KptLt a.D. Helmut Lüder
Das Dorf Bartolfelde ist wahrscheinlich als ältester Ort der mittelalterlichen Besiedlungsepoche am Ostrand der Grafschaft Lutterberg entstanden, deren Grafen (verm. Heidenreich I.) als Gründer angesehen werden müssen. Die Geschichte Bartolfeldes ist eng verknüpft mit der Geschichte des Herzogtums Braunschweig, seiner verschiedenen Häuser und der Grafschaft Lutterberg. Die Ortsgründung dürfte vor 1200 erfolgt sein. Die mittelalterlichen Namensformen sind unterschiedlich. So wird der Ort: 1203 "Bardenevelt",genannt. Die obige Namenszusammenstellung, die sicher noch weiter fortgesetzt werden könnte, beweist aber auch, daß Bartolfelde ein sehr altes Dorf ist. Bereits 1203 werden die Ritter Hermann und Dietrich von Bardenevelt als Dienstmannen des Grafen Heidenreich I. von Lutterberg genannt. Dieses Lauterberger Ministerialengeschlecht, (unfreie Ritter) die Herren von Bartolfelde genannt, ist bis 1270 im Dienste der Grafen von Lutterberg nachweisbar und als Zeuge in einigen Urkunden erwähnt. Aus diesen Urkunden sieht man bereits die enge, geschichtliche Bindung des Ortes Bartolfelde mit der Geschichte der Grafschaft Lutterberg. Ob das Geschlecht derer von Bartolfelde damals ausstarb, läßt sich nicht mehr ermitteln. Es ist allerdings interessant, daß 1279 zwei gleiche Namensträger Thilo und Ernst von Bardevelt als Consules (Ratsherren) und Bürger von Nordhausen urkundlich nachweisbar sind. Der Ort selbst, der zeitweilig zu Thüringen gerechnet wurde, wird erstmals 1260 genannt, er könnte aber auch mit der Ortsbezeichnung "Villa Barofelde" identisch sein, die bereits um 1000 in einem Güterverzeichnis des Klosters Fulda aufgeführt ist. In der Nähe von Bartolfelde muß eine alte Thing- und Gerichtsstelle gewesen sein, denn als im Jahre 1260 die Brüder Hermann und Ludolf von Alwardeshusen (Oldershausen) dem Kloster Walkenried Güter in der Nähe von Liebenrode und Sachsenwerfen veräußerten, ist dieser Rechtsakt (Vertrag) auf dem Berge abgeschlossen worden, der zwischen Bardelevelde und Berengoze (Bärenbach/ Barbis) liegt ".....in monte qui est situs inter Bardelevelde et Berengoze.....", (Übersetzt:.....auf dem Berge zwischen Bartolfelde und Berengoze.....). Setzt man Berengoze mit Barbis gleich, dann läßt sich dieser Berg ermitteln. Es handelt sich wahrscheinlich um die Westersteine, den Röhlberg oder die Koldung, aber das ist spekulativ. In diesem Vertrag geht es um 31 ½ Hufen Land, die gegen Zahlung von 12 marca in den Besitz des Zisterzienser-Klosters Walkenried übergehen sollten. Anno 1303 wird ein Pfarrer Volkmar von Bardelvelde in einer Urkunde des Grafen Otto II. von Lutterberg erwähnt. Zu dieser Zeit muß also bereits eine Kapelle oder kleine Kirche im Ort vorhanden gewesen sein. Als Graf Otto IV. von Lutterberg nach 1381 starb und in der Kirche zu Berndshausen am Seeburger See (nahe Giebolderhausen) begraben wurde, hinterließ er lediglich eine Tochter Elisabeth. Diese wurde später Priorin (Leiterin eines Filialklosters) des Klosters Wiebrechtshausen bei Northeim. Sein Bruder Heyso (Heidenreich III.) überlebte ihn um 17 Jahre und blieb unverheiratet. Mit Graf Heyso von Lutterberg starb das Geschlecht 1398 aus. Er wurde im Kloster Teistungen, nahe Duderstadt, beigesetzt. Nach dem Tod des Grafen Heyso begannen die üblichen Erbstreitigkeiten um Besitz und Macht. Es entbrannte ein heftiger Disput