Beiträge zur Landesfauna.

Von Hermann Löns. Hannover.

3. Hannovers Säugetiere.

Die höchste Klasse der Tierwelt, die der Säugetiere, ist bei uns noch wenig genug erforscht, und das, was erforscht ist, zusammenzufassen, hat bisher noch niemand für nötig gehalten. An den Grenzen des Gebietes, wo die Forscher von Braunschweig, Münster, Oldenburg, Hamburg und Bremen planmässig arbeiteten und ihre Ergebnisse in Zeitschriften oder Sammelwerken niederlegten, ist unser Gebiet ziemlich gut, wenigstens was die Arten anbetrifft, durchforscht; die übrigen Teile sind bisher aber noch sehr wenig abgesucht und über einige Fledermäuse und eine Wühlmaus wissen wir heute noch kaum mehr, als J. H. Blasius in seiner 1857 erschienenen „Naturgeschichte der Säugetiere Deutschlands“ uns überlieferte.

In dem Literaturverzeichnisse führe ich, bis auf einige zum Teil recht unzuverlässige oder faunistisch wertlose Mitteilungen und Aufsätze der Jagdpresse, die von mir zum grössten Teil durchgearbeitete Literatur an; die von mir gelesenen Werke oder Aufsätze bezeichne ich am Schluss mit *; die Angaben: Pr. M., N. G. und St. B. bedeuten, dass das Werk, die Zeitschrift oder die Arbeit sich in den Bibliotheken des Hannoverschen Provinzial- Museums, der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover oder in der Hannoverschen Stadtbibhothek befindet. Hinweise auf mir unbekannt gebliebene Werke oder Schriften nehme ich dankbar an, auch sind Sonderabzüge von den die Tierwelt der Provinz behandelnden Arbeiten , mit Quellenangabe und Datumsbezeichnung versehene Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften, die auf die Tierwelt der Provinz Bezug nehmen, sehr erwünscht für die faunistische Bibliothek des Provinzial-Museums, wo sie nach Klassen geordnet in Mappen eingereiht werden; solche Ausschnitte, die oft sehr wichtig für die Forschung sind, sind manchmal sehr schwer, oft sogar garnicht aufzutreiben oder entgehen der faunistischen Bibliographie überhaupt.

Die Geschichte der Wirbeltierfaunistik Hannovers ist leider kurz genug darzustellen. 1789 veröffentlichte Merrem sein Verzeichnis der rotblütigen Tiere Göttingens; Pfarrer Goeze zu Quedlinburg gab 1794 seine „Europäische Fauna“ heraus, die allerlei Angaben über das Gebiet zusammenfasst; 1822 erschien Spangenbergs „Versuch einer Fauna Goettingensis“, eine zwar kritiklose, aber immerhin recht brauchbare Arbeit kompilatorischer Art; 1834 machte Saxesen in Zimmermanns Buch „Das Harzgebirge“ seine Mitteilungen, und dann wurde durch Heinekens 1837 erschienene Arbeit über die Bremische Fauna auch Nord-Hannover etwas berücksichtigt; alle diese Arbeiten sind aber zusammen nicht von der Wichtigkeit, wie das 1857 herausgekommene Säugetierwerk von J. H. Blasius, in dem vorzüglich der Harz Berücksichtigung fand; aus der Hildesheimer Gegend und vom Harz brachte 1860 die „Synopsis“ von Leunis manche gute Angabe, und 1861 gaben Kohlrausch und Steinvorth ihre „Beiträge“ heraus, die zwar manche wertvolle, aber auch, wie ich von dem kürzlich verstorbenen Oberlehrer H. Steinvorth bestätigt erhielt, allerlei Angaben enthält, für die die Verfasser keine Bürgschaft übernehmen konnten; ich habe im Provinzial-Museum ein mit kritischen Bemerkungen nach den Angaben Steinvorths versehenes Stück dieses Schriftchens niedergelegt. Im Jahre 1876 erschien das „Systematische Verzeichnis der Wirbeltiere Oldenburgs“ von Wiepken und Greve, das vielfache Angaben über das Oldenburg benachbarte hannoversche Unterwesergebiet enthält, sodann 1880 das ostfrisische Säugetierverzeichnis von Focken, 1882 die frühere Arbeiten genau berücksichtigende Säugetierfauna der nordwestdeutschen Tiefebene von Poppe, und in dem von H. Landois, Fr. Westhoff und E. Rade 1883 herausgegebenen Werke „Westfalens Tierleben“ fanden die Gegenden von Osnabrück und Hameln vielfach Berücksichtigung. Von 1890 bis 1891 erschienen dann die zusammenfassenden Arbeiten von Schulze, zu derselben Zeit Borcherdings ebenfalls zusammenfassende Schriften, und 1893 Hess Mollmann seine musterhafte Fauna des Artlandes erscheinen. Schneiders Fauna von Borkum kam 1898 heraus, die Fauna Hamburgs 1901. Nachdem die naturhistorische Abteilung des Provinzial-Museums in Dr. A. Fritze einen Fachmann als Leiter erhielt, ging, soweit das bei der Unmenge von dringlichen Arbeiten möglich war, von dort unter Mithülfe des jungen „Vereins zur Erforschung der Tierwelt des Hannoverlandes“ eine planmässige Erforschung der Säugetierfauna vor sich, und seit dem Januar 1904 begann ich an diesem Werke mitzuhelfen.

Mit der „Bitte“, einer als Frageheft zusammengestellten Wirbeltierfauna, gewann ich über dreihundert Mitarbeiter, von denen nicht wenige volle Lokalfaunen einsandten und zum Teil ihre Angaben auch durch Belege bewiesen, die teils im Hannoverschen Provinzial-Museum, teils im Kgl. Zoologischen Museum zu Berlin niedergelegt wurden. Durch volkstümlich gehaltene Aufsätze in der Jagd- und Tagespresse war bald ein allgemeines Interesse an der Erforschung unserer heimischen Wirbeltierwelt angefacht, und die eingeschlagene Methode führte unmittelbar und mittelbar zu so guten Ergebnissen, dass bisher schwer zu erlangende Säuger, wie Schläfer, Mäuse, Spitzmäuse, Fledermäuse, in ziemlicher Menge dem Provinzial-Museum zugingen. Wenn nun auch hier und da, besonders bei den schwer zu erlangenden Fledermäusen, noch manche Art im Museum fehlt, im Grossen und Ganzen sind die heimischen Säugetiere dort gut vertreten.

Nach wie vor aber ist es sehr erwünscht, wenn von Schlafmäusen, Mäusen, Wühlmäusen, Spitzmäusen und Fledermäusen möglichst viel aus der Provinz stammendes, mit genauen Ort- und Zeitangaben versehenes Material dem Provinzial-Museum zugeht, denn es sollen im Museum nicht nur Belegstücke niedergelegt werden, sondern es soll auch möglichst jede Tierart in einer anschaulichen Gruppe dem Publikum vor Augen geführt werden; ausserdem ist es notwendig, dass von Hannover aus, wie von den übrigen Teilen des Königreiches, recht viel Vergleichsmaterial an das Kgl. Zoologische Museum zu Berlin abgegeben werde , damit den Spezialforschern dieser Anstalt das schwierige Werk der Formenbegrenzung ermöglicht werde, eine Arbeit, die nur von einer so grosssen, mit sehr viel Vergleichsmaterial und der gesamten Literatur arbeitenden Zentralstelle geleistet werden kann, deren Ergebnisse aber wieder der Provinzialforschung zu Gute kommen.

In dem Artenverzeichnisse führe ich alle in voller Freiheit lebenden Arten mit laufenden Nummern, das Gatterwild und die im übrigen Deutschland vorkommenden, für Hannover noch nicht festgestellten Arten ohne Nummer und die zu geschichtlicher Zeit ausgestorbenen Arten mit einem Kreuze an. In der Systematik und Nomenklatur folge ich dem kürzlich erschienenen Werke von Otto Schmiedeknecht: „Die Wirbeltiere Europa's mit Berücksichtigung der Faunen von Vorderasien und Nordafrika.“ Bei selteneren oder schwierigen Arten füge ich an, ob und wo Belegstücke vorhanden sind; gebe ich keine nähere Bezeichnung an, so ist das hannoversche Provinzial-Museum gemeint.


Die Literatur.

