bei Herrmannsacker - Landkreis Nordhausen - von Peter Kuhlbrodt - Inmitten des Landschaftsschutzgebietes Südharz, in der Nähe von Ilfeld, Neustadt und Stolberg, befindet sich auf engem Raum ein burgengeschichtlich äußerst interessantes Ensemble von hochmittelalterlichen Herrenburgen, ein gewiß lohnendes Objekt von Wanderungen für alle die Erholung und Entspannung suchen, aber natürlich auch immer wieder Anreiz für alle einheimischen „Kenner“, diese Anlagen erneut zu besichtigen. Die folgenden Ausführungen wollen ihnen Anregung und Information geben. An der Straße von Herrmannsacker nach Breitenstein zweigt bei der Gastwirtschaft „Zur Sägemühle“ ein Weg ab, der nach kurzem Aufstieg zur Ruine der Ebersburg führt. Nur wenige hundert Meter entfernt gruppieren sich im Halbkreis auf den benachbarten Höhen um die Burg weitere Befestigungsanlagen, von denen noch Gräben und Wälle zu sehen sind. Diese Gruppe von sechs hochmittelalterlichen Befestigungen auf relativ engem Raum ist nahezu einmalig in der Burgengeschichte unseres Landes. Die bedeutendste von ihnen, die Ebersburg, erhebt sich in 440 m Höhe auf dem Gipfel eines nach Süden aus dem Gebirge vorspringenden Bergrückens in der Nähe eines alten Weges, der von der Burg Hohnstein nach Stolberg führte. Der Burgweg zieht sich vom Tal aus an der Ostseite der Porphyritkuppe nördlich und westlich um den Berg herum und erreicht fast an der Südspitze das äußerste Tor. Da die Kuppe nur an der Nord-West-Ecke mit dem Gebirge zusammenhängt, wurde hier ein mächtiger Halsgraben in das Gestein gebrochen. Ein Graben umgibt den Burgplatz, der nur im Nordosten am Steilhang aussetzt, im Südwesten aber durch die Vorburg teilweise überbaut ist. Das Gelände fällt ringsum steil ab. Da es keine späteren Um- oder Einbauten gegeben hat, läßt die Rekonstruktion eine typisch romanische Anlage erkennen. Ihre betont rechteckige Grundrißform ist nach G. Stein für romanische Burgen besonders charakteristisch. Als Baumaterial wurde der anstehende Porphyrit zu Quader- und Bruchsteinmauerwerk in Gipsmörtel verwendet. Durch Tor 1 gelangt man zunächst in die Vorburg. Von hier aus führt der Weg durch eine an der Südseite gut gesicherte Toranlage in die Unterburg. Es ist ein in der romanischen Bauperiode häufig vorkommendes Kammertor, ein quadratischer Bau mit zwei Toren an seiner Längsachse, die gewöhnlich im rechten Winkel zur Richtung der Ringmauer liegt. Die Ebersburg weist eine seltenere Toranlage auf, ein „zurückgezogenes Tor“. Es wird dadurch gebildet, daß die Ringmauer nach innen in die Unterburg hinein zurückgezogen wird, so daß sie eine Art Torgasse bildet, die am Ende durch eine Torkammer bzw. einen Torturm abgeschlossen wird. Die zurückgezogenen „Mauern und die Torkammer“ gewährten zusätzliche Verteidigungsmöglichkeiten. Das Kammertor ist 3,1 x 3,1 m groß mit 2,4 m starken Mauern und besitzt an der linken Seite eine zusätzliche Türöffnung. Wenige Meter dahinter befand sich der Palas, der die Oberburg nach Süden abschloß. Von ihm führte eine Fallbrücke zum hochgelegenen Eingang des Bergfrieds. Grundriß der Ebersburg (nach Stolberg und Wäscher) Der heute noch etwa 19 m hohe Bergfried steht frei im nördlichen Teil der Oberburg, und zwar an der Angriffsseite, wo der Burgberg mit dem Gebirge durch einen Rücken verbunden ist. Der schmale Raum zwischen Ringmauer