zwischen dem Herzog von Braunschweig-Grubenhagen, dem Erzbischof von Mainz, dem Bischof von Hildesheim und den Äbtissinnen der Reichsstifte Quedlinburg und Gandersheim. Alle meinten Ansprüche auf die führungslos gewordene Grafschaft Lutterberg und deren Ortschaften zu haben. Nach langem Hin und Her gelang es dem Ritter Hans von Minnigerode mit Hilfe seines Sohnes und des Ritters von Berkevelt sowie anderen handfesten Mannsleuten, die Burg Lutterberg einzunehmen. Es soll ihm tatsächlich geglückt sein, die Burg ein Jahr und einen Tag zu besetzen und nach Ablauf der im Sachsenspiegel (Rechtsbuch des Mittelalters) vorgeschriebenen Zeit die Burg seinem Lehnsherren, dem Herzog Friedrich von Braunschweig- Grubenhagen, zu übergeben. Aber auch diese Herrschaft war nur von kurzer Dauer. Aufgrund knapper Ressourcen verpfändete er im Jahre 1402 die Herrschaften Scharzfels und Lutterberg mit den Dörfern Barbis, Bartolfelde, Osterhagen und Steina für "1100 Mark lötigen Silbers" (ca. 257 Kg Feinsilber = 9900 rthl.) an seinen Schwager, den in Nordthüringen ansässigen Grafen von Honstein. Die Grafen von Honstein waren ebenfalls wie die Grafen von Scharzfels und Lutterberg ein altes Geschlecht, die sich erst nach der Burg Ilfeld und danach nach der bei Neustadt gelegenen Burg Honstein benannten. In der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten sie die Grafschaft Klettenberg okkupiert (widerrechtlich angeeignet). Die Grafen von Klettenberg waren ursprünglich die Herren von Ballhausen (nördlich von Erfurt), sie verdankten ihr Komitat (Grafschaft) der Gunst des Kaisers Friedrich I. (Barbarossa). Konrad von Ballhausen war als Ministerialer des Kaisers in Italien und als Podestas (Statthalter) in Ferrara eingesetzt. Die Grafschaft Klettenberg wurde erst sehr spät eingerichtet und 1187 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist daher verständlich, daß sie, im Gegensatz zu den alteingessenen Geschlechtern, als Eindringlinge und Fremde betrachtet wurden. Sicher war dieses einer der Gründe, die Grafschaft Klettenberg im Jahre 1253 zu anektieren. Desweiteren gelangten die Grafen von Honstein durch Kauf in den Besitz der Grafschaft Lohra in Nordthüringen. Sie waren das mächtigste Geschlecht des Harzraumes und Nordthüringens im ausgehenden Mittelalter. Die Belehnung mit den Grafschaften Scharzfels und Lutterberg durch die Herzöge von Braunschweig- Grubenhagen rundete ihren Machtbereich ab. Allein die Grafschaft Lutterberg soll sich zu jener Zeit über 350 Berge und Täler erstreckt haben, gem. den recht phantasievollen Angaben des Chronisten Letzner. Während einer zwischen dem Herzog Erich von Braunschweig-Grubenhagen und dem Grafen von Honstein ausgetragenen Fehde, aus der der Herzog nach dem Scharmützel bei Osterhagen im Jahre 1415 als Sieger hervorging, sank auch die alte Burg Lutterberg in Schutt und Asche, sie wurde auch nie wieder aufgebaut. Vermutlich wegen Grenzstreitigkeiten mit dem Grafen von Honstein fiel im Jahre 1499 Herzog Phillip von Braunschweig-Grubenhagen in die verlehnte Grafschaft ein, vernichtete das Vorwerk Neuhof (heute das Gebiet um die ehemalige Domäne Scharzfeld) und brannte die Orte Lutterberg, Bartolfelde und Barbis nieder. Auch kirchenrechtlich scheint Bartolfelde zeitweilig zu Thüringen gehört zu haben. In einem kirchlichen Steuerverzeichnis von 1506 wird Bartolfelde zum thüringischen