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Altum, B.Forstzoologie. 2. Aufl. Berlin, J. Springer, 1880.*
2.
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4.
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Schwarze Rehe in Hannover. Ebenda, 1875, S. 215.*
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Bechstein, J. M.Gemeinnützige Naturgeschichte aller drei Reiche Leipzig, 1789.* N. G.
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11.
Desgleichen. Berichte d. naturw. Ver. d. Harzes, 1841 — 42, S. 16.
12.
Beschreibung zweier neuer deutscher Fledermausarten. Archiv für Naturgeschichte, 1853, S. 36.
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14.
Über Vesperugo Nilssonii vom Harze. Der zoologische Garten, 1880.* N. G.
15.
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17.
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19.
Berdrow, H.,Der Brocken. In: Die Flora des Brockens, von Franz Bley, Berlin, Gebr. Bornträger, 1896.* Pr. M
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Blumenbach, J.F., Handbuch der Naturgeschichte. Göttingen, 1813.* N. G.
21.
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22.
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23.
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24.
Das Tierleben auf Flussinseln und am Ufer der Flüsse und Seen. In: Die Tier- und Pflanzenwelt des Süsswassers von 0. Zacharias, Leipzig, J. J. Weber, 1891, S. 333 ff.*
25.
Brandt, K.,Das schwarze Rehwild. Kassel, Fr. Scheel, 1889.*
26.
Das Gehörn und die Entstehung monströser Formen. Berlin, Paul Parey. 1901.*
27.
Das schwarze Rehwild. Das Waidwerk in Wort und Bild, Nr. 8 u. 9, Beilage d. Deutsch. Jäger-Zeitung, Nr. 34, Bd. 44, 26. Jan. 1905. Sonderabdruck Neudamm, J. Neumann, 1905.*
28.
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30.
Burckhardt, H.,Wald, Moor und Wild im Emslande. Aus dem Walde, 1875, S. 1 ff.* St. B.
31.
Rothirsche ohne Geweih. Ebenda, 1876, S. 318 ff.* St. B.
32.
Claudius, W.,Flüchtige Blicke, in die Natur des Südrandes des Herzogtums Lauenburg. Jahresb. d. naturw. Ver. Lüneburg, 1866, S. 62 ff.* N. G.
33.
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37.
Desgleichen. Ostfriesisches Monatsblatt, 1881, S. 183.
38.
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39.
Gerloff, E.,Das Schwarzwild im Harz. Der Waidmann, 30. Bd., Nr. 19.*
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Goeze, J. A. E.,Europäische Fauna. Leipzig, 1794.* N. G.
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Grote,Die beiden letzten Wölfe im Hannoverschen. Hannov. Sonntagsblatt, 25. Febr. 1906.* Pr. M.
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Hachmann,Die im südlichen Land Wursten vorkommenden Mäusearten. Jahrb. d. Verb. f. Naturk. a. d. Unterweser, 1899, S. 83 ff.
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Katalog des Schulmuseums der Kgl. Haupt- und Residenzstadt Hannover. Hannover 1903.* Pr. M.
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Die Zugangsverzeichnisse des Zoologischen Gartens.*
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Hausmann, J.F.L.,Über den gegenwärtigen Zustand und die Wichtigkeit des hannoverschen Harzes. Göttingen 1832.
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Vom Nutzen der wilden Tiere. Ebenda, 1844, Stück 15, 16, 17.* St. B.
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Der Fischotter. Ebenda, 1845. Stück 97 u. 98.* St. B.
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Die Ratte. Ebenda, 1847, Stück 99 — 103.* St. B.
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Hinkel, J.,Führer durch St. Andreasberg. Altenburg, C Jakobsen (Paul Hoffmann), 1889.* Pr. M.
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Unsere Ratten und Mäuse. Ebenda, 13. Dez. 1905.* Pr. M.
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Schwarze Eichhörnchen. St. Hubertus, 12. Jan. 1906.* Pr. M.
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Lebt der Nörz bei uns? Deutsche Jäger-Zeitung, 2. April 1905.* Pr. M.
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Hannoversche Geweihausstellung. Hannov. Tageblatt, 16. März 1906.* Pr. M.
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Die zweite hannoversche Geweihausstellung. Deutsche Jägerzeitung, Bd. 47, Nr. 1 ; 1. April 1906.* Pr. M.
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desgleichen. Hannov. Land- u. Forstwirtsch. Zeitung. Bd. 59, Nr. 12; 23. März 1906. * Pr. M.
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Rätselhaftes vom Reh. Deutsche Jägerzeitung, Bd. 45, Nr. 31; 16. Juli 1905* Pr. M.
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Die Verbreitung des schwarzen Rehes. Ebenda, Bd. 47, Nr. 2; 5. April 1906.* Pr. M.
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Löns, R.Die zweite hannov. Geweihausstellung, Sankt Hubertus, Bd. 24. Nr. 12; 23. März 1906.* Pr. M.
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Mehlis, E.,Hypudaeus herrynius nov. sp. Amtlicher Bericht über die Versammlung d. deutsch. Naturf. u. Ärzte f. 1830 (Ist H. glareolus Schreb.)*
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Meier, A.,Die Heiden Norddeutschlands. Aus dem Walde, 1874, S. 1 ff.* St. B.
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Merrem, Bl.,Verzeichnis der rotblütigen Tiere in den Gegenden von Göttingen und Duisburg. Schrift. Ges. naturf. Freunde Berlin, 1789, S. 187—196.* N. G.
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Meyer, Joh.,Die Provinz Hannover in Geschichts-, Kultur- und Landschaftsbildern. Hannover, Carl Meyer, 1888.* St. B.
100.M(eyer),Die „wirklich“ letzten Wölfe. Hannov. Sonntagsblatt, 11. März 1906.* Pr. M.
101.Möllmann, G .,Zusammenstellung der Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische, welche bis jetzt im Artlande und den angrenzenden Gebieten beobachtet wurden. Jahresb.naturw. Ver. Osnabrück, 1893. * Pr. M.
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105.Niemeyer, W.,Bemerkungen über die Wildkatze. Der zool. Garten, 1867, S. 101 ff.* N. G.
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111.von Notzrenk
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Allerlei aus der Ranzzeit des Otters. Die Jagd, 2. Jahrgg., Nr. 14 u. 15, 8. u. 15. April 1906.* Pr. M.
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113.Pallas,Novae Spezies Glirum. 1778.
114.Plettke, Fr.,Über das Vorkommen wilder Kaninchen in der norstwestdeutschen Tiefebene. Jahrb. d. Ver. f. Naturk. a. d. Unterweser, 1903—4, S. 59 ff.* Pr. M.
115.Poppe, S. A.,Zur Säugetierfauna des nordwestliehen Deutschland. Abh. d. naturw. Ver. Bremen, 1882, S. 301* Pr. M.
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Nachtrag. Der zool. Garten, 1889, S. 192.* N. G.
117.
Desgleichen. Abhandl. d. naturw. Ver. Bremen, 1889, S. 566.* Pr. M.
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Beiträge zur Fauna der Insel Spiekeroog. Ebenda, 1891, S. 59 ff.* Pr. M.
119.
Zur Mäuseenquête des Vereins für Naturkunde an der Unterweser. Jahrb. d. Ver. f. Naturk. a. d. Unterweser, 1899, S. 1 ff. Sonderabdruck u. d. Titel: Über die Mäuseplage im Gebiete zwischen Ems und Elbe. Bremerhaven, v. Vangerow (Georg Schipper), 1899. *
120.
Die Spitzmäuse von Nordwestdeutschland. Mitteil. d. Ver. f. Naturk. Vegesack, 1903, S. 8.* Pr. M.
121.Praetorius, J.,Blockes-Berges-Verrichtung, 1668. (Bär, Wolf, Fuchs, Sau, Hirsch, Reh, Hase).*
122.Quaet-faslem,Über den Einfiuss der Aufforstung im Lüneburgischen auf die hohe Jagd und den Wildschaden. Monatsschr. d. Allg. Deutsch. Jagdschutz-Ver., 1901, S. 136 ff.*
123.Redecker,Historische Collectanca von der Kgl. und Churfürstlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover. Am 8. Juli 1723 begonnene handschriftliche Chronik in der Hannov. Staatsbibliothek. *
124.Rüling, J. Ph.,Verzeichnis aller wilden Tiere auf dem Harze. In: Anleitung, den Harz und andere Bergwerke mit Nutzen zu bereisen, von Ch. W. Gatterer. Göttingen 1786.*
125.Saxesen,Die Tierwelt in: Das Harzgebirge von Ch. Zimmermann. Darmstadt 1834.*
126.Schäff, E.,Ein verschollener niedersächsischer Vierfüssler. Niedersachsen, 1899, S. 260. (Foetorius putreola L.).* St. B.
127.
Eine verschollene Wildart Deutschlands. Deutsche Jäger-Zeitung, 1898, Nr. 1. (Derselbe).*
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Ein verschollenes Säugetier Deutschlands. Jahresh. d. naturw. Ver. Lüneburg, 1896 — 98, S. 62. (Derselbe).* N. G.
129.
Verwilderte Katzen. Hannov Allg. Zeitung, Unterhaltungsblatt, 3. Mai 1903. (Die bei Linderte erlegte Katze war eine Hauskatze).* St. B.
130.Scherz, C. F.,Die Nordseeinsel Juist und ihr Seebad Norden, Diedr Soltau, 1905 * Pr. M.
131.
u. Sundermann, Fr., Die Nordseeinsel Norderney. Emden, W. Haynel, 1882* Pr. M.
132.Schinz, H.,Europäische Fauna. Stuttgart 1840. (Hypudaeus glareolus Schreb. vom Harz).* N. G.
133.Nimrod (Schlotfeld).Der letzte Luchs im Harzgebirge. Hannov. Courier, 26. Febr. 1905.*
134.Schneider, O.,Die Tierwelt der Nordseeinsel Borkum unter Berücksichtigung der von den übrigen ostfriesischen Inseln bekannten Arten. Abhandl. d. Naturw. Ver. Bremen, 1898, S. 1 ff. * Pr. M.
135.
Die Tierwelt der Insel Borkum mit besonderer Berücksichtigung auf Tiergeographisch wichtige Beobachtungen. Die Natur, 1897, S. 305.*
136.Schulze, E.,Sorex alpinus am Brocken. Zeitschr. f. ges. Naturw., 1887, S. 187.* Pr. M.
137.
Fauna Hercynicae Mammalia. Schrift, d. naturw. Ver. d. Harzes, 1890.* Pr. M.
138.
Verzeichnis der Säugetiere von Sachsen, Anhalt, Braunschweig, Hannover und Thüringen. Zeitschr. f. d. ges. Naturw., 1890, S. 97 ff. * Pr. M
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Fauna saxo-thuringica. Schrift, d. naturw. Ver. d Harzes, 1891, S. 30 ff.* Pr. M.
140.Schuster, Ed.,Kunst und Künstler in den Fürstentümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1836 bis 1772. Hannover, Hahn, 1905.* Pr. M.
141.Schuster, C.,Die Wölfe im Hannoverschen. Hannov. Sonntagsblatt, 4. Febr. 1901.* Pr. M.
142.von Schwake,Der letzte Luchs im Harze. Der Waidmann, 1890, S. 277.*
143.Sickmann, F.,Ueber zwei im Vereinsgebiete seltene Nager. Jahresb. d. Naturw. Ver. Osnabrück, 1880—82, S. 99. (Myoxus glis L und Mus agrarius Pall.)* N. G.
144.Spangenberg, E.,Versuch einer Fauna Goettingensis als Materialien zu einer Fauna Hannovera. Neues Vaterland. Archiv, 1822, S. 276—302.* St. B.
145.Steinvorth, H.,Siehe: Kohlrausch.
146.
Hausratte und Spitzmaus. Jahresh. d. naturw. Ver. Lüneburg, 1868 — 69, S. 134. (Mus rattus war damals in Lüneburg häufig.)* N. G.
147.
Hausratte und Wanderratte in Lüneburg. Ebenda, 1872—73, S. 203.* N. G.
148.
Beitrag zur Geschichte des Rattenkönigs. Ebenda, 1883—84, S. 122.* N. G.
149.Steinvorth, H.,Der Rattenkönig. Ebenda, 1888—89, S. 122.* N. G.
150.
Die Wald- und Parkflora der Eilenriede. Hannover, Göhmann, 1899. (Wiedergabe von Redeckers Angaben.)* Pr. M.
151.Stricker, W.,Zur naturgeschichtlichen Statistik der in Niedersachsen ausgerotteten Säugetiere. Der zool. Garten, 1868, S. 63.* N. G.
152.Taube, Joh.,Beiträge zur Naturkunde des Herzogtums Lüneburg. Celle, 1766 u. 1769. (Wichtige Angaben über die Biber an der Elbe.)* St. B., N. G.
153.von Train,Waidmanns Praktica. 6. Aufl., Leipzig, 1893.*
154.Ude, W.,Der letzte Luchs im Harz. Der Waidmann, 1890, S. 208.*
155.
Die Jagd auf den letzten Luchs im Harz. Neue Jagdzeitung, 1892, S. 515-517.*
156.von Veitheim, W.,Die letzte Luchsjagd am Harze. Wildungens Feierabend, 1818, S. 146.*
157.W.Herzog Georg Wilhelms Verordnung wegen Vertilgung der Wölfe. Hannov. Magazin, 1802, S. 222.* St. B.
158.Wagner, H.,Wanderungen am Meeresstrande Glogau, Karl Flemming. * Pr. M.
159.Waldfreund,Seltenes und aussergewöhnliches Wild. Nitzsche's Illustr. Jagdzeitung, 15. Jahrgg., 1888, Nr. 25, S. 282. (Zwei Wildkatzen vom Harze.)*
160.Wiepken, C. F. und Greve, E.Systematisches Verzeichnis der Wirbeltiere im Herzogtume Oldenburg. Oldenburg, Schulze, 1876. * Pr. M.
161.Zeppenfeldt,Beiträge zur Geschichte der Jägerei, insbesondere der Wolfsjagden im Hildesheimischen. Hildesh. Mittewochenblatt, 1818, Nr. 1 u. 2, Gerstenberg's Beitr. z. Hildesh. Gesch., 1829—30, S. 156.*


Artenverzeichnis.
Fledermäuse.
(Auf den Inseln kommen Fledermäuse nur als Irrgäste vor.)

Die grosse Hufeisennase. Rhinolophus ferrum equinum (Schreb). Diese mehr südliche, bisher nur bis zum südlichen Harzrande festgestellte Art wird von G. Jäger, Lit. 56, fälschlich für den Harz angegeben; H. Kreye meint sie aus der Stadt Hannover erhalten zu haben, doch fehlt das Belegstück.

1. Die kleine Hufeisennase. Rhinolophus hipposideros (Bechst.). Aller Wahrscheinlichkeit ist diese Art weit verbreitet bei uns, aber bisher erst von wenigen Orten festgestellt ; A. A. Berthold erwähnt sie für das Göttinger Museum 1850 mit der Bezeichnung „Hannover“ : wie er in seinen 1855 erschienenen Mitteilungen über die Vögel des Museums angibt, bezieht sich diese Angabe meist auf die Umgegend von Göttingen ; sie wurde ferner noch durch J. H. Blasius für den Oberharz, durch Präparator H. Kreye für die Stadt Hannover, Seminarlehrer Alpers für Benthe, Lehrer Sander für Gross-Oldendorf, Dr. Paul Wigand für Bodenwerder, Direktor Grashoff für Schloss Lage bei Bentheim, Focken für Ostfriesland festgestellt. Belegstücke sind im Provinzial-Museum. Aus den Nachbargebieten ist sie für Westfalen, Lippe und Braunschweig festgestellt, für Bremen ist sie fraglich.

2. Die langöhrige Fledermaus. Plecotus auritus (L.). Das Grossohr ist für Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück, das Artland, den Harz, in dem es bis zur Baumwuchsgrenze geht, Hoya, Verden, Lüchow, Bentheim, Göttingen usw. festgestellt. Belege sind in Menge vorhanden. In den Nachbargebieten kommt sie überall vor.