und Turm war ursprünglich überwölbt und als Umgang 1920 noch teilweise erhalten. Der Bergfried hatte die Aufgabe, der Burgbesatzung im Falle äußerster Bedrängnis durch den bereits in den Bering eingedrungenen Feind als letzter Zufluchtsort zu dienen, war jedoch für Wohnzwecke nicht vorgesehen. Durch sehr dicke Mauern war er besonders widerstandsfähig. Die Ebersburg weist einen Bergfried von einer für das 12. Jahrhundert erheblichen Mauerstärke auf. Der Durchmesser beträgt im Erdgeschoß 12,4 m die Mauerstärke über 4 m, so daß für die Turmmitte eine lichte Weite von nur wenigen Metern übrigbleibt. Der hochgelegene Eingang war nur vom Palas aus zu erreichen. Wirtschaftsgebäude befanden sich an der Nordseite der Unterburg und vielleicht an der Westseite der Oberburg. Die Mauern sind 1,6 bis 2 m stark. Die Anlage ist, wie Wäscher urteilte, das Musterbeispiel einer kleinen romanischen Harzburg von etwa 23 x 60 m Größe der Kernburg, 20 x 50 m der Unterburg und 30 x 60 m der Vorburg. Die zwingerartige Vorburg scheint etwas jüngeren Datums zu sein. Den Eingang in das Erdgeschoß des Bergfrieds sowie eine Treppe ließ im Sommer 1868 Graf Karl Martin von Stolberg-Roßla herstellen. Die Anlage wurde früher für wesentlich älter gehalten, indem man in ihr eine Burg namens Vokenroth vermutete, die Heinrich IV. gegen die Sachsen erbauen ließ. Heute wird es als sehr wahrscheinlich angesehen, daß ihre Erbauung mit der Entmachtung Heinrichs des Löwen und dem Bestreben der Landgrafen von Thüringen zusammenhängt, ihre Position in Nordthüringen zu stärken. Die Ebersburg verdankt ihre Entstehung also dem staufisch-welfischen Gegensatz und den Machtkämpfen innerhalb der herrschenden Feudalklasse. Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, war auch im Südharzgebiet bemüht, sich die örtlichen Feudalgewalten zu unterwerfen und sich weiteres Reichsgut anzueignen. Es war ihm sogar gelungen, in dem alten königlichen Ort Nordhausen Fuß zu fassen. Am 16. März 1158 übereignete Kaiser Friedrich I. dem Nonnenstift die königliche Burg mit Wirtschaftshof und allem Grundbesitz sowie auch die Siedlung. 1169 machte der Kaiser den Sachsenherzog zum Vogt des Nonnenstifts, übertrug ihm also die Schutzherrschaft, das Amt des militärischen Befehlshabers und obersten Richters. Der Welfe versuchte ebenfalls, die Verfügungsgewalt über die hier mächtig gewordenen örtlichen Feudalfamilien und ihre Burgen zu erhalten. Durch einen Tausch, bei dem Heinrich dem Staufer Güter in Schwaben überließ, erhielt der Sachsenherzog den Hof Pöhlde und die Burgen Herzberg und Scharzfels. Der Welfe betrachtete die Grafen von IlfeId-Honstein und Scharzfels als seine Vasallen. Für eine Lehnsabhängigkeit der Grafen von Lore gibt es keine sicheren Anhaltspunkte. Über landgräfliche Rechte im Gebiet zwischen Hainleite und Harz liefern Urkunden nur spärliche Hinweise. Bischof Udo von Naumburg besaß das Gut Kinderode von seinem Bruder, dem Landgrafen Ludwig, zu Lehen. In einer undatierten Urkunde nahm derselbe Landgraf das Kloster Walkenried, insbesondere dessen Güter in Nordhausen, in seinen Schutz. Auch aus den Zeugenreihen von Urkunden ist ein gewisser Einfluß der Ludowinger ablesbar. 