Von dem Stein-Felsen, der Roß-Trapp genannt.

Dieser Wunder-seltsame Felsen lieget ebener massen, wie die Teuffels-Mauer, in dem Unter-Hartz, und nicht ferne von dem vor gedachten Dorffe Thal. Wenn nun einige Curiosi Lust haben, denselben zu besehen, müssen sie einen Führer aus dem jetzt gemeldeten Dorffe mitnehmen, welcher dieselben durch ein buschichtes und an etlichen Orten steinichtes Gebürge, die Fall-Endte genannt, ohngefehr in anderthalb Stunden, zu zwei Felsen bringet, die zwar in etwas von einander liegen, doch aber von einem niedrigen Queer-Felsen dergestalt an einander gewachsen sind, daß derjenige, welcher nicht mit dem Schwindel behafftet, ohne Gefahr über denselben gehen, und also von einem Felsen zu dem andern kommen kan. Unter vor gedachten zweien Felsen ist nun einer, welcher zwar überaus hoch, scharff und spitzig, doch aber oben etwas breit, darauff man eigentlich eine sehr grosse Pferde- oder Roß-Trappe siehet, welche mehrentheils voll Wasser ist, und verursachet gedachtes Zeichen, daß der Fels der Roß-Trapp genennet wird. Woher aber dieses Huff-Eisen-Zeichen entstanden, sind zweierlei Meinungen: Denn einige vermeinen, daß solches ein natürliches Werck sei. Andere aber halten es mit den gemeinen Leuthen dieser Orten, als welche davon erzehlen: wie vor Alters ein König auff einem da herum gelegenen alten Schlössern gewohnet, der eine sehr schöne Tochter gehabt, welche einesmahls ein Verliebter, durch Hülffe der schwartzen Kunst, auff einem Pferde entführen wollen, worbei es sich zugetragen, daß das Pferd mit einem Fusse auff diesen Felsen gesprungen, und mit dem Huff-Eisen dieses Wahr-Zeichen eingeschlagen habe. Daß dieses aber keine wahrhafftige Historie, sondern ein blosses Gedicht und Fabel-Werck sei, erhellet aus denen Umständen, indem erstlich dasselbe von andern auch auff eine andere Art, wie unter dem II. Titel des IV. Capitels zu ersehen, erzehlet wird. Ferner ist ex Historicis nicht zu erweisen, daß einesmahls ein König da herum gewohnet habe, dem solches wiederfahren sei. Endlich mangelt dieser Trappe einiger massen die Form eines rechten Huff-Eisens; über daß ist dieselbe in der Circumferentz fast wie eine gemeine Kuchen-Schüssel groß, dergleichen Huff-Eisen wohl kein Schmidt jemahls in der Welt vor ein Pferd wird verfertiget haben, und thut nichts zur Sache, wenn einige vorwenden: daß solches Pferd der Teuffel selber gewesen, denn ihre Meinung erstlich muß in allen Stücken erwiesen werden, biß dahin ich die Erzehlunng vor eine Fabel, und die Roß-Trappe vor ein Spiel der Natur, halte.

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