3. Die breitöhrige Fledermaus. Synotus barbastellus (Schreb.). Sie ist von J. H. Blasius für den Harz bis zu den höchsten bewohnten Punkten und durch Focken für Ostfriesland festgestellt, wird aber nirgendswo fehlen. Rudolf Löns fand sie in Menge in der Einhornhöhle. Belege sind vorhanden. In der Nachbarschaft ist sie überall festgestellt.

4. Die frühfliegende Fledermaus. Vesperugo nociula (Schreb.). Diese Art wird nirgendwo in älteren Wäldern und Parks fehlen ; sie wurde festgestellt für den Harz, Hannover, das Artland und Blumenthal. Beleg vorhanden. In der Nachbarschaft ist sie überall verbreitet.

5. Die rauharmige Fledermaus. Vesperugo leisleri (Kühl). Leunis gibt sie für Clausthal an, Altum für den Harz; wahrscheinlich ist sie in alten Wäldern viel verbreitet. Ein Beleg fehlt. In der Nachbarschaft ist sie nur in Westfalen festgestellt.

6. Die rauhhäutige Fledermaus. Vesperugo abramus (Temm). Leunis gibt sie für den Harz an; ein Beleg fehlt. In der Nachbarschaft stellte man sie für Westfalen und Braunschweig fest.

7. Die Zwergfledermaus. Vesperugo pipistrellns (Schreb.). Diese unsere kleinste Art kommt überall bei uns und in den Nachbargebieten vor; Belege sind viel vorhanden.

8. Die spätfliegende Fledermaus. Vesperugo serotinus (Schreb.). Diese Art, die im Harz bis 2 000 Fuss hoch geht, also im Oberharze fehlt, ist sonst noch für Hannover, Geestemünde, Syke, Ostfriesland und das Artland ausgemacht; sie wird nirgendswo fehlen. Ein Belegstück fehlt. In der Nachbarschaft ist sie überall.

9. Die nordische Fledermaus. Vesperugo Nilssonii (K. u. BL). Diese Art, die im Herbste vom Norden im Oberharze erscheint und uns im Frühling wieder verlässt, ist nur für den Oberharz durch J. H. Blasius festgestellt; Hannover hat keinen Beleg, wohl aber das Museum zu Braunschweig. Jede kleine Fledermaus aus dem Oberharz ist wert, dass man sie dem Provinzial-Museum einsende. Den Nachbargebieten. Braunschweig ausgenommen, fehlt sie, ist überhaupt in Deutschland nur für den Oberharz und Ostpreussen festgestellt.

10. Die zweifarbige Fledermaus. Vesperugo discolor (Natt.). J. H. Blasius erhielt sie aus dem Harz, Leunis gibt sie für Clausthal an; im Harz geht sie nach Blasius bis zur Höhe von 3 500 Fuss. Das Provinzial-Museum besitzt ein am 27. Sept 1904 auf dem Klostergut Mönchehof bei Wunstorf erbeutetes Stück. Wahrscheinlich ist sie in den Waldgebieten weit verbreitet. Für die Nachbargebiete ist sie ausser Braunschweig nicht festgestellt.

Die gewimperte Fledermaus. Vespertüio cüiatus Hins. Diese südliche Art ist einmal bei Köln gefunden.

11. Die gefransete Fledermaus. Vespertüio Nattereri Kühl. Berthold gibt sie mit der Bezeichnung „Hannover“ als im Göttinger Museum befindlich an; wahrscheinlich stammte das Stück aus Göttingen-Umgebung; Leunis führt sie für den Harz an. Für Bremen ist sie als fraglich angegeben, sonst aus den Nachbarländern nicht bekannt.

12. Die gemeine Fledermaus. Vespertüio murimts Schrei. Sie wurde für den Oberharz, Scharzfeld, Hannover, Alfeld, Hildeslieim, Göttingen, Bentheim, Nienburg, das Artland, Ostfriesland und den Kahnstein festgestellt und wird überall vorkommen. Belege liegen vor. Die Nachbargebiete besitzen sie alle.

13. Die grossöhrige Fledermaus. Vespertüio Beclisteiuii Leisl. Leunis gibt sie für den Harz an, Kreye erhielt ein von mir gesehenes Stück aus Hannover, das im Provinzial-Museum steht; ein jüngeres Stück, das Dr. Schaff aus dem Zoologischen Garten zu Hannover erhielt, steht in der Sammlung der tierärztlichen Hochschule zu Hannover Sie wird überall, wenn auch nicht häufig, bei uns vorkommen und ist für Braunschweig, Westfalen und Schleswig-Holstein festgestellt.

14. Die Bartfledermaus. Vespertüio mystacinus Leisl. A. A. Berthold gibt sie 1850 als aus Göttingens Umgegend stammend für das Göttinger Museum an. J. H. Blasius stellte sie für den Oberharz fest, Leunis gibt sie für Lerbach im Harze an. Das Schulmuseum besitzt ein Stück aus der Stadt Hannover, ich fing ein Stück bei Ahrenfeld am Kahnsteine, erhielt je ein Stück aus Gadenstedt bei Peine und Altenau im Oberharze und dreizehn auf einmal gefangene Stücke aus Wendenborstel bei Nienburg. Aus der Nachbarschaft ist sie für Westfalen und Braunschweig bekannt.

15. Die Wasserfledermaus. Vespertüio Daubentonii Leisl. Im Harz geht sie nach Blasius bis 2000 Fuss, ist von Focken für Osfriesland, von Möllmann für das Artland, von Dr. Klugkist für Celle, von mir für Hannover festgestellt. A. A. Berthold gibt sie 1850 als von Göttingen stammend für das Göttinger Museum an. Sie wird überall bei uns verbreitet sein. Die Nachbargebiete besitzen sie alle.

16. Die Teichfledermaus. Vespertüio dasycneme Boß. Lehrer Fr. Plettke wies sie für Geestemünde nach, das hannoversche Schulmuseum erhielt sie aus Hannover, ich erhielt sie aus Ahlem bei Hannover ; das Stück ist im Museum. Sie wird in der Ebene an grösseren Waldwässern nirgends fehlen. Für Braunschweig, Westfalen und Oldenburg ist sie bekannt.
 

Insektenfresser.
(Alle Arten dieser Ordnung fehlen den Inseln bis auf den Igel, der dort künstlich eingeführt ist.)

17. Der Igel. Erinaceus europaeus L. Der Igel ist bei uns, wie in den Nachbargebieten, das Hochmoor, den dürren Sand und reine Nadelholzgebiete ausgenommen, überall vorhanden, doch in den Überschwemmungsgebieten selten. Infolge der Verkuppelungen hat er stark abgenommen, da ihm die Hecken fehlen. Den tiefen Wald meidet er. Für den Oberharz ist er für den Sonnenberg und Oderbrück durch Kgl. Hegemeister a. D. Lüttich-Lauterberg festgestellt, Lehrer Ehlers sah bei Altenau in zehn Jahren nur ein Stück, nach Pastor Dr. Rössig fehlt er bei Clausthal und Zellerfeld ganz. Um 1830 wurde er auf Borkum und später auch auf Juist, Norderney und Spiekeroog, wo er überall anfangs fehlte, ausgesetzt und vermehrte sich dort überall stark. Die Nachbargebiete besitzen ihn sämtlich.

18. Der gemeine Maulwurf. Talpa europaea L. Er kommt auf dem ganzen Festlande vor, soweit ihm der Boden zusagt, und folgt dem Wiesenbau bis nach Clausthal, Oderbrück, St. Andreasberg und Altenau. Grosse Sandwüsten, den geschlossenen Wald und das Hochmoor meidet er. Graue, gelbliche und weissliche Stücke sind nicht sehr selten und in den Museen viel vorhanden. Die Nachbarschaft besitzt ihn auf dem Festlande überall.

19. Die Wasserspitzmaus. Crossopus fodicus. (Pall.) Sie ist über das ganze Festland von der Küste bis zur Brockenkuppe, wie J. H. Blasius angibt, an Gewässern verbreitet ; Hochmoore, den dürren Sand und tiefe Wälder meidet sie. Gescheckte Stücke kommen ab und zu vor. Belege sind vorhanden. Die Nachbarschaft besitzt sie überall.

20. Die Waldspitzmaus. Sorex vulgaris L. Wie in der Nachbarschaft, so ist diese, der folgenden bis auf anatomische und plastische Merkmale sehr ähnliche, nur kleinere Art bei uns auf dem ganzen Festlande verbreitet; sie geht bis zur Brockenkuppe. Belege sind vorhanden.

Die Alpenspitzmaus. Sorex alpinus. Schinz. Eine von Dr. Erwin Schulze am Brocken gefangene Spitzmaus bestimmte der französische Forscher F. de Lataste als Alpenspitzmaus. Da er das Stück nicht zurücksandte, ist eine Nachprüfung der Bestimmung bis jetzt nicht möglich gewesen. Geheimer Hofrat Prof. Dr. W. Blasius - Braunschweig hat sich laut brieflicher Mitteilung jahrelang die grösste Mühe gegeben, die. Alpenspitzmaus vom Brocken zu erhalten, doch gelang es ihm nicht. Da also ein Belegstück fehlt , kann diese alpine Art nicht für die Provinz als sicher aufgeführt werden.

Die Zwergspitzmaus. Sorex pygmaeus Pall. Da die Bestimmung der Spitzmäuse nach den plastischen Merkmalen sehr schwer ist, so ist es sehr fraglich, ob die von den Faunisten angegebenen Zwergspitzmäuse wirklich zu dieser Art und nicht vielleicht zu der Waldspitzmaus gehörten, zumal Belege nicht vorliegen. Ihr Vorkommen bei uns ist aber wahrscheinlich, obgleich sie aus der Nachbarschaft nur für Braunschweig durch J. H. Blasius mit Sicherheit nachgewiesen ist. Es liegen folgende Angaben über ihr Vorkommen vor: Leunis: Hildesheim; Kohlrausch und Steinvorth: Lüneburg; Möllmann: Menslage; Poppe: Rotenburg, Gruppenbühren, Emden; Focken: Ostfriesland; Dr. Wiechers: Gronau; Pastor Bank: Ringelheim; Pastor Dr. Rössig: Hildesheim und Clausthal; Lehrer Brandmauer: Alfeld.

21. Die Feldspitzmaus. Crocidura leucodon H. Zimm. Da die beiden weisszähnigen Spitzmäuse sehr schwer zu unterscheiden sind, bleibt es fraglich, für welche Art die Angaben der Faunisten zutreffen, um so mehr, als in fast allen Schriften nur eine weisszähnige Art aufgeführt wird. Das von mir gesammelte Material wird erst später im Kgl. Zool. Museum zu Berlin geprüft. Für Braunschweig ist diese Art durch J. H Blasius festgestellt, für Westfalen durch Altum. Für Hannover wird sie angegeben von Poppe für Syke und Gödesdorf, von Direktor Grashoff für Emlichheim bei Bentheim; Regierungsrat Dr. G. Rörig-Dahlem bestimmte einen aus Eulengewöllen von Gross-Giessen stammenden Schädel als hierhin gehörig, Kohlrausch und Steinvorth geben sie für Lüneburg als nicht selten an; das Schulmuseum in Hannover hat sie aus der Stadt, Lehrer Brandmüller fand sie bei Alfeld mehrfach: letztere beiden Angaben sind unsicher.

22. Die Hausspitzmaus. Crocidura aranea Schreb. Diese Keller, Ställe und Mistbeete liebende Art führt Merrem schon 1789 für Göttingen an und Berthold gibt 1850 an, dass sie im Göttinger Museum und zwar in reichlicher Anzahl vorhanden sei : da er aber die vorige Art nicht erwähnt, so bleibt die richtige Bestimmung fraglich; Focken stellt sie für Emden, Poppe für Leinförde und Flinten, Dr. Paul Wigand für Bodenwerder, Lehrer Bock für Ahrenfeld, Karl Brinckmann-Nienburg für Geismar bei Göttingen, Lehrer Ehlers für Altenau fest. Sie ist aus der Nachbarschaft für Braunschweig. Westfalen und Mecklenburg nachgewiesen.
 

Raubtiere.
(Von dieser Ordnung kommt keine Art auf den Inseln vor).

