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Das Brillenschötchen, eine der dealpinen reliktarten, die im Südharz an nordexponierten Gips-Steilhängen vorkommen. (Foto: Becker)
Biosphärenreservaten der UNESCO in Deutschland erfüllen kann. Mit dem Gutachten liegt nun ein konkreter Abgrenzungs- und Zonierungsvorschlag vor.

Die Außenabgrenzung orientiert sich im wesentlichen am naturräumlichen Zusammenhang des Zechsteinausstrichs im Südharz, der von Badenhausen bei Osterode in Niedersachsen bis nach Pölsfeld in Sachsen-Anhalt reicht. Das Kyffhäusergebirge, das gleichsam eine kleine Wiederholung der naturräumlichen Situation des Südharzes darstellt, wird nach dem vorliegenden Vorschlag nicht ins geplante Biosphärenreservat einbezogen. Der Kyffhäuser wird als Naturpark "ostdeutscher Prägung" als ausreichend geschützt angesehen. Bemerkenswert ist der Vorschlag, auch urban-industriell geprägte Gebietsteile (zum Beispiel die Kleinstädte Osterode und Herzberg) in das Biosphärenreservat zu integrieren. Begründung ist, daß urban-industriell geprägte Ökosysteme in den deutschen Biosphärenresewaten noch nicht repräsentiert sind und daß hier wichtige Impulse für nachhaltige Wirtschaftsweisen gesetzt werden könnten.

Zonierung des Biosphärenreservates

Die Kernzonen sollen insgesamt circa 4,0 Prozent der Fläche des geplanten Biosphärenreservates umfassen. In den Kernzonen sind Landschaftsausschnitte enthalten, die dem vom Menschen unbeeinflußten Naturzustand sehr nahe kommen.

Dies sind übenwiegend strukturreiche, ältere Buchenwälder, kleinflächig aber auch bachbegleitende Feuchtwälder, Bruchwälder, edellaubholzreiche Schluchtwälder und Trockenwälder. Hinzu kommen natürlich waldfreie Felsbildungen und Geröllhalden an Steilhängen der Auslaugungs- und Durchbruchstäler innerhalb des Zechsteinausstrichs. Die Buchenwälder im Zechsteinausstrich weisen teilweise eine außerordentlich hohe Verkarstungsintensität auf. Neben einer vom Menschen möglichst unbeeinflußten natürlichen Entwicklung der Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen sollen die Kernzonen deshalb auch Räume einer ungestörten Karstdynamik sein. Die vorgeschlagenen Kernzonen liegen abgesehen von noch nicht genau abgegrenzten Bereichen in den Buchenwäldern der Südharz- Abdachung in bestehenden oder geplanten Naturschutzgebieten. Die wirtschaftliche Nutzung der Wälder soll in den Kernzonen unterbleiben.

Die Pflegezonen erstrecken sich auf etwa 23 Prozent der Gesamtfläche. In den Pflegezonen sind die besonders empfindlichen Teile und besonders repräsentative Ausschnitte der typischen Kulturlandlandschaft enthalten. Dies sind einerseits naturnahe Wälder, die weiterhin nach den Kriterien des naturnahen Waldbaus bewirtschaftet werden sollen sowie alte Waldnutzungsformen wie Nieder- und Mittelwälder. Weiterhin sind in den Pflegezonen vor allem Biotope enthalten, die ihre Entstehung der jahrhundertelangen extensiven Nutzung des Menschen verdanken und daher auf die Fortführung dieser Nutzung angewiesen sind.

Zu nennen sind insbesondere die verschiedenen Grünlandbiotope: Halb- und Volltrockenrasen, mesophiles Grünland und Feuchtbiotope.

Die Entwicklungszone umfaßt etwa 77 Prozent der Reservatsfläche. Hier werden alle land- und forstwirtschaftlichen Flächen, die nicht in den Kern- und Pflegezonen liegen, die Siedlungsbereiche sowie Gewerbe- und Bergbaugebiete zusammengefaßt. Gegenüber einer ordnungsgemäßen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung bestehen hier grundsätzlich keine Einschränkungen. Ziel ist es aber, die Landnutzer dafür zu gewinnen, die Nutzungsart und -intensität an den Standorteigenschaften und der Umweltverträgiichkeit zu orientieren, um Bodenerosion und Schadstoffbelastungen des Grundwassers zu minimieren. Die gegebenen karsthydrologischen Bedingungen erfordern einen länderübergreifenden Trinkwasserschutz. Die Entwicklungszone dient auch der Erholungsnutzung. Die Attraktivität der Landschaft bildet die Grundlage für eine sanfte Tourismusentwicklung.

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