Der Burgenforscher Dr. Ing. Friedrich Stolberg schrieb 1968 in seinem Buch
„Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit“


362. Rothenburg, Burgruine. Frankenhausen, Staatsforst Kyffhäuser, Kr. Artern (Landratsamt Frankenhausen), Bez. Halle (Schwarzburg-Rudolstadt).

Name: Rothenburg.

Meßtischblatt: 2600/4532 Kelbra; S 11,3; W 18,4.

Allgemeine Lage: Auf dem Kyffhäusergebirge über dessen Nordabfall zur Helmeniederung (Helmegau).

Örtliche Lage: Auf nordwestlich vorspringendem, beherrschendem Bergkopf eines Seitenkammes des Kyffhäusergebirges, 394 m NN, 1,8 km südöstlich Kelbra über der Goldenen Aue (Helme 152 m NN).

Baugrund: Grauer Gneis (Paragneis), Grenze gegen Hornblendegneis (Orthogneis).

Baumaterial: Bergfried und älteste Grundmauern Granit, das übrige Rotsandstein (Subcarbon), glatt bearbeitet mit durchgehenden Lagerfugen. Werkstücke Muschelkalk.

Beschreibung: Romanische, eiförmige Kernburg (Hauptburg) , 50X80 m, mit nach Südosten (Angriffseite) weisender Spitze. Dort, dicht hinter der Ringmauer, stattlicher runder Bergfried von 12 m Durchmesser, 2,7 m Mauerdicke, ca. 16 m hoch erhalten (1937 ergänzt und zugänglich gemacht). An Südseite der Ringmauer, derselben innen angefügt, drei ungewölbte Kellerräume mit Treppenabgängen. Unter diesen Kellern Fundamente eines kleinen romanischen Palas (I) und einer Kapelle (I). Dem Kellerbau gegenüber, auf der Nordostseite der Kernburg, frühgotischer Palas (II), der auf ganze Länge aus der alten Ringmauerflucht heraustritt. Die Ringmauer hier abgebrochen, Sicherheit für den Palas gewährte der hier besonders steil abfallende, natürliche Hang. Palas 9,5X20,0 m i. L., Kellergeschoß einst mit Holzdecke über Längs-Mittelwand, darüber Saalgeschoß. In dessen Hofwand frühgotisches Spitzbogenportal mit zweifach abgetreppter Säulenlaibung (ehemalige Freitreppe) ergänzt, daneben in Spitzbogenblende vierteiliges, gekuppeltes Fenster mit Säulchen, Kelchkapitellen und Kleeblattbögen (nach Resten ergänzt). In der äußeren Saalwand drei ähnlich ausgebildete vierteilige Fenster (ebenfalls ergänzt), dazwischen außen vier schlanke Strebepfeiler, über den beiden Schmalseiten hohe Spitzgiebel (ehemals abgetreppt). In Anlage und Einzelbehandlung des Palas (II) offenbart sich frühgotische Meisterhand. Unmittelbar nördlich angrenzend romanische Kapelle (II) als Ersatz für die ältere romanische Kapelle (I), 5,5X12,0 m i. L., mit eingewölbter, zweijochiger Vorhalle (rippenlose Kreuzgewölbe zwischen glatten Gurtbögen), über ihr die Herrschaftsempore. Die Kapelle steht rechtwinklig zum Palas (II), dessen Nordwand ihr eingefügt ist. Nördlicher Hofabschluß durch frühgotischen Wohnbau mit gekuppelten Fenstern und Kellereingang. Es besteht nur noch die Hofwand, der übrige Bau mitsamt nördlichem Ringmauerstück wurde bei Anlage des Bismarckturmes 1906 zerstört. Westliche Begrenzung des Innenhofes ursprünglich durch eine lange, vor den obengenannten Kellern vom Bergfried bis zum Wohnbau reichende Mauer, die aus unbekannten Gründen 1937 abgebrochen wurde (!). Im Hof Reste einer Zisterne. Die nordöstlich der Kernburg (Hauptburg) einst vorhandene Vorburg mit äußerem Halsgraben ist bei Anlage von Burggasthaus, Parkplatz usw. restlos vernichtet. Um die Hauptburg Außengraben mit Vorwall, teilweise verwischt (Auffahrt zum Denkmal!), ein 120 m NW hangabwärts der Burg unter Klippe vorhandener Graben (Wäscher) könnte älterer Herkunft sein (?).

Geschichte: Anlage der ersten Burg (Bergfried, Palas I, Kapelle I) um 1100 durch gleichnamiges Geschlecht. 1110 Christanus de Rothenburgh; 1136 comes Christianus de Rothenburg. Mit Erlöschen der Rothenburger 1208 fiel die Burg an die v. Beichlingen, die sich 1209 Burggrafen von Rothenburg und Kyffhausen nennen. Abhängigkeit von Thüringen. 1212 Eroberung durch Kaiser Otto IV. In diese Zeit zu setzen Neubau der Kapelle II und, etwas später, des Palas II. Weiterhin Besitz der Grafen v. Beichlingen-Rothenburg. 1373 pfandweise an die Landgrafen v. Schwarzburg, die ab 1407 endgültige Besitzer werden. Burg im 16. Jh. verfallen.

Funde: Keramik des 12.-15. Jh.; bronzene Figur eines Püsterichs (Grimm).

Lit. u. Abb.: Annal. Pegav. S. 249; CDA I Nr. 238; B.u.KDm. Thüringen V S. 50 ff.; Anemüller, 1891 S. 35 ff. Gr.; Grimm, 1958 Nr. 12, K. Abb. 42; Hesse, 1823 S. 1; Hoffmann, 1836 S. 57 ff. Abb.; Hotz, 1940 S. 9, 31 f., Abb. 68; Stein, 1950 S. 15, 22, 39 f., 50 Anm.49, Gr. 1:200, Tillmann, S. 902; Wäscher, 1962 S. 129 f., Abb. 409 Gr., Abb.410-414; Das Kyffhäusergebirge, Führer, 2. Auflage Berlin 1938 S. 52 ff.

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