23. Die Wildkatze. Felis catus L. Sie ist früher anscheinend weit verbreitet bei uns gewesen, jetzt aber als Standwild auf den Harz, vorzüglich auf den Vorharz zwischen Pöhlde, Scharzfeld, Lauterberg, Herzberg, Sachsa, Ilfeld, Elbingerode, Liebenburg, Goslar, beschränkt, wechselt hin und wieder in den Oberharz, aber häufiger nach der Mündener und Göttinger und sogar bis in die Hildesheimer Gegend. Früher war sie Standwild im Solling, Hildesheimer Wald, Süntel, bei Göttingen, im Deister, Saupark und Osterwald; auch in der Ebene kam sie in den 1870er Jahren noch vor, so fing 1874 Stadtförster a. D. Degener-Steinhude eine in der Oberförsterei Medingen, Oberförster a. D. E. Stolze-Goslar teilt mit, dass 1877 bei Wathlingen bei Celle zwei Stück erbeutet wurden. Die Belegstücke sind nicht mehr vorhanden. Ob die sonstigen Angaben über das Vorkommen der Wildkatze in dem ebenen Hannover auf Richtigkeit beruhen, ist zweifelhaft, da dafür keine Belege vorhanden sind. Aus dem Gebirge liegen genügend Belege vor. Von den Nachbargebieten besitzt Westfalen und Braunschweig sie noch. Bastarde mit Hauskatzen sind bei uns nicht sicher nachgewiesen.

Der Luchs. Lynx L. † Die Nachrichten über den Luchs sind sehr spärlich. Amtsrat Dr. C. Struckmann fand nur wenige Reste in der Einhornhöhle. Nach den churhannöverschen Jagdregistern wurde 1658 ein Stück bei Celle erlegt. In der Göhrde wurde der letzte Luchs 1677 geschlossen ; sein in Ölfarben ausgeführtes Bild hängt im Jagdschlosse. Um 1670 kam er im Wernigeröder Harz noch öfter vor, 1791 war er nach Goeze schon sehr selten und es handelt sich seiner Meinung nach um zugewechselte Stücke. Ein Stück soll im Harze 1809 geschlossen sein. Die letzten beiden nordwestdeutschen Luchse wurden 1817 bei Wernigerode und 1818 bei Lautenthal erlegt. 1830 wurde im Harz noch ein Luchs erfolglos bejagt. Hannover besitzt keinen Beleg, wohl aber Braunschweig und Wernigerode. In Ostdeutschland erscheint der Luchs nur noch als sehr seltener Irrgast.

Der Wolf. Canis Lupus L. † Nachrichten über das Vorkommen des Wolfes liegen in Menge vor. Die vorletzten Harzwölfe wurden 1753, der letzte Wolf im Harz 1797 geschossen. Im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts traten Wölfe garnicht so selten im ebenen Hannover auf; 1824 wurde bei Ehra, 1839 bei Schoenevoerde, 1840 bei Walsrode, 1842 bei Nienburg, 1843 bei Rethem, 1851 im Wietzenbruche bei Fuhrberg, 1852 in der Goehrde je ein Wolf geschossen; letzterer steht gestopft im Jagdschloss, der Schoenevoerder und der Wietzenbrucher Wolf sind im Provinzial-Museum, der Ehraer ist im Besitz des Grafen Schulenburg-Wolfsburg. Noch viel später verirrten sich einzelne Stücke zu uns; ein 1870 bei Erpensen bei Wittingen geschossenes Stück besitzt Tierarzt Oelkers-Wittingen; in denselben Winter wurde bei Kakau bei Schnega noch einer geschossen. Der letzte nordwestdeutsche Wolf, ein sehr starker, silbergrauer Rüde, riss 1872 in der Raubkammer viel Schafe und wurde in demselben Jahre vom Förster Grünewald im Bocklinger Holze bei Wardböhmen, Kreis Celle, erlegt. Sein Balg wurde zu einem Fussteppich verarbeitet, anstatt dem Museum zugewiesen zu werden. In Nordost- und Südwestdeutschland erscheint der Wolf als nicht sehr seltener Irrgast.

24. Der Fuchs. Vulpes (L.). Der Fuchs, der wie überall, auch bei uns stark in der Farbe und Zeichnung abändert, kommt überall auf dem Festlande bei uns vor, wo die Kultur es ihm gestattet. Im Harze geht er bis zur Brockenkuppe. Ein in der Provinz erlegtes fast weisses Stück erhielt vor langer Zeit das Museum in halbverfaultem Zustande; ein ausgezeichneter Brandfuchs aus Wathlingen steht im Museum. Der fast ganz weisse Fuchs des Museums stammt nach Aussage des verstorbenen Präparators a. D. Braunstein nicht aus dem Gebiet; der Erlegungsort ist unbekannt.

25. Der Dachs. Meles meles (L.). Der Dachs ist im ganzen Waldgebiete der Ebene und des Hügel- und Vorberglandes verbreitet, nimmt auch in Moor und Marsch mit kleineren Gehölzen vorlieb. Im Harze geht er kaum über das Gebiet der Rotbuche hinaus und zeigt sich im Oberharze äusserst selten. In reinen Nadelwaldgegenden ist er selten, auch in Ostfriesland, bei Tostedt, im Artlande und bei Diepholz. Die Nachbarländer besitzen ihn alle.

26. Der Baummarder. Marias abietum (L.). Er ist, das Hochmoor und den dürren Kiefernwald ausgenommen, überall in alten Wäldern zu finden; im Oberharze geht er bis zur Brockenkuppe. In der Nachbarschaft Hannovers kommt er überall vor.

27. Der Steinmarder. Märtet fagorum (L.). Er ist ebenfalls über das ganze Festland in und bei Ortschaften verbreitet und in waldarmen Gegenden häufiger, als die vorige Art. In einigen Gegenden, so bei Lemförde und Wittlage, ist er sehr selten; im Harze geht er bis Clausthal. Die Nachbargebiete besitzen ihn sämtlich.

28. Der Iltis. Foetorius putorius (L.). Auch er ist über das ganze Festland verbreitet, geht in Ostfriesland bis an den Strand und im Harze bis Clausthal. In den Nachbargebieten ist er überall vertreten.

29. Das Hermelin. Mustela erminea (L.). Es ist ebenfalls über das ganze Gebiet vom Strande der Nordsee bis Clausthal und Altenau verbreitet, sowohl auf Ur- wie auf Bauland. Die Nachbargebiete haben es ebenfalls alle.

30. Das Wiesel. Mustella nivalis (L.). Im Gegensatze zu der vorigen Art kommt es nur um Ortschaften und Gehöfte ständig vor und ist überall, Ostfriesland und die Gegend von Meppen ausgenommen, seltener als das Grosswiesel. Es geht im Oberharze bis in die Bergstädte. Die Nachbarländer haben es alle. Präparator Kreye erhielt einmal aus Emden im Winter ein weisses, schwarzäugiges Stück, über dessen Verbleib er sich nicht weiter erinnert.

31. Der Nörz. Vison lutreola (L.). Die Elbe bildet in Deutschland anscheinend die Westgrenze für den Nörz, die er nur sehr selten überschreitet. An Nachrichten über sein Vorkommen mangelt es nicht, doch sind die meisten unzuverlässig oder ermangeln der Belege. Nach Bechstein soll er bei Göttingen an der Leine vorgekommen sein, eine Angabe, die Goeze und Blumenbach nachschreiben, für die aber kein Beleg vorliegt. Die Jagdverzeichnisse der Grafen Schulenburg-Wolfsburg geben ihn ständig an, doch fehlt auch in dieser Gegend, dem Drömling, ein Beleg. J. H. Blasius gibt an, dass im Winter 1852 in der Grafschaft Stolberg ein Stück gefangen sei, enthält sich aber jeder weiteren Angabe. Kohlrausch und Steinvorth schreiben: „Alljährlich werden einige Felle aus der Elbgegend den Kürschnern gebracht“, doch enthält das Lüneburger Museum kein Stück und Steinvorth konnte sich eines bestimmten Falles nicht erinnern. Mehrere neuere Angaben über das Vorkommen erwiesen sich als falsch. Subfossil fand er sich auch nicht. Kürschner Bock in Celle, der seit langen Jahren Felle aller Art aus dem Lüneburgischen kaufte, erhielt ein einziges Mal, 1866, einen Balg aus Lüneburg, nach seiner Beschreibung „einen rötlichbraunen mittelgrossen Balg mit flachem Haare“ ; die Pelzwaarenhandlung von Louis Weber in Hannover erhielt in fünfundvierzig Jahren keinen Nörz aus Hannover, desgleichen erhielt Pelzwaarenhändler Karl Scheerer in Hannover nie ein Stück in sein seit 1857 bestehendes Geschäft. Eine in der „Isis“ enthaltene Angabe über sein Vorkommen bei Emden konnte ich nicht einsehen. Ausser der Angabe des Kürschners Bock sind nur folgende Angaben aus der neueren Zeit zuverlässig: Archidiakonus F. Helms zu Lüchow, ein ausgezeichneter Beobachter, veröffentlichte im Hannoverschen Magazin, 1836, Stück 104, eine genaue Beschreibung nach einem bei Lüchow gefangenen weiblichen Stücke und gibt an, dass das Tier im Wendlande nicht selten sei, desgleichen im Bremenschen und Verdenschen. Im Provinzial-Museum steht ein sehr verblasstes, aus dem Lüneburgischen stammendes Stück, das der Hausvogt Herzog in Hannover dem Museum schenkte und zwar, wie mir der verstorbene Museumspräparator Karl Braunstein angab, im Fleisch. Unter den Berichten über die Zugänge des Museums im Jahresberichte der naturhistorischen Gesellschaft, 1859, S. 3, heisst es über dieses Stück: „Von Herrn Hausvogt Herzog hieselbst ein jetzt sehr seltenes einheimisches Pelztier, der Nörz (Mustela lutreola) aus dem Lüneburgischen“. S. A. Poppe gibt in den Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen, 1889, S. 566, an, dass ein männliches Stück im Bremer Blocklande erlegt und dem Bremer Museum von dem verstorbenen Vereinsmitgliede Pelzhändler J. F. Jahns, und wie ich auf schriftliche Anfrage von Poppe erfuhr, im Fleisch geschenkt sei. Es liegen somit aus dem neunzehnten Jahrhundert vier gut verbürgte, in zwei Fällen durch Belege unterstützte Angaben vor. Für Oldenburg, Westfalen, Braunschweig, das Rheinland und die beiden Lippe ist er nicht festgestellt, dagegen für Lübeck, beide Mecklenburg, Holstein und Brandenburg.

32. Der Fischotter. Lutra lutra (L.). Er ist über das ganze Festland verbreitet, schon im Gebiet der Stadt Hannover mehrfach beobachtet und gefangen und geht den Forellen bis an den Oderbrücker Teich und die Clausthaler Teichn im Oberharze nach. Er fehlt nirgendswo, wo fischreiche Gewässer sind. In den Nachbarländern steht es mit ihm genau so.

Der Bär. Ursus arctos L. † Die Nachrichten sind so spärlich, wie beim Luchs. Reste fand Dr. Struckmann in der Einhornhöhle und im Dümmer, die einzigen Museumsbelege für den Bären bei uns. 1104 wird der Bär für den Solling erwänt; 1656 kam er noch am Brocken vor, 1705 wurde dort der letzte erlegt. Eine Meldung, dass in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts ein Bär im Lüss bei Weyhausen geschossen sei, ist deswegen anzuzweifeln, weil von den Chronisten das Wildschwein auch oft „Bar“ oder „Bär“ genannt wurde. Im übrigen Deutschland ist der Bär ebenfalls seit längerer Zeit verschwunden.
 

Robben.

Der mondfleckige Seehund. Phoca groenlandica Fabr. Diese hochnordische Robbe geht bis an die skandinavische Küste und kann sich vielleicht bis nach Hannover verirren; J. H. Blasius erhielt den Schädel eines jungen Stückes von Norderney, gibt aber nicht an, ob das Stück dort erlegt oder ob der Schädel von Walfängern mitgebracht sei.

33. Der gemeine Seehund. Phoca vitulina L. Er ist häufig an unserer Küste und geht bis in die Flussmündungen.

34. Der geringelte Seehund. Phoca anellata Nüss. Desgleichen, aber nicht so häufig.

Die bärtige Robbe. Erignathus barbatus (F.). Diese nordische Art, die schon im Kanal erlegt ist, kann vielleicht auch zu uns verschlagen werden.