1182 bezeugen Edelger von Ilfeld und Ludwig von Lore eine Urkunde Ludwigs III. Auch zwei Urkunden Landgraf Hermanns aus den Jahren 1215 und 1216, von denen eine auf der Ebersburg ausgestellt ist, deuten auf Beziehungen der Grafen von Scharzfels-Lauterberg, Honstein, Beichlingen, Stolberg, Mansfeld und Klettenberg zum Landgrafen hin. 1214 und 1215 erscheinen mehrere dieser nordthüringischen Grafen an der Seite des Landgrafen am Hofe Kaiser Friedrichs II. in Eger. Im Jahre 1179 stellte sich Kaiser Friedrich I. offen auf die Seite der Gegner des Welfen. Auf einem Hoftag in Würzburg im Januar 1180 wurden Heinrich dem Löwen alle Reichslehen und somit seine beiden Herzogtümer aberkannt. Eine Reichsheerfahrt zur Eroberung seiner Länder stand bevor, doch Heinrich eröffnete selbst den Kampf, indem er Anfang Mai 1180 das dem Kaiser gehörende Goslar angriff. Anschließend ließ er Nordhausen und Mühlhausen verwüsten. Bei Weißensee in Thüringen gelang ihm noch ein Sieg über das Aufgebot des neuernannten Herzogs von Sachsen und des Landgrafen von Thüringen, bevor er dem entscheidenden Angriff kaiserlicher und fürstlicher Truppen erlag. Auf dem Reichstag in Erfurt im November 1181 unterwarf sich Heinrich dem Kaiser, verlor alle Reichslehen und mußte für drei Jahre in die Verbannung gehen. Die Ludowinger gehörten zu den Hauptnutznießern des Sturzes des Welfen. Auf dem Reichstag zu Gelnhausen im April 1180 waren Herzog Heinrich auch die Vogteirechte über Nordhausen aberkannt worden. An seiner Stelle wurde der Landgraf von Thüringen zum Vogt von Nordhausen ernannt.
In einer Urkunde aus der Zeit um 1189/1190 schilderte der Erzbischof von Mainz den traurigen Zustand, in dem er den Besitz des Erzstifts bei seiner Rückkehr aus der Verbannung 1183 vorgefunden habe, und teilte mit, daß er nach seiner Rückkehr für 200 Mark die Burg Ebersberg mit 50 Mark Jahreseinkünften von seinem Verwandten, dem Pfalzgrafen Hermann von Sachsen, gekauft und sie diesem sowie dessen Gemahlin und Tochter wieder zu Lehen gegeben habe. Da Hermann 1181 Pfalzgraf von Sachsen geworden war, erbaute er wohl zwischen 1181 und 1190, als er nach dem Tode seines Bruders auch Landgraf von Thüringen wurde, die Ebersburg. Das Gebiet, auf dem er sie errichtete, soll er, wie Karl Meyer vermutete, von einem aus dem Hansteiner Grafenhaus stammenden Heinrich erhalten haben, der später (zwischen 1201 und 1210) die Burg Stolberg erbaute und sich noch ihr Graf von Stolberg nannte. Nordöstlich der Reichsstadt Nordhausen erhob sich also drohend als wichtige Bastion der Landgrafen seit den 80er Jahren der mächtige Bergfried der Ebersburg. Auf dem „castrum Eversberc“ saßen wohl von Anfang an landgräfliche Dienstleute (Ministeriale). Die Burg besaß offenbar für die Landgrafen eine gewisse Bedeutung, denn sie überließen sie einem engen Vertrauten, ihrem Marschall Heinrich. Dieser hatte eines der vier Hofämter inne, die sie nach dem Vorbild des Königshofes geschaffen hatten.(landgräfliche Kämmerer waren die Herren von Fahnern, Truchsesse, die Herren von Schlotheim und Schenken die von Vargula). Als nach 1197 der Machtkampf zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig offen ausbrach, wechselte Landgraf Hermann skrupellos die Parteien und schloß sich dem jeweils Meistbietenden an, so daß Nordthüringen Schauplatz blutiger Kämpfe wurde. Hermann wollte sich die Reichsburgen und Städte Saalfeld, Ranis, Mühlhausen und Nordhausen aneignen und unterstützte denjenigen, der ihm diese überließ. Da ihm Otto Nordhausen als Lehen versprach, eroberte er die Stadt mit dessen Hilfe nach fast zweimonatiger Belagerung Ende 1198. Es gelang ihm jedoch nicht, sich auf Dauer in der Stadt zu behaupten. 