Der Burgenforscher Dr. Ing. Friedrich Stolberg schrieb 1968 in seinem Buch
„Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit“


136. Gittelde, Burgreste. Gittelde, Kr. Gandersheim, Bez. Braunschweig.

Name: Gittelde, Die Burg, Kaiserhof, Kaisergarten, Jagdhaus, Altes Schloß.

Meßtischblatt: 2376/4227 Osterode a. Harz; N 0,8; W; 6,0.

Allgemeine Lage: Westlicher Harzrand, Niederung der Markau (Liesgau).

Örtliche Lage: 195 m NN auf erhöhtem Gelände am Südrand von Gittelde, im Bezirk der St.-Johannis-Kirche.

Baugrund: Diluviale Lößterrasse.

Baumaterial: Kalk-Bruchstein.

Beschreibung: Der ca. 140X140 m messende geebnete Burgplatz ist gegen die nördlich unmittelbar angrenzende Ortslage erhöht und umfaßt die St.-Johannis-Kirche mit Friedhof und Gartenland, westlich und südlich ist er künstlich abgeböscht, die östliche Begrenzung bildet die Markau. Nahe der Südwestecke einziges sichtbar erhaltenes Mauerstück, im Winkel geführt, ca. 4 m hoch und mit zwei kleinen rechteckigen Fensterlöchern versehen. Teilgrabungen ergaben das Vorhandensein starker Mauerzüge im Gelände, die bis unter die Johanniskirche reichen. Merians Stich 1654 zeigt als „Rudera vom Keißerhoff“ ein verfallenes Gebäude von 15X20 m Seitenlänge, dem vielleicht das obenerwähnte Mauerstück angehört, dazu eine außen umlaufende, ebenfalls verfallene Ringmauer. Das Sammelwerk „Thüringen und der Harz“ (Sondershausen 1839) nennt außerdem „bei der Kirche noch einen runden, von einem verfallenen Graben umgebenen Turm“. Auf Feldriß 1759 „Altes Schloß“, heutiger Flurname „Kaisergarten“.

Geschichte: Gittelde ist ein früher Straßenort im Zuge der alten „Thüringer Heerstraße“, die längs des westlichen und südlichen Harzrandes von Seesen nach Nordhausen führt. Im 10. Jh. vielleicht Außenhof der nahen Königspfalz Pöhlde. Besondere Bedeutung Gitteldes in Verbindung mit dem Silber-, Kupfer- und Eisenerz, vornehmlich unter Kaiser Otto I. Dieser übereignet 953 das dortige Königsgut dem Mauritiuskloster zu Magdeburg, dem späteren erzbischöflichen Domstift. 965 königliche Münze in Gittelde, ihre Nutzung wird Magdeburg übergeben, desgleichen Markt und Zoll. Unter Otto I. und Magdeburg ist Gittelde eine Kaufmannssiedlung mit eigener Kirche St. Mauritius am Nordende der „villa“, das Gegenstück zur St.-Johannis-Kirche im Süden bildend. 1028 zu Gittelde große Synode der Mainzer Kirchenprovinz, 1040 erste, einwandfrei gekennzeichnete Geldstücke aus der Gittelder Münzstätte, die die Prägung bis zum Anfang des 11. Jh. fortsetzt. 1154 Ritter v. Gittelde genannt, die bis 1626 auftreten. Im Laufe des 11. Jh. verdrängen die Grafen v. Catlenburg und die v. Northeim den unmittelbaren Einfluß des Erzstiftes Magdeburg, ihnen folgen die Welfen. Herzog Heinrich d. L. erlangt 1157 die Grafschaftsrechte im Liesgau. 1193 aber nochmalige Belehnung des Erzstiftes Magdeburg durch Kaiser Heinrich VI. mit der nahen Stauffenburg, danach endgültige Festigung der welfischen Position, die Stauffenburg löst die Burg Gittelde als Amtssitz ab. Trotzdem muß letztere noch weiter bestanden haben, denn 1240 wird die St.-Johannis-Kirche noch als Burgkapelle bezeichnet. In der Folgezeit wird der Markt Gittelde zum Mittelpunkt der herzoglichen Eisenindustrie. Nachrichten über die Burg selbst fehlen hinfort, nur Erwähnung bei Merian 1654. 1718 Ortsbrand, 1838 Auflösung der Eisenfaktorei.

Lit. u. Abb.: MG DO I Nr. 165, 312; Merian, 1654; B.u.KDm. Braunschweig 5 S. 284 ff.; Abb. Merian; Hdb. d. Hist. St. D., Niedersachsen S. 1401 f.; Tillmann, S. 288; Uhde „Der Kaiserhof“ in Gittelde am Harz, Braunschweig. Heimat 1933 H. 5 S. 166 ff.; Uhde, Tausend Jahre Gitlelde, Festschr. 1953; Flurkarte v. Warmburg zeigt südlich der St.-Johannis-Kirche „Altes Schloß“.

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