35. Der graue Seehund. Halichoerus grypus F. Er kommt ständig aber einzeln an unserer Küste vor.
 

Nagetiere.

36. Das Eichhörnchen. Sciurus vulgaris L. Es bewohnt das Waldgebiet des ganzen Festlandes bis zur Brockenkuppe und hat sich seit der Abnahme der Wanderfalken und des Hühnerhabichtes beträchtlich vermehrt. In der Färbung und Behaarung ändert es sehr, von hellbraunrot bis tiefschwarz ab; dunkelbraune und schwarze Stücke wurden überall einzeln beobachtet, zeigten sich im allgemeinen in Fichtengegenden häufiger als in Laubholzwäldern. In der Winterfärbung ändert es ebenfalls sehr ab; viele Stücke färben sich kaum ein wenig grau an den Seiten, andere sind fast ganz grau, sodass schwarze Stücke dann einen bläulichen Ton zeigen. Ein vollkommener Blendling wurde bei Alfeld geschossen. In den Nachbarländern ist es überall verbreitet.

Der Ziesel. Spermophilus citillus (L.). Er kommt in Deutschland nur in Schlesien vor.

37. Die Haselmaus. Muscardinus avellanarius L. Dieses sehr versteckt lebende nächtliche Tierchen ist nur aus dem Laubholzgebiete des Berglandes bekannt, wurde aber überall nur selten gefunden. Es ist für Göttingen schon durch Bechstein festgestellt; Berthold führt es 1850 für das Göttinger Museum als aus Hannover, also wohl aus der Göttinger Umgegend stammend, an; Lehrer Strüh fand es bei Dahlenrode bei Friedland, Karl Brinkmann im Geismarer Walde bei Göttingen, Pastor Dr. Rössig bei Hildesheim, Dr. Wiechers bei Gronau, Landwirtschaftsschuldirektor Grashoff in Uelsen und Lage bei Bentheim, aus Sievershausen im Solling besitzen es das Schul-Museum der Stadt Hannover und das Provinzial-Museum, das auch ein Moringer Stück aufweist, bei Goslar fing es Kgl. Hegemeister W. Bieling früher öfter in Dohnen, J. W. Blasius erhielt es mehrfach aus dem Harze, in dem es bis zur Höhe von 2000 Fuss vorkommt; Präparandenlehrer Marioth erhielt es vom Hörzen, einem Berge der Siebenberge bei Alfeld; in Oldenburg fehlt es, ist in Schleswig-Holstein einmal gefangen, sonst für Braunschweig, Westfalen und Brandenburg bekannt.

38. Der Siebenschläfer. Mijoxus glis (L.). Er ist ebenfalls nur für das Laubholzgebiet des Berglandes festgestellt, aber von mehr Orten, wie die Haselmaus, nämlich schon durch Bechstein für Göttingen, wo er auch heute noch garnicht so sehr selten ist; aus Moringen erhielt ihn das Schulmuseum, das Provinzial-Museum aus dem Bebertale bei Barbis durch Gastwirt Kühnemund, Rudolf Löns fing ihn mehrfach bei Scharzfeld, Leunis stellte ihn für Söder und Uppen bei Hildesheim, Kgl. Forstmeister a. D. Wallmann für den Osterwald, für Wellingholzhausen bei Osnabrück Sieckmann, für Geismar bei Göttingen Karl Brinckmann und für den Wohldenberg bei Derneburg Pastor Bank und für den Deister Präparator Knisse fest. Von den Nachbarländern besitzen ihn Braunschweig und Westfalen, für Brandenburg sind nur zwei Funde bekannt, in Schleswig-Holstein und Oldenburg fehlt er.

39. Der Gartenschläfer. Eliomys quercinus (L.). Dieser Schläfer ist mit Sicherheit nur aus dem südöstlichen Berglande bekannt, in dem er aber nicht, wie seine beiden Verwandten, nur an das Laubholzgebiet gebunden ist, denn er kommt auch im reinen Fichtenbestande vor. Berthold gibt ihn für das Göttinger Museum als aus Hannover, also wohl aus der näheren oder weiteren Umgegend von Göttingen stammend an; J. H. Blasius schreibt, dass er noch in der Tannenregion häufig sei. Pastor Dr. Rössig stellte ihn für das Mönchstal bei Zellerfeld fest, Oberförster a. D. Stolze erbeutete ihn oft am Zillierbache zwischen Dreiannenhohne und Elbingerode und sandte dem Provinzial-Museum eine Anzahl, Rudolf Löns fing ihn mehrfach bei Scharzfeld, Fleischer gibt ihn für den Solling an, von wo Museumspräparator Karl Schwerdtfeger ihn aber nicht kennt, doch wird er dort sicher nicht fehlen. Im Provinzial-Museum steht von früher her ein Stück mit der Bezeichnung: „Hannover, Eilenriede,“ doch ist die Richtigkeit dieser Angabe sehr zu bezweifeln, da kein weiterer Fall bekannt wurde. Von den Nachbarländern besitzen ihn Westfalen und Braunschweig.

Der Baumschläfer. Eliomys dryas (Schreb.). Diese südosteuropäische Art ist für Deutschland nur aus Oberschlesien bekannt.

40. Der Hamster. Cricetus cricetus (L.). Die Verbreitung des Hamsters ist heute noch fast dieselbe bei uns, wie Nehring sie 1894 angab, doch zeigt er entschieden, wie Generalsekretär Zürn angibt, die Neigung, sich nach Süden und Südwesten auszudehnen. Der natürliche Verlauf seiner Vermehrung wird durch die planmässige Verfolgung, die er überall, wo er in Menge auftritt, erfährt, verschoben. Sand, Moor, zusammenhängender Wald und Gebirge zerreissen sein Verbreitungsgebiet, sodass es in zwei Teile zerfällt, in einen nördlichen und einen südlichen. Der Nordbezirk wird durch eine Linie begränzt, die von Peine über Lehrte, Hannover, Wunstorf, vor dem Deister her nach Eldagsen mit einer Schlinge nach Coppenbrügge und zurück über Hemmendorf bis Lübbrechtsen über Banteln, Brüggen, um die Siebenberge herum nach Grafelde und von da vor dem Hildesheimer Walde entlang und um diesen herum zu beiden Seiten der Innerste bis nach Goslar verläuft, um von da wieder bei Peine einzumünden, erstreckt sich also nur auf das Gebiet zwischen der mittleren Leine und der Aller. Der viel kleinere Südbezirk umfasst die Gegend von Duderstadt. Nach Spangenberg, der 1822 schrieb, hat er sich sehr selten bei Northeim, Katlenburg und Obernjesa gezeigt, soll auch, wie Domänenpächter Barkhausen mitteilte, sich einzeln zwischen 1876 und 1888 jenseits der Aller bei Wittingen gezeigt haben, auch einmal bei Gifhorn gefangen sein. Gelbe Stücke, wie sie in Sachsen vorkamen, fanden sich hier noch nicht; ein aus Hannover stammendes schwarzes Stück führt Berthold 1850 als im Göttinger Museum befindlich an. In Oldenburg, Westfalen, Schleswig-Holstein, Lippe, Schaumburg-Lippe, fehlt er bis auf versprengte Stücke, die sich bei Altenhagen in Schaumburg-Lippe fanden; in Mecklenburg und im westlichen Brandenburg kommt er hier und da vor. in Braunschweig ist er sehr verbreitet.

41. Die Wanderratte. Mus decumanw Pall. Sie ist anscheinend aus Süddeutschland bei uns erschienen, denn um 1780 soll sie nach Goeze im Harze aufgetaucht sein. In Mittel- und Nordhannover erschien sie erst viel später, so um 1830 bei Neustadt a. Rbg. und in Lüneburg. Sie bewohnt das ganze Festland von der Küste bis hoch in den Oberharz hinein, wo sie noch, wenn auch einzeln, bei Oderbrück vorkam, wie Kgl. Hegemeister a. D. Lüttich meldet. Auf Borkum lebt sie seit 1892, ist nach Lehrer O. Leege auch auf Norderney häufig; auf Juist und den anderen Inseln schleppten Schiffe sie oft ein, doch hielt sie sich nicht. Gescheckte Stücke waren um 1870 im alten Lande häufig, aus Langeloh bei Tostedt erhielt das Provinzialmuseum durch Kgl. Oberförster H. Kamiah ein fast schwarzes Stück. Die Farbe wechselt sonst zwischen Graugelb und Fuchsiggrau. Die Nachbargebiete besitzen sie sämtlich.

42. Die Hausratte. Mus rattus L. Sie ist seit dem Auftreten der Wanderratte fast überall bei uns sehr selten geworden oder ganz verschwunden, wird aber in Orten mit vielen alten hohen Fachwerkbauten noch mehr vorkommen, als man allgemein annimmt. 1789 wird sie von Merrem noch für Göttingen genannt, von wo das Universitäts-Museum zu Göttingen sie noch 1899 erhielt; Altum erhielt sie 1872 aus Wollenfelde bei Göttingen; 1847 nennt Archidiakonus Helms sie für Lüchow schon „beinahe selten“; in Lüneburg herrschte sie 1868 noch vor und lebt heute dort noch; in Ostfriesland war sie schon 1882 im Verschwinden und zeigte sich nach Focken nur noch in weit vom Wasser gelegenen Dörfern, hat sich aber in Emden noch gehalten und ist dort garnicht so selten; nach Lehrer C. Gehrs war sie vor dreissig Jahren noch in der Klickmühle in Hannover vorhanden, doch konnte ich von hier kein Stück erhalten, obgleich ich annehme, dass sie in der Altstadt noch vorkommt. Wie Kgl. Eisenbahnsekretär Keese angibt, sollen Ende der 1860 er Jahre bei einem Hausabbruche in Hildesheim sehr viele erschlagen sein, doch konnte sowohl Leunis wie Andreae keine erhalten. In Celle war sie lange nicht bemerkt, tauchte aber um 1902 wieder auf und hat sich seitdem dort wieder stark vermehrt und zwar nach Annahme von Dr. Klugkist, weil infolge der Kanallegung die Wanderratte seltener wurde; auch in der Umgegend Celles, so beim Schaperkruge, zeigte sie sich. Sie kommt nach Rektor Willig noch in Verden, nach Hans Müller-Brauel in Zeven, nach Oberförster a. D. Stolze in Goslar, nach cand. phil A. H. Bock in Fallersleben und Umgegend, nach Landwirt L. Lohmeyer bei Stendern bei Hoya, nach Landwirt Th. Brinkmann in Isenbüttel bei Gifhorn und nach Seminarist Müller bei Gödensstorff bei Lüneburg vor. Das Provinzial-Museum besitzt sie aus Celle, aus Dahlenrode bei Friedland, wo sie nach Lehrer Stroh nicht selten ist, und aus Lütenthien bei Schnega, wo sie nach Landwirt Adolf Schulz bedeutend häufiger, als die Wanderratte ist. Es sei noch erwähnt, dass Steinvorth einen in Lüneburg gefundenen Rattenkönig für echt hielt. Für Oldenburg ist sie nicht festgestellt, lebt in Bremen noch viel, ebenso in Vegesack und Lübeck, kommt in Westfalen an einigen Orten noch vor und an mehreren Orten des sächsischen Eichsfeldes.

Die ägyptische Ratte. Mus alexandrinus Geoffr. Diese von vielen Forschern für die im Freien lebende Stammform der Hausratte gehaltene Form ist, wie S. A. Poppe in der Naturwiss. Wochenschrift 1893, Nr. 46, mitteilt, für Vegesack festgestellt, von wo sie unser Museum besitzt. Sie ist dort völlig eingebürgert, Lehrer Breyhahn fand sie neuerdings auch in Bremen. Möglichenfalls breitet sie sich auch auf Hannover aus.

43. Die Hausmaus. Mus Musculus L. Sie ist bei uns, wie in den Nachbargebieten, überall verbreitet, wo Wohnhäuser sind, auch auf Borkum, Juist und Spiekeroog häufig. In der Farbe ändert sie von schiefergrau bis gelblichgrau ab; eine auffallend braunrot gefärbte Form fand sich im Sommer 1[8]95 in ungefähr sechs Stücken im Vogelhause des Zoologischen Gartens zu Hannover, die Prof. Dr. H. Maschie für Mus Musculus flavescens Fischer anspricht. Blendlinge und Schecken sind nicht selten ; einen Schwärzung erhielt H. Kreye einmal und ich aus Bennemühlen.

