Interessen mit denen von Naturschutzverbänden, die eine weitere Zerstörung der einzigartigen Landschaft verhindern wollen.

Der Kreis der Referenten mit (von links stehend) Michael Laumanns, Thomas Roßbach, (jetzt sitzend) Peter Wenzel, Andreas Hoffmeier, Dr. Dieter Kahl, Professor Martin Heinze, Dr. Ralf Nielbock und Götz Ellwanger. FOTO: CATHARINA AHRENS


Biosphärenreservat

So nahm der BUND Landesverband Niedersachsen das „Internationale Jahr der Berge 2002“ zum Anlass, am vergangenen Wochenende im Hotel „Harzer Hof“ in Osterode eine Fachtagung mit Exkursion zum Thema „Naturgips gehört in die Berge“ zu organisieren. Im Rahmen dieser Veranstaltung informierten neun Vertreter von Politik, Verwaltung und Verbänden über Perspektiven eines länderübergreifenden Biosphärenreservates (Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen), sowie über geowissenschaftliche und vegetationskundliche Verhältnisse im Südharzer Raum. In diesem Zusammenhang wurde die Gefährdung der Karstlandschaft durch den Gipsabbau thematisiert, aber auch Ersatzmöglichkeiten von Naturgips erörtert.
Hierzu vertrat der Ingenieur Dr. Dieter Kahl die Auffassung, dass der in Kohlekraftwerken anfallende REA-Gips ein qualitativ gleichwertiger Ersatz sei für den Naturgips. REA-Gips fiele an in „Rauchgas-Entschwefelungsanlagen“ von Kohlekraftwerken zur Reinhaltung der Luft und werde längst von der gipsverarbeitenden Industrie zur Qualitätsverbesserung von Naturgips verwertet. Somit könnten die jährlich anfallenden etwa 7 Millionen Tonnen REA-Gips dazu beitragen, nach Abklärung verschiedener Probleme wie die des Transportes, die noch vorhandenen Naturgipsreserven zu erhalten.

Diese Aufgabe müsse die Politik in verstärktem Maße angehen, forderte der stellvertretende BUND-Vorsitzende, Karl-Friedrich Weber: „Weiteren Naturgipsabbau zu genehmigen, zerstört nur das Landschaftskapital der Region und die Perspektiven für die Menschen.“


Ausstellung

Wer sich gerne eingehend über die typischen Lebensräume des Südharzer Karstgebietes und seine Schutzbedürftigkeit informieren möchte, kann dies im Rahmen einer Dauer-Ausstellung tun mit dem Namen: „WIR HIER - Leben in/mit einer Landschaft“ in Roßla bei Nordhausen. Eine Ausstellung, die auch für Familien und Schulklassen geeignet sei, wie der Leiter der Biosphärenreservats- Verwaltung, Peter Wenzel, betonte.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7 bis 15 Uhr, Sonnabend und Sonntag nur nach telefonischer Anmeldung unter 034651/29889-0

Jürgen Capito

Quelle: HarzKurier, 06. September 2002

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