Die Aufsiedelung von Düna

Eine Chance
für 22 junge
Landwirte-Familien

Heinrich Hinze mit Sohn Edmund
im Jahr 1938. Im Hintergrund das
alte Backhaus.

Foto: Archiv Gehmlich
 

"Auf Düna" hat man schon sehr früh gesiedelt. Das ist spätestens mit den Ausgrabungen 1983 -1986 südlich des Dorfes bewiesen. Über Jahrhunderte befand sich in Düna ein Vorwerk des Schlosses in Herzberg, das zeitweise der Amtsschreiber bewirtschaftete. Bis 1934 war Düna staatliche Domäne, dann erwarb die Hannoversche Siedlungsgesellschaft das Gut. Die Ländereien wurden auf 22 junge Landwirte aufgeteilt.

Die neuen Siedler kamen vor allem aus der weiteren Umgebung:

1
Heinrich Sander, Kalefeld;
2
Günter Meister, Beuthen (Oberschlesien) ;
3
Wilhelm Hoppe, Mackenrode;
4
Gustav Nordmeyer, Strodthagen;
5
Heinrich Böcker, Buensen;
6
Karl Oestern, Salzdetfurth;
7
Heinrich Hinze, Holzerode;
8
Ernst Meineke, Westerholt;
9
Theodor Heege, Ilerberhausen;
10Karl Föste, Großlafferde;
11Fritz Raulf, Algermissen;
12Hermann Lutze, Lenglern;
13Willi Ose, Rosenthal;
14Gustav Bierkamp, Delliehausen;
15Otto Rehse, Bezingerode;
16Friedrich Messerschmidt, Drüber;
17Richard Feddeler, Marklendorf;
18Gustav Schorsch, Düna;
19Friedrich Kunze, Kirchwahlingen;
20Heinrich Bokelmann, Drüber;
21Wilhelm Heise, Immensen;
22Willi Lüddeke, Großlafferde.

Gustav Bierkamp schreibt in seinem "Beitrag zur Geschichte des Dorfes Düna": "...Die 22 jungen Landwirte, meist überzählige Bauernsöhne, waren froh, aus dem Riesenheer der Arbeitslosen herauszukommen. Ansonsten geschah die Auswahl nach fachlichen Gesichtspunkten..."

Am 12. März 1935 hatte das erste Siedlerpaar, Gustav und Frieda Bierkamp, bereits ihr neues Haus bezogen, das bis dahin von Betriebsangehörigen der Domäne bewohnt gewesen war. Im April wurde das ehemalige Herrenhaus von den Familien Heinrich Bokelmann und Wilhelm Heise bezogen. Die Erdarbeiten für die neuen Gebäude, vor allem der Wohnhäuser, mussten die Bewerber aus finanziellen Gründen selbst ausführen. Während dieser Bauzeit mussten die meisten Ehepaare sich in Scheunen einrichten oder fanden Unterkunft bei denen, die vorhandene Wohnhäuser übernommen hatten. Die Übertragung der künftigen Einzelhöfe erfolgte notariell am 1. Mai 1935. Das Richtfest der neuen Siedlungsbauten fand am 20. Mai 1935 statt. Als nach altem Brauch die Häuser gerichtet und die Ansprachen getätigt waren, feierten die neuen Siedler auf Düna ihr erstes gemeinsames Fest im Schafstall der Domäne, "...der für das Fest gemütlich hergerichtet war. Mit Tannen- und Maiengrün waren die Wände geschmückt und an langen Tischen und Bänken nahmen die Handwerker und sonstigen Festteilnehmer Platz, um bei Trank und Schmaus nach altem Brauch den gemütlichen Teil des Richtfestes zu begehen..." Für die neue Straßenführung musste eines der größten und wohl auch ältesten Gutsgebäude weichen: der Schafstall.

Die Zuteilung der Hofstellen und der einzelnen F1ächen erfolgte durch die Siedlungsgesellschaft. Die erste Ernte wurde aus den großen Anbauflächen herausgemessen. Die folgende Neubestellung lag dann ganz im Ermessen des einzelnen Bauern.

In Bezug auf die finanziellen Verpflichtungen war zunächst eine Anzahlung zu leisten, die sich um die 20 Prozent der Kaufsumme bewegte. Der laufende Zinsendienst sah ein Freijahr vor und ein "Schonjahr" mit der halben Zinsverpflichtung. Nach dem Bau der Wohnhäuser errichteten die neuen Siedler von Düna auch ein Spritzenhaus. Aber schon nach wenigen Jahren neigte sich der Turm, die Fundamente versackten, denn man hatte das Spritzenhaus an den weitgehend verlandeten alten Dorfteich gebaut. Mit öffentlichen Mitteln wurde daraufhin ein neues massives Feuerwehrhaus gebaut. Allerdings musste dafür der alte Backofen weichen, in dem bis zu seinem Abriss die Dünaer Siedlerfrauen samstags ihren leckeren Butterkuchen gebacken hatten.

Klaus Gehmlich

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