44. Die Brandmaus. Mus agrarius Pall. Die Verbreitung dieser Maus zeigt sowohl im allgemeinen wie im besonderen auffallende Lücken, deren Ursachen noch nicht klar sind. Sie ist vom Rhein bis nach Westsibirien hin festgestellt und von Holstein bis nach Oberitalien, fehlt aber in Westfalen und Oldenburg vollkommen, während sie in Brandenburg und Braunschweig vorkommt. Wegen ihrer auffallenden Färbung ist sie den Landleuten so gut bekannt, dass sie überall mit einem eigenen Namen belegt wird; so heisst sie im Calenbergischen Erbsenmaus, in der Hilsmulde Zimmtmaus, im Saaletale Sattelmaus, bei Hildesheim Hüpper, bei Dahlenrode im südlichsten Hannover Springer, im Lande Wursten Bohnenmaus, sonst auch, wie die Waldmaus, Springmaus. Weil sie überall, wo sie vorkommt, gut bekannt ist, war es nicht schwer, ihre Verbreitung festzustellen, und aus den Nachforschungen scheint sich zu ergeben, dass sie Sand und Moor völlig flieht und sich nur auf felsigem oder schwerem Boden findet. Aus Ostfriesland, vom Oberharze und von den Inseln ist sie nicht bekannt, ebenso fehlt sie bei Wittlage, Meppen, Lingen und im Wümmegebiete, desgleichen in der Grafschaft Bentheim, soweit dort Sandboden ist, während sie nach Angabe des Landwirtschaftsschuldirektors Grashoff bei Gildehaus, wo Sandstein und Tonmergel ansteht, vorkommt. Im Artlande, der Gegend von Bersenbrück-Quakenbrück, fand Apotheker Möllmann sie nur einmal und zwar bei Menslage. Nach Mitteilung von Dr. Paul Wigand soll sie auch bei Walsrode vorkommen, doch liegen dort solche geologische Bedingungen vor, dass ihr Vorkommen sich dort erklären lässt, denn aus anderen Teilen der Lüneburger Heide ist sie noch nicht bekannt. Im Berg- und Hügelland und in den ebenen Gegenden mit schwerem Boden ist sie weit verbreitet : bei Hannover fing Obergehülfe Jatho sie einzeln in der Stadtgärtnerei, nach H. Kreye ist sie auch in der Eilenriede gefangen, doch erbeutete ich sie dort trotz umfangreicher Fallenstellerei nicht; da sie aber bei Bemerode schon viel vorkommt, wird sie auf der nach dem Kronsberg zu liegenden Seite nicht fehlen. In der Leinemarsch bei Kloster Marienwerder bei Hannover ist sie gemein, ferner überall verbreitet im Calenbergischen, Hildesheimischen, bei Peine, im Saaletale, bei Hameln, Moringen, Bodenwerder, in der Hilsmulde, ferner bei der Sutthauser Ölmühle bei Osnabrück, wo Sickmann sie fand; in der Wesermarsch bei Hoya soll sie nach Landwirt L. Lohmeyer sich nur einzeln zeigen, wogegen sie nach Poppe im Lande Wursten häufig und schädlich ist; derselbe Forscher erhielt sie auch aus Schönebeck und Blumenthal bei Bremen und aus der Gegend von Vegesack. In trockenen Sommern vermehrt sie sich stark und wird dann besonders im Grünfutter schädlich. In der Färbung ist sie sehr beständig, doch kommen ab und zu Schwärzlinge vor.

45. Die Waldmaus. Mus sylvaticus L. Sie ist über das ganze Festland verbreitet, wo sie in Wald, Gebüsch, Anlagen, Kirchhöfen und Gärten vorkommt, und nach J. H. Blasius steigt sie bis zur Brockenkuppe empor. Von den Inseln ist sie nur für Borkum bekannt. Als Forstschädling kann sie nur insofern in Betracht kommen, als sie Waldsämereien verzehrt, doch nützt sie sehr durch das Vertilgen von forstschädlichen Kerbtieren. Dass sie, wie die Rötel- und die Feldmaus, Bäume ringelt, ist ihr nicht nachzuweisen. In der Färbung weicht sie nicht viel von der Norm ab. Im Februar 1905 fing ich in der Eilenriede bei Hannover ein Stück, das auf der hinteren Rückenhälfte einen schwach angedeuteten dunkelen Streifen zeigte, sich aber in allen plastischen Merkmalen als ganz zu dieser Art gehörig erwies. Das Stück befindet sich im Provinzial-Museum. In den Nachbarländern ist sie überall verbreitet.

46. Die Zwergmaus. Mus minutus Pall. Bisher ist diese Maus nur aus der Ebene und aus dem Hügellande bekannt, ist aber anscheinend über das ganze Gebiet, den öden Sand und den Oberharz vielleicht ausgenommen, verbreitet. Focken führt sie für Ostfriesland, Poppe für Syke, Schönebeck, Hammersbeck, Lobbendorf, Bederkesa, Geestemünde und für das Land Wursten an, Möllmann für das Artland; sie ist ferner für Borkum und Juist bekannt; Pastor Dr. Rössig fing sie bei Ringelheim, Dr. Wiechers bei Gronau, Oberstleutnant Wedemeyer bei Eldagsen. Ich fing sie bei Ahrenfeld am Kahnstein und weit von allen Feldern im Ruhhorn bei Wolthausen in einem Kiefernstangenort. Bei Lüneburg fand Steinvorth nur das Nest, das aber unverkennbar ist und von mir um Hannover oft gefunden wurde. Wenn sie sich stark vermehrt, soll sie in Diemen und Scheunen wohl einigen Schaden anrichten, ist aber im Allgemeinen nicht häutig und macht den geringen Schaden durch Verzehren von allerlei Insekten wohl wieder gut. In den Nachbarländern ist sie verbreitet mit Ausnahme von Oldenburg, wo sie nur einmal gefunden wurde, doch mag sie dort vielfach übersehen sein.

47. Die Waldwühlmaus. Hypudaeus glareolus (Schreb.). Im Grossen und Ganzen ist diese Maus ein Tier des Laubwaldes, doch genügt ihr schon ein ziemlich starker Buschunterwuchs im Nadelwalde. Sie lebt überall in Wäldern, grösseren Gärten, Hecken usw. Den Inseln fehlt sie; im Harze geht sie bis in die letzten Ausläufer des Fichtenbestandes. Mit Ausnahme Oldenburgs, für das Wiepken und Greve sie nicht anführen, ist sie aus allen Nachbarländern bekannt. In trockenen Jahren hat sie besonders im Berg- und Hügellande mit der Feldmaus zusammen schon beträchtlichen Forstschaden angerichtet.

48. Die Wasserratte. Paludicola amphibius (L.). Sie kommt im ganzen festländischen Gebiete und auf allen Bodenarten vor, flieht nur das Innere der Hochmoore und kahler Sandwüsten. Im Harze geht sie so hoch, wie der Wiesenbau, und ist noch von Oderbrück und Clausthal bekannt. Von den Inseln bewohnt sie Borkum und Norderney; auf Juist wurde sie mehrfach eingeschleppt, hielt sich aber nicht. In der Farbe ändert sie von graubraun und grau bis tiefschwarzgrau ab, und zwar finden sich so verschieden gefärbte Stücke nebeneinander. Der Schaden, den sie an Wurzelfrüchten, Obstbäumen usw. anrichten, ist sehr bedeutend. In den Nachbarländern ist sie überall verbreitet.

Die nordische Wühlratte. Palvdicola ratticeps Keys.-Blas. Diese nord- und nordosteuropäische Art ist nur für Ostpreussen aus Raubvogel gewöllen nachgewiesen, doch fand J. H. Blasius Reste von ihr auch in quartären Schichten der Baumannshöhle.

49. Die Feldmaus. Armcda arvalis (Pall). Sie ist über das ganze Gebiet von der Küste bis zu den höchstgelegenen Wiesen des Harzes verbreitet und kommt sowohl auf Feld- und Wiesenland, wie auch in lichten Wäldern vor, auch beherbergen die meisten Inseln sie. In den Nachbargebieten ist sie ebenfalls überall zu finden. In trockenen Jahren nimmt sie ungeheuer zu und kann dann sehr grossen Feld- und Forstschaden anrichten. Gescheckte und weisse Stücke sind nicht selten; das Provinzial-Museum besitzt von beiden Abnormitäten Belege. — Die von J. H. Blasius für Braunschweig angegebene braune Feldmaus, Arvicola campestris Blas., wird von neueren Forschern nicht mehr anerkannt und zu der gemeinen Feldmaus gezogen.

50. Die Erdmaus. Arvicola agrestis L. Diese für Braunschweig, Brandenburg und Westfalen festgestellte Art ist für Hannover nur aus Gewöllen nachgewiesen. Aus von mir bei Ahrenfeld 1905 gesammelten Gewöllen bestimmte Regierungsrat Dr. G. Rörig drei Schädel als zu dieser Art gehörig, und je zwei Schädel aus 1905 von mir im Ruhhorn bei Wolthausen bei Celle und bei Gross-Giesen bei Hildesheim aufgenommenen Gewöllen; die Belege sind im Provinzial-Museum niedergelegt.

Die kurzöhrige Erdmaus. Microtus subterraneus (Selys.). Diese westeuropäische, von J. H. Blasius für das Rheinland, Westfalen. Braunschweig, Baiern und das sächsische Voigtland nachgewiesene Maus, könnte möglichenfalls auch in Hannover zu finden sein.

Der Biber. Castor fiber (L.). † In Deutschland kommt der Biber nur noch an der mittleren Elbe vor. In Hannover war er einst sehr verbreitet, wie so manche von ihm ableitbare Orts- und Flussnamen beweisen, so das Dorf Beber bei Springe, der Bach Beber bei Barbis, Beverbeck bei Uelzen, Bevermühle bei Gifhorn, Bevern bei Bremervörde, Beverstedt bei Geestemünde, Beversundem bei Lingen. Reste von ihm fanden sich im Leinekiese bei Ricklingen bei Hannover, im Kalktufflager bei Alfeld, in Torfmooren bei Bruchhausen, Lübbow und Vilsen, im Grundschlamme des Dümmer, in der Einhornhöhle bei Scharzfeld, im Mergel bei Honerdingen usw. Um 1200 lebte der Biber noch im Göttinger Stadtgraben, um 1500 an der Unterweser; um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts war er schon recht selten bei uns, denn Taube schreibt 1769: „Aufwärts der Elbe, bei Schnakenburg und Lenzen, werden zu Zeiten, wiewohl selten, Bieber (Castor Fiber L. S. N. sp. I.) gefangen. Sie sind wohl ehedem, bei hohem Wasser, zu Dannenberg, ja so gar bei Haarburg aus der Elbe gefischet worden. Man suchet diese fleissigen Tiere je mehr und mehr auszurotten, weil sie denen Deichen und Stackwerken ungemeinen Schaden verursachen sollen.“ Der letzte hannoversche Biber wurde 1819 bei Dömitz an der Elbe geschossen. Ein Balg eines hannoverschen Bibers ist nicht mehr vorhanden, während im Herzoglichen Museum zu Braunschweig noch ein Stück steht, das am Ende des achtzehnten Jahrhunderts in der Schunter bei Braunschweig gefunden wurde. Um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts lebte der Biber noch an der Lippe in Westfalen.