1207 hielt Philipp in ihr einen Hoftag ab und verhandelte von hier aus mit Otto IV. 1209 verlor Landgraf Hermann die königliche Stadt Nordhausen wieder, blieb aber im Besitz der Ebersburg. Am 22. Juli 1212 feierte Kaiser Otto in Nordhausen seine Hochzeit mit Beatrix, der vierzehnjährigen Tochter König Philipps von Schwaben, die knapp drei Wochen später starb. In diesen Auseinandersetzungen dürfte sich die Ebersburg als eine bedeutende Machtstütze des Landgrafen erwiesen haben. Am 29. Juni 1216 hielt sich Hermann I. selbst in „castro Eversberc“ auf. Bei ihm erschienen die thüringischen Grafen und Herren „Elgerus de Hoenstein, Henricus de Stalenbercg, Albertus de Clettembercg“, die Lehnsleute Rudelfus pincerna, Bertoldus de Cruzeburg, Rudolfus de Husen, Theodericus et Hugo de Wilrode, die sächsischen Grafen Burchardus de Scartfeld und sein Bruder Heidenricus de Lutterberg. Die Anwesenheit zahlreicher benachbarter Feudalherren deutet darauf hin, daß die Ebersburg in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Geschichte erlebte und ein Zentrum landgräflicher Politik in Nordthüringen war. Jener bereits erwähnte Marschall Heinrich ist urkundlich schon 1178 ohne Ortsbezeichnung als Marschall nachweisbar. Als landgräflicher Ministeriale tritt er als Zeuge in zahlreichen Urkunden Hermanns I. in den Jahren 1191 bis 1216 auf. Als Marschall von Ebersburg erscheint er erstmals Mitte August 1207 an der Seite des Landgrafen als Zeuge einer in Würzburg und Nordhausen ausgestellten Urkunde. Sein Vater, Kunemund von Eckartsberga (-Vargula) besaß Güter in Großvargula, nannte sich aber später nach der landgräflichen Burg Eckartsberga, wo er als Burgmann des Landgrafen saß. Da ihm nirgends der Titel „Marschall“ beigelegt wurde, so scheint das neugeschaffene Hofamt, wie O. Passe vermutete, erst seinem Sohn Heinrich I. vom Landgrafen verliehen worden zu sein. Wahrscheinlich nahm diese Familie wie andere, die in ihrem Wappen zwei senkrecht nebeneinander stehende Schafscheren führten, ihren Ausgang von der ehemaligen Scherenburg bei Schernberg auf der Hainleite. Marschall Heinrich I. war wohl ein enger Vertrauter des Landgrafen und wird als dessen Begleiter urkundlich oft erwähnt. Im Jahre 1226 war er offenbar bereits verstorben, da seinen Söhnen, den Marschällen Heinrich II. und Kunemund, in diesem Jahr eine Schuld des Vaters an das Kloster Walkenried erlassen wurde. Als Landgraf Ludwig IV. 1227 zum Kreuzzug des Kaisers aufbrach, begleiteten ihn, wie Johann Rothe in seiner „Düringischen Chronik“ erzählt, viele „ritter, und ander irbar lewte vil uss dem lande zu Doryngen“, unter ihnen „Heynrich von Ebirsberg marschalk“. Derselbe erscheint 1242 am Hofe des Landgrafen Heinrich Raspe auf der Wartburg, 1243 auf der Runneburg zu Weißensee. Ein Marschall Heinrich von Ebersberg läßt sich bis in wettinische Zeit verfolgen. 