UNESCO–Förderpreis für Schulprojekt auf dem Karstwanderweg

Auszeichnung im internationalen Wettbewerb zum Karstschutz

Zurück aus Sofia präsentieren Sigrid Vogel (Göttingen) und das Lehrerteam Christina Prenzel, Simona Hunger, Bärbel Brandt, Michael Rühling von der Staatlichen Regelschule G. E. Lessing (Nordhausen) stolz ihre Urkunden und einen kunstvoll gestalteten Karststein mit Fossilien.

Für ihren Beitrag „Stein-Reiche“ beim internationalen Wettbewerb „Karst under Protection – Gift for the Future Generations“ erhielten sie den 1. Preis, eine 10tägige von der UNESCO finanzierte Sommerschule. Die führte im Juli 2015 zu beeindruckenden Karsterscheinungen des Balkangebirges, zu Naturschutzgebieten und historischen Stätten Bulgariens. 142 Beiträge aus 7 Ländern (Bulgarien, Deutschland, Japan, Lettland, Montenegro, Russland, Tschechien) waren für die 4 Kategorien des Wettbewerbs eingereicht worden.

Die feierliche Preisverleihung fand am 24. September 2015 in der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia im Rahmen der internationalen Konferenz „Protected karst territories - education and training“ statt. Im Zentrum standen Überlegungen wie Lehrenden und Lernenden der Schutz der sensiblen Karstlandschaften der Welt durch Bildungsmaßnahmen bewusst gemacht und näher gebracht werden kann.

Die internationale Jury hob die Einzigartigkeit des prämierten pädagogischen Projekts hervor. Wie auf eine Kette gezogen reihen sich am Karstwanderweg im Südharz touristische Highlights und geologische Besonderheiten aneinander. Dies von Schülern entdecken zu lassen und sie für ihre Region zu begeistern ist die Grundidee des 2011 von Dr. Sigrid Vogel ins Leben gerufenen Konzepts „Der Karstwanderweg – Bildungsperlen für nachhaltiges Lernen“. Bundesländerübergreifend kooperieren hier 22 weiterführende Schulen aller Schulformen mit der Arge Karstwanderweg Südharz – Drei Länder ein Weg, in der sich das Biosphärenreservat Roßla sowie drei Wandervereine aus Sachsen-Anhalt, Thüringen, und Niedersachsen zusammengeschlossen haben.

„Raus aus der Schule – rauf auf den Weg“ ist das Motto schulischer Aktivitäten, durch die Schülerinnen und Schüler den Karst und seine Bedeutung für die Südharzer Region erfahren können. Inzwischen zeigen Schulprojekte und kreative Schülerarbeiten, dass das Interesse an der Entdeckung des Südharzer Karstwanderwegs stark gewachsen ist.

In diesem Rahmen entstand die Exkursion „Stein-Reiche – Schüler entdecken ihre Region“, ein Kooperationsprojekt zwischen der Lessingschule und der Arbeitsgemeinschaft Karstwanderweg Südharz – Drei Länder ein Weg. 60 Schüler der 5. Klassen wanderten von der Ibergtalsperre über Stempeda nach Rodishain zum dortigen Tonschiefer-Aufschluss. Sie bearbeiteten nicht nur Aufgaben in Geografie, Englisch, Deutsch und Ethik, sondern brachten auch ein im Werkunterricht gefertigtes Müllvermeidungsschild am Picknickplatz an und gaben dem Aufschluss einen Namen. Dort gibt eine Informationstafel Auskunft über seine Geologie und seine Nutzung. Fachlich wurde dies von dem Geologen Reinhard Völker (Uftrungen) begleitet. Das Projekt war so erfolgreich, dass Exkursionen in weitere Klassenstufen aufgenommen wurden. Die Unterrichtsmaterialien stehen zum Download auf www.karstwanderweg.de im Internet unter der Rubrik „Schulen & Karst“ zur Verfügung.

Das ausgezeichnete Projekt ist keine rein geografische Unternehmung, sondern eingebettet in das sogenannte regionale ortsbasierte Lernen. Es beruht auf der Idee, dass Lernen und Wissen über die unmittelbare Umgebung die Verbundenheit von Schülern zu ihrer Region verstärken kann. Damit erhöhen sich die Chancen, dass sie sich aktiv am sozialen und demokratischen Leben ihrer Gemeinden beteiligen. Darüber hinaus ist die Schulinitiative der „Bildungsperlen“ am Karstwanderweg in vielfältiger Weise verankert in die regionale Infrastruktur wie Wandervereine, Biosphärenreservat, Museen, Gedenkstätten, Industrie und Handwerk, Touristikverbände. Dies garantiert nicht nur die Nachhaltigkeit des Lernens sondern macht deutlich dass Karst für künftige Generationen geschützt und dass – ganz im Sinne der UNESCO-Biosphärenreservate – zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Entwicklung eine Balance hergestellt werden muss.

Mit dem 1. Preis für „Stein-Reiche“ erfährt das Konzept des regionalen ortsbasierten Lernens am Karstwanderweg Südharz eine internationale und von der UNESCO beachtete Würdigung.

Dr. Sigrid Vogel
Förderverein Dt. Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V.

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