Die Ruine Mittelburg der Reichsburg Kyffhausen

Die romantische Felsschlucht zwischen der Unterburg und dem Denkmaleingang entpuppt sich bei näherem Hinschauen als Steinbruch.
Zwei sich in überkopfhöhe befindliche Mauerwerksreste markieren das Niveau der ehemaligen Mittelburg. Als „Steingraben“ geht die Nutzung dieses Areals bis in das 14. Jahrhundert zurück.
Die Steinbrüche des Kyffhäusers dienten seit dem Mittelalter der Herstellung einer vielschichtigen Produktpalette. Mühlsteine, Bausteine für Burgen, Häuser und Kirchen, Fassadenzierelemente, Futtertröge und Grabsteine sind nur einige ausgewählte Produkte. Einige solcher gewichtigen Exemplare findet man noch heute im Denkmalgelände auf dem Kyffhäuser.
Nicht nur geologisch interessierten Besuchern fallen die dunkelrotbraun bis fast schwarz gefärbten Einschlüsse des verkieselten (versteinerten) Holzes in der östlichen Felswand auf. Es sind Araucarien, koniferenähnliche 20m hohe Bäume der Formengruppe Dadoxylon.
Die Permineralisation (Versteinerung) der bis 1m starken Stammstücke erfolgte im Oberkarbon vor über 300 Mio. Jahren. Die Baumstämme wurden in den Sedimentschichten eingelagert und von Kieselsäure durchdrungen. Entstandene Hohlräume wurden durch ein Versteinerungsmaterial, meist schwarzer Hornstein, ausgefüllt. Diese „Imprägnierung“ verfestigte die Zellstrukturen, die heute noch sehr gut an der Oberfläche der Borke und im Querschnitt mit den Jahresringen sichbar sind.
Meist sind die Funde nur 30cm lang und 20cm im Durchmesser. Attraktive Stücke mit 2m Länge stehen am Burghof und vor dem Burgmuseum.

 
Der Burgenforscher Dr. Ing. Friedrich Stolberg schrieb 1968 in seinem Buch
„Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit“


267. Kyffhausen-Mittelburg, Burgruine. Frankenhausen, Staatsforst Kyffhäuser, Kr. Artern (Landratsamt Frankenhausen), Bez. Halle (Schwarzburg-Rudolstadt).

Name: Kyffhausen-Mittelburg, Kyffhäusermittelburg.

Meßtischblatt: 2600/4532 Kelbra; S 6,3; O 15,1.

Allgemeine Lage: Auf dem nördlichen Kamm des Kyffhäusergebirges über dessen Nordabfall (Nabelgau).

Örtliche Lage: 430 m NN auf einem durch Steinbruch stark veränderten Felsrücken zwischen Kyffhausen-Unter- und -Oberburg.

Baugrund: Oberkarbonischer Arkosesandstein mit altpaläozoischen Geröllagen (Konglomerat).

Baumaterial: Rotsandstein als glattes Quader- und Bruchsteinmauerwerk.

Beschreibung: Durch Mühlsteinbrüche, Ende 18. Jh., sind Gelände und Burg derart zerstört, daß ein zusammenhängendes Bild nicht mehr gewonnen werden kann. Lediglich auf zweien der stehengebliebenen Felsriffe finden sich noch Baureste: Westlich das Segment eines runden Bergfrieds von 9,6 m Durchmesser und 2,2 m Mauerdicke (zwei Mauerringe), unter dem der Fels weggebrochen ist, der sog. „Hängende Turm“, heute durch Betonunterzüge gesichert. Östlich ein ca. 18 m langes, 1,4 m starkes Stück der nördlichen Ringmauer, dahinter ein quadratischer Wehrturm, ca. 6,5 m², 4 m hoch erhalten. Weitere 40 m nach Osten der die Mittel- von der Unterburg trennende Halsgraben, westlich gegen die Oberburg ebenfalls ein durchgeschlagener Halsgraben, der durch den unmittelbar angrenzenden Denkmalsbau stark verändert erscheint. Für Mittelburg kann eine Abmessung von ca. 35X15 m angenommen werden.

Geschichte: Besondere Daten fehlen, für die Mittelburg gilt das bei der Unterburg Gesagte (vgl. dort). Baulich gehört sie der ersten Periode, der zweiten Hälfte des 11. Jh. an.

Lit. u. Abb.: Anemüller, Leipzig 1891 S. 8 Abs.2, dazu Gesamtgr.; Grimm, 1958 Nr. 11; Stein, 1950 S. 39, 51, 56 f., 63, dazu Pl. Nr. 2 Gr.; Wäscher, Halle 1959 S. 20 f., Abb. 38 Gr., Abb. 41, Abb. 39 Rekonstr., Abb. 16 Radierung um 1800 („Hängender Turm“, dahinter Kapelle der Unterburg); Wäscher, 1962 S. 111, 112; Abb. 337 Gr. im Zusammenhang mit Ober- und Unterburg, Längsschnitt im Zusammenhang mit Ober- und Unterburg, Bild 350 Rekonstr., Bild 354 Rekonstr. im Zusammenhang mit Ober- und Unterburg; Mrusek, S. 33, 67, Abb. 39-40.

GPS-Koordinaten
N 51.4123° E 11.1106°

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