Sagen vom Weingartenloch I. Unweit Osterhagen und Steina und dem Forsthause Nixei liegt das Weingärtnerloch oder Weingartenloch. Die es Weingärtnerloch nennen, erzählen, daß außer vielen andern Menschen auch einmal ein Weingärtner aus einer fremden Gegend, der dort nach Schätzen suchete, darin umgekommen sei. Die es Weingartenloch nennen, erzählen, hier sei früher ein Garten gewesen und die Eigentümerin desselben habe ihren Kindern ein paar Weintrauben gebrochen. In ihrem Hause sei aber Besuch angekommen und das jüngste Kind habe die Mutter deshalb gerufen, daß sie nach Haus kommen solle. Als die Mutter aus dem Garten getreten, sei derselbe untergegangen, und es sei ein großes Loch da gewesen, welches mit Wasser vollgefüllt gewesen sei. II. Aus dem Weingartenloche haben sich zwei Männer ein großes Vermögen herausgeholet, aber jedesmal einen dritten mit hineingenommen, den sie da geopfert haben und der von einem Hunde zerrissen ist. Sie sind nun elf mal im Weingartenloche gewesen und es hat keiner mehr mit hinein gewollt. Zuletzt hat sich doch noch ein Mann aus Osterhagen namens Schlosser gefunden. Der hat eine junge Frau gehabt, und weil jeder, den die beiden mit in das Weingartenloch hineingenommen haben, sich erst hat waschen und ein reines Hemd anlegen müssen, so hat die Frau ihm, ohne daß er es gewußt hat, in das Hemd Dill, Dust und Allermannsherrnkraut genähet und hat ihn das anlegen lassen. Nun sind die drei in das Weingartenloch gestiegen und als sie ans Ende des großen Raumes gekommen sind, hat da ein großes Wasser gelegen, darüber hat eine steinerne Brücke geführet. Als sie über die Brücke gegangen sind, kommen sie an eine eiserne Thüre und gelangen von neuem an eine Höhle, darin hat ein großer schwarzer Hund gelegen. Das ist der Teufel gewesen, von dem auch erzählet wird, daß er leibhaftig gleich hinter der Brücke sitze. Der Hund hat sie hingeführet zu den Gold- und Silbererzen und sie bedeutet, daß sie davon einpacken sollten, so viel sie möchten. Als sie nun ihre Säcke voll gehabt haben, wollen sie wieder den Mann, den sie mitgenommen haben, als Opfer zurücklassen. Allein weil in dessen Hemd die Kräuter eingenähet sind, so sagt der Hund: an dem hätte er keinen Teil. Da müssen die beiden dreimal unter sich losen, und dreimal trifft den einen von ihnen das Los. Da ergreift ihn der Hund und reißet ihn voneinander, und dabei hat die ganze Höhle gezittert und gekrachet. Die beiden andern sind mit ihren Schätzen davongezogen, haben aber nachher die eiserne Thüre nicht wiederfinden können, weil der, dem der Hund das zwölfte mal geöffnet hat, allein den Spruch gewußt hat, vor dem die Eisenthür aufgegangen ist. III. Ein Mann aus Gandersheim ist jedes Jahr in der Nacht vom Grünen Donnerstag bis Stillen Freitag in der Stunde von elf und zwölf ins Weingartenloch gegangen und hat sich aus demselben viel Geld und Edelsteine geholt. Wenn er aber herausgekommen ist, so hat er mit niemand sprechen dürfen. Dies hat er viele Jahre lang getrieben und sich in Gandersheim von den Schätzen große Ackerhöfe gebauet. Einstmals sind die Leute aus Osterhagen ihm nachgefolget und haben mit ihm reden wollen. Wie er nun herausgekommen ist, da ist er vor den Leuten verschwunden, und ist sowohl in Osterhagen als auch in Gandersheim nie wieder gesehen worden. In derselben Nacht sind aber in Gandersheim seine ganzen Ackerhöfe abgebrannt, und eben so schnell, als er sie bekommen hat, sind sie verschwunden. IV. Es ist noch nicht hundert Jahr her, da kam ein Mann von Eimbeck und gedachte in der Höhle einen guten Fang zu thun. Er war mit allem wohlversehen, brachte auch Gefährten mit von Lauterberg und kroch hinein. Da hielt ihn aber einer der Gänge, durch den er sich hindurchzwängete, fest, sodaß er weder vor- noch rückwärts konnte. Vergebens ward Bergmannschaft aufgeboten, ihn aus dem Weingartenloche zu holen, und bei den Versuchen, ihn loszumachen, wurde ihm zuletzt der Kopf abgerissen. Es wird auch erzählet, daß Zwerge, Berggeister und der Bergmönch im Weingartenloch umgingen. Daneben lieget die »Wolfskuhle«. |