Kirchensprengel Bleicherode (Archidiakonat Jechaburg) gerechnet, während die anderen umliegenden Kirchen zum Bereich Berka (Erzpriestersitz Nörten) gehörten. In den Jahren 1508 bis 1511 wurde eine kleine Kirche oder Kapelle innerhalb des Ortes erbaut. Eine geschichtsträchtige Persönlichkeit des Ortes ist der Bartolfelder Schäfer Hans Arnold, der einer der Anführer des Bauernkrieges von 1525 war und der mit seinen Rotten raubend und plündernd durch das Land zog. Der "Bartolfelder Haufen" soll etwa 800 Mann stark gewesen sein. Eine stattliche Zahl, wenn man bedenkt, daß es überall rundum, in Nordthüringen, dem Eichsfeld und im Südharz, ähnliche Gruppen gab. Das Kloster Walkenried wurde von seinen Truppen schwer heimgesucht. An der Entscheidungsschlacht des Bauernkrieges im Jahre 1525 bei Bad Frankenhausen in Thüringen scheint er als Anführer der "Südharzer Bauern" allerdings nicht teilgenommen zu haben, d.h. er ist in Urkunden nicht als Anführer erwähnt, oder als solcher hingerichtet worden. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erstarkte immer mehr die evangelische Lehre des Dr.Martin Luther in Deutschland. Die Erneuerung der Kirche, die Reformation an Haupt und Gliedern, wurde im Herzogtum Braunschweig-Grubenhagen in den Jahren 1522 bis 1538 durchgeführt. Eine Sonderstellung nimmt dabei die Grafschaft Lutterberg ein, die ja als Lehnsherren die Grafen von Honstein hatte. Sie umfaßte nach einem Kirchenregister aus dem - Bartolfelde mit Steina, Osterhagen und den Weiler Nüxei,Der Graf von Honstein, Ernst VI., blieb bis zu seinem Lebensende am 25.06.1552 auf der Burg Scharzfels katholisch. Dennoch konnte oder wollte er vielleicht auch nicht verhindern, daß die evangelische Lehre in seiner Grafschaft Fuß faßte. Noch zu seinen Lebzeiten lehrten bereits die Pastoren Johann Kochentallius in St. Andreasberg und Johann Koningius in Barbis das "reine Evangelium". Für Bartolfelde ist über die Einführung der Reformation nichts bekannt. Seine Söhne Volkmar- Wolf, Ernst VII. und Eberwin waren der Reformation längst zugetan, sie regierten das Land gemeinsam. Am Montag nach Judica (2. Sonntag vor Ostern), dem 27.03.1556, tagte die Kirchensynode im Kloster Walkenried. Auf Befehl der Grafen sollten die Ritter, die Geistlichen und die Küster über die Einführung der Augsburger Konfession als Glaubensnorm beraten. Das Ergebnis dieser Zusammenkunft war, daß die Pfarrer gelobten: "hinfüro zu der Augsburgischen Konfession mit Herz und Mund sich zu bekennen undihre Pfarrkinder in dem Fundament der reinen evangelischen Lehre mit allem Fleiß zuunterrichten und higegen vor allerhand Korruptelen, Irrungen und Menschentandtreulich zu warnen."Am Ende des Konvents wurde angeordnet, daß am folgenden Sonntag Palmarum (Sonntag vor Ostern) im Jahre 1556 in allen Kirchen der Grafschaft das Abendmal nach evangelischem Ritus begangen werde und das Tedeum unter Glockengeläut gesungen werde. Am 18. Juli 1593 war der letzte Graf von Honstein, Ernst VII., ohne Erben im Kloster Walkenried gestorben. Dort ist im Kapitelsaal auch heute noch sein Epitaph (Grabmal) zu sehen. Der auf der Burg Herzberg residierende Herzog Wolfgang von Braunschweig- Grubenhagen zog unmittelbar nach bekanntwerden dieses Todesfalles - nicht ohne Gewaltanwendung - die Grafschaften Lutterberg und Scharzfels mit ihren Ortschaften als heimgefallene Lehnstücke ein. Die