1251 tritt neben ihn Hermann von Ebersburg, allerdings ohne Marschalltitel. Dieser Heinrich (III.?) nannte sich 1266 abwechselnd Marschall von Ebersburg und von Eckartsberga, aber im Siegel führte er die Umschrift „Ebersberg“. Zwei der Siegel, von 1255 und 1266, sind hier abgebildet. Daß die Burgleute Heinrich und Hermann sich noch nach der Ebersburg nannten, bedeutet ober nicht, daß sie zu diesem Zeitpunkt auch auf der Burg saßen. Vielmehr hatten sich die politischen Verhältnisse in Thüringen beträchtlich geändert. Im Jahre 1247 erlosch das Geschlecht der Landgrafen von Thüringen mit dem Tode Heinrich Raspes, und der Streit um ihr Erbe begann. Sowohl das Haus Brabant als auch die Grafen von Anhalt machten Erbansprüche geltend. Doch der Kaiser hatte die Landgrafschaft dem Markgrafen Heinrich von Meißen zugesprochen. Da der Erzbischof von Mainz 1189/90 die Ebersburg dem Pfalzgraben Hermann, dessen Ehefrau und der Tochter beider zu Lehen gegeben hatte, diese Tochter Irmgard aber einen Grafen von Anhalt geheiratet hatte, beanspruchten ihre Söhne nach dem Aussterben der Ludowinger die Ebersburg. 1249 vermochte sich Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, durchzusetzen und von den Grafen von Schwarzburg, Beichlingen, Honstein, Orlamünde, Gleichen und Stolberg seine Anerkennung als Landgraf von Thüringen zu erzwingen. 1247 fiel Graf Siegfried von Anhalt in Nordthüringen ein. Im Zusammenhang mit der Belagerung der Ebersburg erbaute er auf dem etwas höheren nördlichen Nachbarberg, der Hohen Alze („Allzunah“), die Burg „Schadewalt“ (die Schaden walten sollte). Sie erhob sich auf einer steilen Bergkuppe in 473 m Höhe. Auf dem ovalen Burgplatz von etwa 25/35 m Größe sind geringe Reste eines runden Bergfrieds sowie ein das Oval umgebender Graben und ein vorgelagerter Wall zu erkennen. Reste von Dachziegeln, Schieferplatten, Wandbewurf aus Lehm und Scherben, darunter mit Stempelverzierung, weisen auf eine längere Besiedlungsdauer hin. Im Kampf um die Ebersburg spielte der „Schadewalt“ wohl die Hauptrolle und wurde als einzige der Nachbarburgen von einem steinernen Bergfried geschützt. Auch nach der Eroberung der Ebersburg und nachdem letztere 1249 fest in den Besitz der Anhaltiner übergegangen war, hielten sie ihn immer noch für wichtig genug, um ihn mit ihrem Truchseß Lippold von Heimburg zu besetzen. Dieser wird 1255 mit weiteren anhaltinischen Lehnsleuten genannt; 1260 als Lippold de Schadewald dapifer (Truchseß). Als Zeuge dieser Urkunde erscheint ein „Ludovicus advocatus de Eversborch“. 1271 belehnten die Grafen von Anhalt ihren Ministerialen Friedrich von Gernrode mit dem „castrurn Scadewalt“ sowie mit 10 Mark Einkünften vom Nordhäuser Gericht. Letztmalig erwähnt wird der „Schadewalt“ im Jahre 1282, als ihn ein „Johannes miles de Wingninge“ für die Anhaltiner verwaltete. Die Burg scheint wohl bald darauf verlassen bzw. abgebrochen worden zu sein. Jugendliche aus Herrmannsacker gruben unter Leitung des Pfarrers Anfang der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts im Bergfried und sollen außer Scherben auch Münzen gefunden haben, die heute leider verschollen sind. 250 m östlich vom „Schadewalt“ befand sich die Burg „Friedenland“, 1271 lediglich als Berg (mons Vredelant) erwähnt, von der heute infolge Steinbrucharbeiten kein Überblick mehr zu gewinnen ist. Karl Meyer konnte von ihr im Jahre 1888 noch den Grundriß einer zweiteiligen Burganlage mit von Wall und Graben umgebener Vorburg vermessen. Auch sie dürfte im Zusammenhang mit der Belagerung der Ebersburg 1247/48 errichtet worden sein. Burg Schadewalt auf der Hohen Alze (nach F. Stolberg)