51. Der Hase. Lepus timidus L. Er ist über das ganze Festland verbreitet und durch künstliche Einbringung auch auf den Inseln vorhanden und auf allen häufig, am meisten auf Langeoog, wo im Durchschnitt alljährlich 700 Stück zur Strecke kommen. Im Harze geht er bis unter den Brocken, ist aber im Oberharze selten und sucht bei starkem Schneefall tiefere Lagen auf. In ausgedehnten Mooren und Heiden ohne Feldbau ist er ebenfalls nicht häufig, meidet auch die Überschwemmungsgebiete meist. In der Grösse und Farbe ändert er sehr stark ab, doch innerhalb der für die mitteleuropäische Form, Lepus campicola Schimp., festgestellten Kennzeichen. In Moor- und Heidegegenden lebende Stücke sind oft dunkler gefärbt, auch schwächer als die Feldhasen, die wieder meist schwächer sind, als die Hasen der in fruchtbarem Lande liegenden Wälder. Regelwidrige Färbungen sind nicht selten. Im Provinzial-Museum stehen von früher her ein gelbroter Hase mit roten Augen, ein weissbunter und ein hellgrauer, alle ohne Fundort- und Zeitangabe, aber wohl alle aus der Provinz stammend. Das gelbrote Stück soll nach Angabe von Lehrer C. Gehrs aus dem Hasenwinkel bei Fallersleben stammen, wo eine Zeit lang solche Stücke nicht selten gewesen sein sollen. Auf dem Fortgut Rüstje bei Stade wurde im Dezember 1905 nach Zeitungsmeldungen ein schneeweisses Stück geschossen und wie W. Bruns in der „Deutschen Jäger-Zeitung“ vom 28. Januar 1906 mitteilt, wurden in der Schonoorther Feldmark bei Norden zwei vollkommene Blendlinge geschossen. Ein gelbweisser Hase mit schwarzen Sehern wurde 1899 von Kaufmann W. Thies in Bockeiskamp bei Celle erlegt, ein ebensolches Stück von 1900 besitzt Gastwirt Martens in Döhren bei Stolzenau sowie einen tiefschwarzbraunen, der 1899 ebenda geschossen wurde. Sehr tief schwarzbraun gefärbte Stücke erlegte auch Lehrer W. Peets bei Wietzen bei Nienburg. Eigene Hasengärten, wie einer am Ende des siebzehnten Jahrhunderts unter Herzog Ernst August bei Schneeren bestand, gibt es in der Provinz nicht. Mit der Zunahme des Feldbaues nimmt auch der Hase bei uns zu. Es ist nachzuweisen, dass durch die Einbringung fremder Hasen zur Blutauffrischung Seuchen bei uns auftraten. In den Nachbargebieten ist der Hase ebenso verbreitet, wie bei uns.

Der Schneehase. Lepus variabilis Pall. Diese das nördliche Europa und die Alpen, auch das östliche Ostpreussen bewohnende Art ist im westfälischen Sauerlande ohne Erfolg ausgesetzt; in Hannover sind Einbürgerungsversuche noch nicht gemacht worden.

52. Das Kaninchen. Lepus cuniculus L. Wann das Kaninchen zuerst bei uns eingeführt wurde, lässt sich nicht genau fesstellen. 1679 befand sich an der Stelle des jetzigen Bahnhofes Leinhausen bei Hannover ein Kaninchenberg, in dem man Kaninchen züchtete. Damals hatten sich die Kaninchen von dort aus schon so vermehrt, dass die herzogliche Kammer an die Herrenhäuser Bauern Wildschaden zahlen musste. Bei Celle befanden sich im siebzehnten Jahrhundert zwei herzogliche Kaninchenberge; der eine lag bei Klein-Hehlen, der andere im Neustädter Holze. Unter König Georg I. bestanden beide noch, wurden dann aber aufgegeben. Wie Fr. Plettke in seiner Arbeit mitteilt, wurde um 1800 bei Lilienthal bei Bremen eine Lapiniere angelegt; ein Hügel bei Flinten bei Ülzen heisst heute noch der Kaninchenberg, sodass anzunehmen ist, dass auch dort eine Lapiniere lag. Auf den Nordseeinseln war das Kaninchen schon früh eingebürgert, der Zeitpunkt ist aber unbekannt. Nach der Arbeit von G. Focken war es auf Juist vor 1875 so häufig, dass alljährlich über 1000 Stück erlegt wurden. Da es viel Deichschaden verursachte, rottete man es von 1869 auf den Inseln planmässig aus, sodass nach zwanzig Jahre kein Stück mehr lebte, ausser auf Norderney, wo sich eine kleine Siedlung bis heute hielt. Nach Mitteilung von Prof. Wenker-Meppen sind während der Anwesenheit des Fürsten Johann Wilhelm im März 1585 acht von Münster bezogene Kaninchen bei Meppen ausgesetzt. In West-Hannover hat sich von jener Zeit ab das Kaninchen erhalten, dagegen scheint es, dass es bis nach der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Osthannover keine Kaninchen mehr gegeben habe. Der churfürstliche Kammerschreiber Redecker erwähnt in seinen „Historischen Collectanea“ dieses Tier aus der Umgebung Hannovers nicht, sodass man annehmen muss, dass man es bei Hannover ausgerottet hatte. Dasselbe scheint bei Celle der Fall gewesen zu sein, denn Kohlrausch und Steinvorth teilen 1861 in ihrer Arbeit mit, dass es sich seit einigen Jahren bei Celle zeige. Kgl. Forstmeister a. D. Gerding-Celle teilt mir mit, dass ihm der damalige Gehegereuter O. Kahle-Dalle gesagt habe, dass einige Jahre vor 1869 von einem Eisenbahnbeamten Kaninchen bei Celle ausgesetzt seien. Ferner schreibt mir der Kgl. Hegemeister W. Bieling-Üalle, dass um 1840 bei Anlage der Zeichentelegraphenlinie Berlin-Köln ein Stationsbeamter bei Schiaden im Kreise Goslar Kaninchen ausgesetzt habe; 1857 hatten sich die Tiere schon sehr vermehrt, wanderten schon bis Liebenburg und waren 1859 bei Derneburg und Astenbeck. Johannes Leunis schreibt 1860, dass es bei Izum und Söder im Kreise Marienburg verwilderte Kaninchen gäbe. Von da ab mehren sich die Nachrichten über das Auftreten dieses Nagers, aber da viele Jagdinhaber heimlich Kaninchen aussetzten, lässt seine Ausbreitung keine weiteren Schlüsse zu. Bei Hannover sind mehrfach Kaninchen ausgesetzt, so 1890 in der Eilenriede. In der Provinz Hannover giebt es zwei grosse völlig getrennte Verbreitungsgebiete, einen West- und einen Ostbezirk. Im Westbezirke ist es von Wittlage über Ankum, Iburg, Osnabrück, Aschen, Bentheim, Lingen, Meppen, den Hümmling, Aschendorf bis Weener und Emden verbreitet und stellenweise gemein. Der Ostbezirk wird ungefähr von einer über Goslar, Hameln, Seelze, Celle, Ülzen, Dannenberg, Lüchow, Salzwedel, Isernhagen, Gifhorn auf Goslar zurücklaufenden Linie eingeschlossen. Vereinzelt findet es sich noch, immer infolge von Aussetzung, an der Ruine Scharzfeld, am Westernsteine bei Barbis und bei Ilfeld. Dem mittleren Hannover zu beiden Seiten der Weser, die zwei Punkte Lehe und Geestemünde an der Unterweser ausgenommen, den Inseln mit Ausnahme von Norderney, dem nordöstlichen Hannover, dem Solling und dem Harze fehlt es. Marsch, Moor und ausgedehnten Wald und felderloses Sandland meidet es. In vielen Gegenden Hannovers, so bei der Stadt Hannover, bei Peine, Burgdorf, Celle, Ülzen, Lüchow und Dannenberg tritt es sehr schädlich auf. Von den Nachbargebieten besitzen es die Niederlande, Braunschweig, Westfalen und die Mark. In Oldenburg kommt es nur bei Wildeshausen vor, Lippe und Schaumburg-Lippe fehlt es. Schwarze Kaninchen kommen einzeln wohl überall vor; Belege liegen vor aus Peine, Seelze, Wartjenstedt, Ütze, Müden an der Aller und Bentheim. Einen vollkommenen Blendling besitzt das Provinzialmuseum aus Müden.
 

Schweine.
(Fehlen den Inseln.)

53. Das Wildschwein. Sus scrofa L. Das Schwarzwild wird in seiner Verbreitung durch die planmässigen Nachstellungen behindert, dagegen durch die Aufforstungen begünstigt. In manchen Gegenden, wo es früher häufig war, so im Kreise Hameln, im Deister, Süntel, Solling, ist es fast ganz oder völlig ausgerottet, an anderen Orten, so bei Meppen, im Artlande, bei Osnabrück, Harburg, Bassum nimmt es neuerdings zu. In grösseren Mengen kommt es als Standwild im Harze vor, ferner im Lüss bei Unterlüss, bei Gartow bei Lüchow und bei Sittensen; von dort aus streift es oft sehr weit. Eingegattert findet es sich mit 1000 Stück in der Göhrde, mit ebensoviel im Sauparke bei Springe und in kleiner Anzahl in dem Wildpark der Reitschule in der Wietze bei Misburg und im von Klenke'schen Parke bei Hämelschenburg. Von den Nachbargebieten besitzen es in freier Wildbahn Westfalen, Oldenburg, Brandenburg und Mecklenburg; in Lippe wird es als Gatterwild gehalten. Weissbunte Stücke zeigten sich um 1890 herum sehr viel im Lüneburgischen in freier Wildbahn; ein solcher Frischling aus Dalle steht im Museum der Forstakademie zu Eberswalde.
 

Hirsche.
(Sie fehlen den Inseln.)

Das Elen. Alces alces (L.). Es kommt in Deutschland nur in Ostpreussen vor und ist bei uns in vorgeschichtlicher Zeit ausgerottet.

54. Der Edelhirsch. Cervus elaphus L. Als Standwild kommt der Rothirsch im Harze bis zur Brockenkuppe, im Solling, im Osterwalde, Hild, Wohldenberg, im Bentheimer Walde und bei Gartow im Wendlande in freier Wildbahn vor und streift von diesen Standorten weit hin, so dass er sogar bis in den Ahltener Wald vor Hannover gelangt. Wie subfossile Funde bei Meppen und am Dümmer ergeben, war er dort früher häufig, fehlt jetzt aber gänzlich, für den Hümmling wird er schon 1497 nicht mehr genannt. Bei Rotenburg war er 1820 noch häufig, ist jetzt aber verschwunden. Seit dem Bau der Bahn Hannover-Buchholz verschwand er westlich der Aller. Durch den Bau der Kleinbahnen geht er in freier Wildbahn immer mehr zurück. Eingegattert findet er sich mit 800 Stück in der Göhrde. Im Saupark standen vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren 150 Stück, die man wegen Schälschadens bis 1905 abschoss. Nach der Stärke und der Geweihbildung ändert der Rothirsch ziemlich stark bei uns ab, ohne dass die Abänderungen zur Aufstellung von Nebenformen berechtigten, doch unterscheiden sich die Geweihe der Hirsche aus dem Harze, dem Lüss, dem Wietzenbruche, dem Wendlande und dem Bentheimer Walde ganz bedeutend. Da seit der Erbauung der Bahnen die Hirsche zur Brunft nicht mehr weit wechseln können, so werden sich wahrscheinlich mit der Zeit die Standortformen schärfer ausbilden. In freier Wildbahn besitzen von den Nachbargebieten Westfalen, Mecklenburg und Brandenburg Rotwild; hinter Gattern findet es sich in Lippe und Schaumburg-Lippe.

Der Wapiti. Cervus canadensis Schreb. Kreuzungen von Rotwild und Wapiti setzte der verstorbene Schiffsrheder Loesener in seiner eingegatterten Jagd Rixförde bei Fuhrberg aus; da die Brunft mit der des dort gehegten Rotwildes nicht zusammenfiel, wurden die Wapitibastarde abgeschossen. — Ebenda wurden auch zwölf Stück sibirisches Rotwild, dessen Artzugehörigkeit ich aber nicht erfahren konnte, ausgesetzt, die sich gut hielten. Ein Stück der Sibirier entsprang beim Aussetzen. Nach Loeseners Tode wurden alle abgeschossen.

Der Altaihirsch. Cercus maral Ogilby. Im Sauparke bei Springe wurden, nachdem das Rotwild wegen des Schälschadens abgeschossen werden musste, nach Angabe des Kgl. Forstmeisters Zimmer 1899 zwei Wildkälber und ein Hirschkalb ausgesetzt, die sich gut hielten und bis jetzt auf vierzehn Stück vermehrten.

