Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 48. Jahrgang • 2011 • Sonderheft: 24–29 Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz – Umsetzung durch Landesrecht und internationale Anerkennung Christiane Funkel Biosphärenreservate sind eine internationale Schutzkategorie der UNESCO. Weltweit existieren aktuell 610 anerkannte Biosphärenreservate in 117 Ländern, davon 15 in Deutschland (Abb. 1). Die Karstlandschaft Südharz, die bereits seit 2009 durch Landesrecht ausgewiesen ist, würde nach Anerkennung durch die UNESCO das 16. dieser internationalen Großschutzgebiete sein. Biosphärenreservate sind rahmenrechtlich durch das Bundesnaturschutzgesetz (§ 25) definiert. Die Bundesländer sind für die Ausweisung und Umsetzung zuständig. Alle Biosphärenreservate haben internationale Kriterien zu erfüllen, die in der Bundesrepublik Deutschland mit einem nationalen Kriterienkatalog untersetzt wurden. 1 Gründung und Aufgaben der Verwaltung des Biosphärenreservates Träger des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz ist das Land Sachsen-Anhalt. Die im Jahr 2002 in Roßla eingerichtete Verwaltung setzt die Aufgaben gemäß dem internationalen Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ der UNESCO und auf der Grundlage der nationalen Kriterien um.
Für das BR Karstlandschaft Südharz wird derzeit der Antrag auf Anerkennung durch die UNESCO erarbeitet. Mit der Allgemeinverfügung nach Landesnaturschutzgesetz, veröffentlicht im Ministerialblatt (MBl. LSA Nr. 11 vom 23.03.2009) wurde die Karstlandschaft Südharz am 23.02.2009 nach Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und zahlreicher Informationsveranstaltungen zum Biosphärenreservat erklärt (Tab. 1).
Tab. 1: Rechtliche und fachliche Grundlagen sowie Willenserklärungen (MBl. LSA: Ministerialblatt des Landes Sachsen-Anhalt).
2 Zonierung des Biosphärenreservats Die Gesamtfläche des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz beträgt 30.034 Hektar. Das Biosphärenreservat ist in Kernzone, Pflegezone und Entwicklungszone gegliedert (Tab. 2, Abb. 2). Größe, Abgrenzung und Zonierung wurden entsprechend den Kriterien für die Entwicklung von Biosphärenreservaten in Deutschland ermittelt. Mit dieser Größe und der Zonierung ist sichergestellt, dass alle notwendigen Funktionen des Biosphärenreservates erfüllt werden können. 2.1 Kernzone Zur wissenschaftlichen und fachlichen Beratung ist im gleichen Jahr ein Beirat eingerichtet worden, dessen Mitglieder durch die obere Naturschutzbehörde für die Dauer von fünf Jahren berufen wurden. In diesem Beirat sind der Landrat, die Bürgermeister der Kommunen im Biosphärenreservat, regionale und überregionale Vereine sowie Verbände integriert.
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Abb. 2: Das Biosphärenreservat und seine Zonierung (LAU), Geobasisdaten © GeoBasis-DE / LVermGeo LSA / 010312.
Die Kernzone nimmt 918 Hektar ein, das sind 3,1 Prozent der Gesamtfläche. Sie besteht aus mehreren Teilflächen. Diese liegen über die gesamte Biosphärenreservatsfläche verteilt (Abb. 2) und repräsentieren das West-Ost-Gefälle in Bezug auf Temperatur, Niederschlag, Kontinentalität sowie Flora und Fauna. Alle Flächen der Kernzone sind in der Allgemeinverfügung zur Erklärung des Biosphärenreservats nach Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt aufgeführt. Dort wird sie wie folgt definiert:
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Auswahl der Flächen für die Kernzone im Landeswald ist die Repräsentativität der Waldgesellschaften. Gleichermaßen ist die recht regelmäßige Verteilung der Flächen im Gebiet eine gute Basis für die Erhebung aussagekräftiger Ergebnisse im Rahmen eines Langzeitmonitorings bezüglich der Entwicklung dieser Flächen. Auch der Klima-Aspekt stellt ein wichtiges Kriterium dar: Sowohl die im West-Ost- als auch im Nord-Süd-Gefälle stark differenzierten Niederschlags- und Temperaturgradienten und daraus resultierende Wachstumsparameter können so auf definierten Vergleichsflächen langfristig erhoben werden. Insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Karstoberflächenformen haben ausgewählte Flächen der Kernzone infolge der hohen Strukturvielfalt und Hangneigungen sowie der nicht vorhandenen Bewirtschaftung und damit einhergehender Beeinträchtigung bzw. Zerstörung eine besondere Bedeutung. Die Kombinationen dieser besonderen Strukturen von oberflächennah anstehendem Karst mit den in der Kernzone unbeeinflussten Lebensbedingungen bieten sehr seltenen Arten Refugien. Durch die Einrichtung der Kernzone ist eine nachhaltige, langfristige Sicherung von bedeutenden, das Gebiet kennzeichnenden Waldlebensräumen und kleinflächigen Karststrukturen möglich geworden. Auch die Erhaltung genetischer Ressourcen und die unbeeinflusste dynamische Entwicklung auf den Teilflächen der Kernzone können so garantiert werden. Flächenscharfe pflanzensoziologische Aufnahmen in der Kernzone werden derzeit durchgeführt. 2.2 Pflegezone Die Pflegezone umfasst 9.760 Hektar, das sind 32,5 Prozent der Gesamtfläche des Biosphärenreservats. Die Forderung, mindestens 10 Prozent als Pflegezone auszuweisen, um die Erhaltung und Pflege von Lebensräumen und Lebensgemeinschaften, die durch menschliche Nutzung entstanden sind, garantieren zu können, ist damit erfüllt. Die Pflegezone besteht aus den verordneten Naturschutzgebieten (NSG) und den vom Land Sachsen-Anhalt gemeldeten Natura 2000-Gebieten. In der Allgemeinverfügung zur Erklärung des Biosphärenreservates vom 23.02.2009 wird die Pflegezone folgendermaßen definiert:
Kernzone und Pflegezone nehmen gemeinsam 10.678 Hektar ein, das sind 35,6 % der Gesamtfläche. Die Kernzonenflächen sind von der Pflegezone umgeben, einige Teilflächen haben eine Außengrenze zur Entwicklungszone. Alle Flächen liegen darüber hinaus im Landschaftsschutzgebiet. 2.3 Entwicklungszone Die Entwicklungszone umfasst 19.356 Hektar, das sind 64,4 Prozent des Biosphärenreservats.
Die Entwicklungszone ist vorrangig der Ort der Erforschung von Mensch-Umwelt-Beziehungen sowie von Struktur und Funktion der Ökosysteme und des Naturhaushaltes. Hier ist der Schwerpunkt für Maßnahmen der Umweltbildung und Naturpädagogik zu setzen. 3 Regionale Akteure, Mitwirkung von Verbänden und Vereinen Bereits in der langjährigen Planungsphase war die seit 2002 etablierte Verwaltung des Biosphärenreservats Mitglied in zahlreichen regionalen Gremien. Ein erster Beirat wurde in diesen Planungsjahren gegründet. Botschafter für das Biosphärenreservat wurden ernannt. |