Burgwall „Niedere Alze“ (nach F. Stolberg)
Die letzte und kleinste der Wallgrabenanlagen befindet sich auf einer dem Lehnberg vorgelagerten Kuppe 200 m nordwestlich der Hohen Alze, von dieser durch eine tiefe Senke getrennt. Diese Befestigung diente sicher nur als Vorposten der Burg „Schadewalt“. Eine ähnliche Konzentration kleiner Wehranlagen befindet sich auch auf Anhöhen im Umkreis der Wartburg (z. B. Frauenburg, Metilstein und Eisenacher Burg). Auch sie sind im Thüringischen Erbfolgekrieg erbaut bzw. ausgebessert und in den Machtkämpfen der Feudalherren zerstört worden. Wie gestaltete sich die weitere Geschichte der Ebersburg? Nach ihrer Eroberung übergaben sie die Grafen von Anhalt einem ihrer Ministerialen namens Ludwig, der 1255 als Ludewicus odvocatus (Burgvogt) de Ebersberch, 1260 als advocatus de Eversborch bzw. Eversberg erscheint und noch 1267 urkundlich erwähnt wird. Spätere anhaltinische Burgvögte werden nicht namentlich genannt. 1311 verpfändete Otto von Anhalt sein „castrum Eversberch“ für 40 Mark Silber an Hinricus de Sangerhusen. Derselbe Graf von Anhalt schenkte 1313 dem Prömonstratenser-Kloster Ilfeld das Patronatsrecht der Kirche des unterhalb der Ebersburg gelegenen Dorfes Vockenrode. Zu dieser Schenkung gab der seit 1318 als Pfandsinhaber der Burg Ebersberg erwähnte Ulricus de Sangerhusen seine Zustimmung. 1326 entbrannte zwischen den Grafen von Stolberg und Anhalt eine blutige Fehde um den Besitz der Ebersburg, die gegen Jahresende durch Schiedspruch zugunsten des Stolbergers beendet wurde. Schon 1327 verpfändete dieser sein Schloß Ebersberg an seinen Neffen, den Grafen von Honstein. Infolge eines 1392 mit dem Landgrafen von Thüringen geschlossenen Vertrages wurden die Grafen von Stolberg fortan von der Landgrafen und später den Herzögen bzw. Kurfürsten von Sachsen mit der Ebersburg belehnt. 1433 bezogen die Stolberger auch die Ebersburg in den Erbverbrüderungsvertrag mit Schwarzburg und Honstein ein. 1446 und 1461 belehnte Herzog Wilhelm von Sachsen den Grafen von Schwarzburg mit seinen thüringisch-sächsischen Lehen und auch mit dem Schloß Ebersburg, das dieser mit den Grafen von Stolberg und Honstein als Gesamtlehen besaß. Ähnliche Lehnsbriefe stammen aus den Jahren 1478, 1498 und 1501. Auch die Grafen von Stolberg beauftragten Burgvögte mit der Verwaltung des Amtes und der Burg Ebersberg. Diese übten namens der Grafen die niedere Gerichtsbarkeit aus und verwalteten die Amtsländereien. Längere Zeit hatten die Herren von Ebra dieses Amt inne. Mehrfach werden „Henricus, Hildebrandus et Thilo dicti de Ebersberg“ erwähnt, wobei der Ausdruck „dicti de Ebersberg“ (genannt von Ebersberg) wohl darauf hindeutet, daß sie nicht mehr selbst die Burg bewohnten, sondern sich nur noch nach ihr nannten. 1456 erhielt der Ritter Dietrich von Werthern Burg und Amt Ebersberg auf Lebenszeit, gab beides aber später an die Grafen von Stolberg zurück. Im 16. Jahrhundert geriet die Burg in Verfall. Von 1574 bis 1650 waren Schloß, Amt und Forst Ebersburg wiederum verpfändet. 