„Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit“ 426. Stolberg, Burg, zum Schloß umgewandelt. Stolberg, Kr. Sangerhausen, Bez. Halle (Merseburg). Name: Stolberg. Meßtischblatt: 2526/4431 Stolberg; N 10,6; O 12,4. Allgemeine Lage: Östlicher Südharz (Helmegau). Örtliche Lage: 375 m NN auf Bergsporn über dem Zusammenschnitt der Täler von Lude und Schmaler Lude, unmittelbar über der Stadt Stolberg (300 m NN). Baugrund: Tonschiefer des oberen Unterdevon. Baumaterial: Rotsandstein als Bruch- und Werkstein. Putzbau. Fachwerk. Beschreibung: Aus dem heutigen, durch Renaissance- und Barockumbauten gekennzeichneten Bestand schält sich folgende Grundanlage heraus: Südöstlich nahezu quadratische Kernburg, 62X65 m, nordwestlich dreieckige Vorburg, gegen die Angriffseite gerichtet. Die Kernburg um quadratischen Hof ursprünglich nur auf drei Seiten umbaut, die vierte, zur Vorburg grenzende Seite war nur durch eine Mauer gebildet. Südostfront der Kernburg nach außen als Schildmauer mit zwei runden Ecktürmen gestaltet, an der Südostecke neben dem dortigen Rundturm frühgotischer, fünfgeschossiger Wohnturm. In Mitte der Vorburg ehemals runder, ca. 30 m hoher Bergfried, der noch um 1700 vorhanden war. Ein zweiter Bergfried innerhalb der Kernburg ist anzunehmen (Wäscher). Südöstlich der Kernburg und nordöstlich der Vorburg starke Zwingeranlagen, südwestlich drei aufeinanderfolgende Tore. Aufwendige Um- und Neubauten im 14. und 15. Jh., sodann im 15./16. Jh., zuletzt im Barock. Einbau von Kapelle und spätgotischen Netzgewölben in Wohnturm und nordöstlichen Rundturm, Renaissance- Wendeltreppentürme im Hof, neuer Flügel zwischen Kern- und Vorburg und damit Abschluß des Innenhofes. Stattliche zweigeschossige Renaissance-Schloßflügel bestimmen heute das Hofbild. Barocke Hauben auf Rund- und Treppenturm. Gesamtlänge der Burganlage 185 m (Wäscher), nordwestlich ehemaliger Halsgraben. Geschichte: Gründungszeit unbekannt, Anfänge vermutlich bereits 11. Jh. 1210 erster Graf v. Stolberg genannt, Burgkapelle 1316. Die Burg ohne Unterbrechung im Besitz der Stolberger Grafen bis 1945. Inventar 1498 nennt u. a. Frauendornze, Badstübchen, Kammer der Gräfin, Tanzboden, im ganzen sechs herrschaftliche Zimmer. Noch unter Botho dem Glückseligen (um 1500) beengte Raumverhältnisse. Unter Bothos Söhnen 1538-1547 Erbauung der Kemenate und dreier Gebäude an der Südfront. 1703 und 1710 Ausschmückung der Räume mit 70 Temperabildern durch die Maler Samuel Blütner und Franz April. Zu gleicher Zeit Stuckarbeiten durch den Italiener Michael Caminade. Von irgendwelchen Zerstörungen ist die Burg niemals betroffen worden. Lit. u. Abb.: B.u.KDm. Prov. Sachsen V S. 93 ff.; Grimm, 1958 Nr. 601; Tillmann, S. 1051; Wäscher, 1962 S. 132 ff. Abb. Nr. 425-435 (Gr., alte u. neue Ansichten, Umbau-Entwurfszeichnungen 16. Jh.); Mrusek, S. 40, 68, Abb. 50. |