Der Sikkahirsch. Cervus sikka Tem. In der 1400 Morgen umfassenden eingegatterten Jagd des Schiffsrheders Loesener Rixförde bei Fuhrberg wurden neun Tiere und ein Hirsch ausgesetzt; sie hielten sich gut, vermehrten sich aber nicht, da der Hirsch unfruchtbar war. Nach Loeseners Tode schoss man alle ab.

55. Der Damhirsch. Cervus dama L. Damwild findet sich nur an einer Stelle bei uns in freier Wildbahn, nämlich in den Revieren des Fürsten zu Inn- und Knyphausen in Lütelsburg in Ostfriesland; es war dort ursprünglich eingegattert, entsprang aber. Der Bestand beläuft sich auf 200 Stück. Eingegattert findet sich Damwild bei uns im Sauparke bei Springe mit 200, im Tiergarten bei Hannover mit 100 Stück, und in geringer Anzahl im von Colshornschen Parke zu Wiedenhausen bei Riethagen, in Gräflich Galenschen Parke im Artlande, im Gräflich Oeynhausenschen Parke zu Doetzingen und im Gräflich Bernstorfschen Parke zu Gartow. Nach Guthe wurde er 1867 noch im Linsburger Walde und auf dem Schattenberge bei Hämelschenburg hinter Gattern gehalten. Die Geweihe der Lütetsburger Hirsche sind viel mehr zu Endenbildung und Auflösung der Schaufeln geneigt, auch massiger und brauner, als die unserer hinter Gattern lebenden Schaufler.

56. Das Reh. Capreolus capreolus (L.). Das Reh hat sich durch die Hege sehr stark bei uns vermehrt und breitet sich immer mehr aus, sodass selbst in Gegenden, wo es noch vor einigen Jahrzehnten ganz fehlte, starke Rehwildstände vorkommen. Mit Ausnahme der Inseln ist es über das ganze Gebiet verbreitet; im Harze geht es bis unter den Brocken. Das Gewicht der hannoverschen Rehe ist nicht sehr stark; Stücke, die aufgebrochen vierzig Pfund wiegen, sind verhältnismässig selten. Auch die Gehörnbildung lässt zu wünschen übrig und kommt im allgemeinen der der ostelbischen Böcke nicht gleich. Die Form der Gehörne ändert sehr; feste Regeln dafür lassen sich für das Reh aber noch weniger aufstellen, als für das Rotwild; Hannover eigentümlich sind die bei Nienburg mehrfach vorgekommenen Tulpengehörne. Seit einigen Jahren äsen sich die hannoverschen Rehe auch ab und zu an Kartoffelkraut und Kartoffelknollen, was das deutsche Rotwild nach J. W. Blasius ungefähr seit 1820 angefangen hat. Gehörnte Ricken finden sich hier ebenso oft, wie in anderen Gegenden, doch bestehen die Gehörne meist in überwallten Knöpfen. Eingegattert findet sich das Reh in der Göhrde mit 200, im Sauparke mit ungefähr zwölf Stücken. In der Farbe ändert das hannoversehe Reh, wie überall, sehr ab und schwankt im Sommerhaar zwischen lichtgelbrot, rot, rotbraun und braunrot an denselben Standorten, sodass man von einer besonderen Farbenrasse nicht sprechen kann. Als besondere Rasse ist nur das schwarze Reh aufzufassen, das sich aber mit den roten Rehen stets paart. Die Farbe des schwarzen Rehes ändert zwischen etwas hellerem und dunklerem Schwarzbraun, das bis in tiefes Schwarz übergeht. Bei den echten schwarzen Rehen fehlen nach Karl Brandt, der diese Rasse mehrfach monographisch behandelte, die weissen Abzeichen am Geäse; der Spiegel der Böcke ist im Winter grau, im Sommer gelb, bei den Ricken im Winter schmutziggelb; weisse Spiegel kommen nach Brandt sehr selten vor. Die Gehörne unterscheiden sich von denen der roten Rehe nicht. Die Kitze sind grauschwarz bis tiefschwarz; die Jugendfleckung tritt meist wenig, oft garnicht hervor. Rote oder schwarze Ricken setzen manchmal schwarze oder ein schwarzes und ein rotes Kitz. Zwischen dem roten und dem schwarzen Reh gibt es Zwischenformen, deren Rücken und Hals im Winter schwarz ist, diese Stücke haben oft einen bläulichen Schimmer: im Sommer werden sie tiefbraunrot. Im Gegensatze zu den rein schwarzen Rehen besitzen sie die weissen Abzeichen am Geäse. Die Überlieferung, dass Landgraf Wilhelm von Schaumburg -Lippe um 1763 die schwarzen Rehe aus Spanien einführte, ist nach Kriechler und Brandt falsch. Erwähnt wird das schwarze Reh zuerst am Ende des sechszehnten Jahrhunderts in einem Briefwechsel zwischen Herzog Heinrich Julius von Braunschweig und Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel; darnach standen damals schwarze Stücke bei Verden und Osnabrück. 1797 teilt Pastor Paulus jun. von Möllenbeck in Wildungens Taschenbuch mit, dass schwarze Rehe im Ottenser Forst im Kreise Rinteln ständen. 1771 stand dort nur noch ein schwarzer Bock. 1793 teilt, Goeze mit, dass in der Lucie bei Dannenberg schwarze Rehe ständen. Die Hauptstände für schwarze Rehe sind jetzt der Schaumburger Wald und die Oberförsterei Haste-Ottensen, deren Bestand Brandt auf 1000 Stück schätzt. Von hier aus hat sieh die schwarze Rasse über das ganze ebene Hannover bis tief nach Westfalen, Oldenburg und Brandenburg verbreitet. Dem Harze und dem Sollinge, fehlt es, und kommt in den übrigen Bergen nur vereinzelt vor. Weissbunte Rehe kamen nach Kohlrausch und Steinvorth um 1860 im Amte Neuhaus vor; zwei solche Stücke ohne Ortsangabe stehen im Provinzial-Museum. Schmutzigweisse Rehe sah Oberförster a. D. Emil Stolze-Goslar um 1870 bei Stade mehrfach. Eine weisse Ricke wurde um 1900 bei Krätze bei Alverdingsen und 1885 wurde in Borkensdorf bei Gifhorn eine Ricke, von dunkelmausegrauer Farbe geschossen. In den Nachbargebieten ist das Reh überall verbreitet.
 

Schafe.

Das Mähnenschaf. Ovis tragelaphus Cur. Im Frühling 1883 liess der verstorbene Fürst Woldemar zu Lippe zwei Stücke bei Lopshorn aussetzen, und als diese eingingen, in einem Steinbruche am Teutoburger Walde noch acht, die, sich aber auch nicht hielten; alle weiteren Versuche, diesen Afrikaner im Osning einzubürgern, misslangen. Nach einer mir nicht zugänglich gewordenen Mitteilung in 0. V. Riesenthals „Aus Wald und Halde“, 1878, S. 2 und 22, ist 1878 ein Mähnenschaf bei Greene in Hannover erlegt. Woher das Stück stammte, konnte ich nicht erfahren.
 

Wale.

(Über Wale fehlt mir jede eigene Kenntnis, sodass ich nur die in der Literatur zu findenden spärlichen Angaben geben kann.)

Der Butzkopf. Orca gladiator (Bonnat.). Dieser nordische Wal hat sich sommertags einige Mal an die deutschen, englischen und französischen Küsten verirrt und könnte möglichenfalls auch bis Hannover verschlagen werden.

57. Der Tümmler. Phocaena phocaena (L.). Er kommt ständig an unserer Küste vor; nach Kohlrausch und Steinvorth wurde ein Stück 1861 in der Elbe bei Winsen an der Luhe gefangen. Nach Th. Focken kommt er in die Ems öfter bis Weener und Leer, nach Sanitätsrat Dr. C. Lohmeyer in Emden oft in den Dollart.

Der Grindwal. Globicephalus globiceps (Traill.) Diese nordische Art kann sich vielleicht, auch zu uns verirren.

58. Der Delphin. Delphinus delphis L. Er kommt an unserer Küste ständig vor.

59. Der Nasarnak. Tursiops tursio (F.). Nach Kohlrausch und Steinvorth wurde ein altes Stück im Sommer 1852 bei Winsen an der Luhe in der Elbe erlegt; Haut und Knochengerüst überwies der König dem Provinzial-Museum.

Der weissschnäbelige Delphin. Tursiops albirostris Gray. Auch er kommt vielleicht bis an unsere Küsten.

Der langschnäbelige Delphin. Delphinorhynchus rostratus (Cur.). Desgleichen.

60. Der Narwal. Monodon monoceros L. 1763 strandete nach Anderson und Klein ein Narwal in der Elbe. Die nähere Angabe war mir nicht zugänglich.

Der Entenwal. Hyperoodon rostratus (Pont.). Dieser Wal, der 1846 bei Haarlem in Holland, 1801 in der Kieler Bucht und 1807 an der holsteinischen Küste strandete, kann auch vielleicht nach Hannover verschlagen werden.

Ziphius cavirostris. Cur. Diese nördliche Art kann sich möglichenfalls auch zu uns verirren.

Diplodon europaeus. Gerc. Desgleichen.

Mesoplodon micropterus. Cur. Desgleichen.

61. Der Pottwal. Physeter macrocephalus L. Dieser Wal verirte sich auch einmal zu uns, da er 1720 in der Elbe auflief. 1738 strandete er auch in der Eider.

62. Der Finnwal. Physalus antiquorum (Fischer). Im Herbste 1870 strandete ein Männchen bei Juist. An der oldenburgischen Küste lief ein Stück in den 1830er Jahren auf.

63. Der Zwergwal. Balaenoptera rostrata (F.). Das 1669 in der Lesum bei Vegesack gefangene, im Skelett im Bremer Museum stehende Stück kann der hannoverschen Fauna zugerechnet werden, da es auf seiner Reise unser Gebiet berührte.

Cuvierius Sibbaldi. (Gray.) Er kann sich vielleicht zu uns verirren.

64. Der Buckelwal. Megaptera boops (L.) 1824 strandete ein Stück an der Eibmündung bei Vogelsand.
 

Ergebnisse.

Meine Zusammenfassung der bis jetzt bekannt gewordenen Tatsachen über das Vorkommen und die Verbreitung der Säugetiere der Provinz Hannover erbringt folgende Ergebnisse: in Hannover sind 64 freilebende Säugetiere mit Sicherheit beobachtet; künstlich eingebürgert sind davon zwei, das Kaninchen und der Damhirsch; vier Arten, Luchs, Wolf, Bär und Biber sind zu geschichtlicher Zeit ausgestorben; eine Art, der Nörz, gehört unserem Gebiete wohl nur noch als Irrgast an; sicherer kommt noch die Zwergspitzmaus und die ägyptische Ratte, vielleicht auch die kurzöhrige Erdmaus bei uns vor, während das Vorkommen der Alpenspitzmaus als fraglich zu betrachten ist. Nur als Gatterwild kommt der Altaihirsch vor. Als dem Quintär, also der vom Menschen bewohnten und umgestalteten Bodenschicht angehörig zu betrachten sind mit einiger Sicherheit elf Arten: Kleine Hufeisennase, langöhrige Fledermaus, Mopsfledermaus, gemeine Fledermaus, die beiden weisszähnigen Spitzmäuse, Steinmarder, Wiesel, Wanderratte, Hausratte und Hausmaus, weniger sicher ist das für folgende Arten zu sagen: Mops-, rauhhäutige-, Zwerg- und spätfliegende Fledermaus, Igel. Maulwurf, Brandmaus, Feldmaus. Von den Walen leben nur der Tümmler und der Delphin ständig bei uns; die übrigen sind Irrgäste. Folgende Tafel mag die Ergebnisse deutlicher darstellen:

Es lebenin Hannoverin DeutschlandEs fehlen Hannover




Fledermäuse1618Grosse Hufeisennase
Gewimperte Fledermaus
Insektenfresser67Zwergspitzmaus
Raubtiere1010
Robben33
Nagetiere1724Ziesel
Baumschläfer
Ägyptische Ratte
Nordische Wühlratte
Kurzöhrige Erdmaus
Biber
Schneehase
Schweine11
Hirsche34Elen
Wale810Butzkopf
Entenwal




Zusammen6477

 


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