1582 wohnte noch eine Familie auf der Burg. K. Meyer teilte eine Notiz aus dem Kirchenbuch. von Herrmannsacker mit, worin am 20. Oktober 1582 bei Andreas Walther auf der Ebersburg eine gefährliche Seuche (die Pest?) ausgebrochen sei. Auf Befehl des Verwalters, der an die Stelle des Burgvogtes getreten war, wurde Andreas Walther mit Frau und Kindern ins Friedländer Holz getrieben. Dort starben er und seine beiden ältesten Söhne am folgenden Tag und wurden südlich der Ebersburg begraben. Am 22. Oktober erkrankte auch die Frau des Christoph Becker, mußte sich ins Vockenröder Gehölz begeben und starb dort am 23. Oktober. Sie wurde auf dem alten Vockenröder Kirchhof bestattet. Seitdem scheint die Ebersburg nicht mehr bewohnt worden zu sein. 1650 lösten die Stolberger das Amt Ebersburg wieder ein, und 1706 kam es bei der Teilung der jüngeren Linie der Grafen von Stolberg an die Linie Stolberg-Roßla. Eine Sägemühle ganz in der Nähe soll schon 1574 im Besitz einer Familie Becker gewesen sein, welche die alten Gebäude in jenem Jahr abriß und an ihre Stelle ein neues Haus setzte, das jetzige Gasthaus „Zur Sägemühle“. Eine Inschrift über dem Eingang weist auf das hohe Alter des schönen Fachwerkbaues hin. Auch die Linde auf dem Hof dürfte wohl über vierhundert Jahre alt sein. Die Familie Becker blieb bis Ende des 19. Jahrhunderts auf der „Sägemühle“. Ihr folgte eine Familie Heinecke, 1911 Hermann Kutscher und 1932 Rudolf Schade. Noch bis in die 50er Jahre erhielt der Wanderer vom Wirt gegen Entgelt von 10 Pfennig eine Kerze, Streichhölzer und den Schlüssel zum Turm der Ebersburg. Nach längerer Pause übernahm Gerhard Sender die traditionsreiche Gaststätte, die seit dem 1. Mai 1983 wieder für alle Freunde der heimatgeschichtlich und geologisch so interessanten Landschaft rings um die Ebersburg geöffnet ist. Eine Mahl- und Ölmühle und ursprünglich vielleicht auch eine Schneidemühle befand sich in geringer Entfernung in der Nähe des Krebsbaches. Seit 1735 war sie im Besitz der Familie Schütze. Im Zusammenhang mit dem Bau der Nordhäuser Talsperre (bis 1906) mußte der Mühlenbetrieb eingestellt werden. Heute sind Teiche und Mühlgraben zugeschüttet. Die Gaststätte „Zur Sägemühle“ ist als Ausgangspunkt für Halb- und Ganztagswanderungen geeignet. Ein Ausflug durchs Wetzelstal führt zum Iberg und zum Alten Stolberg. Am östlichen Ausgang des Tales zog sich bis zum Alten Stolberg eine Landwehr mit drei Warttürmen. Einer stand auf der Höhe des Iberges. Dort, wo die Straße die Landwehr passierte, wurde ein Wegezoll erhoben. Am Alten Stolberg ebenso wie längs des Weges von Neustadt nach Herrmannsacker trifft der Wanderer auf alte Grenzsteine, die außer der Jahreszahl 1735 auf der einen Seite einen schreitenden Löwen und auf der Kehrseite ein springendes Pferd zeigen. Es ist die alte Grenzmarkierung zwischen den ehemaligen Kurfürstentümern Sachsen und Hannover und hier speziell die Grenzlinie zwischen der Grafschaft Stolberg und dem Amt Hohnstein. Bei dem schreitenden Löwen handelt es sich um das Wappen der alten Landgrafschaft Thüringen. Eine ganztägige Wanderung könnte von der „Sägemühle“ aus in das reizvolle Südharzstädtchen Stolberg unternommen werden. Ein Rundwanderweg für etwa drei Stunden nimmt seinen Ausgang an der „Sägemühle“, führt zunächst auf der Breitensteiner Straße nach Norden und biegt dann links ab zur Nordhäuser Talsperre, an deren Ufer man wieder zum Krebsbachtal zurückgelangt. Quellen- und Literaturverzeichnis
Das vorliegende Dokument wurde herausgegeben von den Kreisvorständen Nordhausen den Gesellschaften für Denkmalspflege und Heimatgeschichte im Kulturbund der DDR 1984. |