Dörfer der Grafschaft wurden zum Amt Scharzfels zusammengefaßt und von Amtsleuten welche auf dem "Neuen Hof", der späteren Domäne Scharzfels, in Barbis residierten, verwaltet. Auch die Braunschweig-Grubenhagener konnten sich des Besitzes nicht lange erfreuen, denn mit dem Tode Herzog Philipps II. (1596) starb das Geschlecht aus. Unter Überspielung der übrigen welfischen Lehnsanwärter bemächtigte sich danach Herzog Heinrich Julius von Braunschweig- Wolfenbüttel des gesamten Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen. Sein Sohn Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde erst durch kaiserlichen Richtspruch im Jahre 1617 gezwungen, das gesamte widerrechtlich besetzte Land, an die erbberechtigten Herzöge von Braunschweig-Lüneburg abzutreten. So wechselte die Grafschaft Lutterberg mit ihren Ortschaften Lauterberg, Barbis, Bartolfelde und Osterhagen in 24 Jahren -zwischen 1593 und 1617- viermal die Landesherrschaft. Ein für die Weiterentwicklung der Region sehr ungutes Unterfangen. Unter den Pastoren Julius Hartung (1591 - 1612) und N.N. Braune (1612 - 1614) wurde ein neues Pfarrhaus in Bartolfelde gebaut. Dieses wurde 1612 fertiggestellt. Die kleine Kirche oder Kapelle wurde 1620 - 1622 umgebaut und erweitert. Die Einweihung wurde am 01. August 1622 gefeiert. Pastor war zu dieser Zeit "Ehrn" Lorenz Bodenburg (1614 - 1642). Im Jahre 1618 begann dann der 30jährige Krieg. Die Ursache des Krieges lag im religiösen Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten. Dieser tiefe Gegensatz ist aber durch das Streben der Reichsstände (Obrigkeiten) nach größerer Macht und höheren Souveränitätsrechten noch wesentlich erweitert worden. Demgegenüber bestand auf Seiten der habsburgischen Kaiser das Streben nach religiöser und politischer Einheit des Reiches. Der mühsam ausgehandelte Augsburger Religions- und Landfrieden mit seinen wesentlichen Festlegungen galt nicht mehr. Dieser tiefe Einschnitt hat auch Auswirkung auf die Gafschaft Lutterberg und seine Ortschaften. So wurde Bartolfelde in den Jahren 1626 bis 1636 mehrmals von den verschiedenen Truppen der Kaiserlichen, der Schweden und der Dänen heimgesucht. Unübersehbar hatte der Krieg vorgeführt, wozu Menschen imstande waren - nicht nur die Landsknechthorden selbst, sondern auch die, die sie befehligten. Nicht nur die militärischen Anführer wie Wallenstein, Tilly, Gustav Adolf von Schweden und andere, sondern auch und vor allem die Regenten der beteiligten politischen Mächte, die unter dem manchmal fadenscheinigen Vorwand eines "Glaubenskrieges" in erster Linie danach strebten, ihre politischen und wirtschaftlichen Einflußbereiche zu wahren und nach Möglichkeit zu erweitern. Die innerchristliche Parteienspaltung in "katholisch" einerseits und "protestantisch" anderseits war später, im tatsächlichen Verlauf des Krieges, kaum mehr zu erkennen. Koalitionen wurden nicht nach bekenntnismäßigen, sondern nach machtpolitischen Gesichtspunkten gebildet und gewechselt. Bald war es weder Protestanten noch Katholiken mehr möglich, in diesem Krieg noch irgendwo ihre eigenen Anliegen vertreten zu sehen. Damit aber wurde das Vertrauen der Menschen in staatliche und kirchliche Institutionen nachhaltig erschüttert. Nicht nur auf materiellem auch auf geistigem Gebiet war deshalb nach dem Krieg der Wiederaufbau lebensnotwendig. Der dreißigjährige Krieg hatte unvorstellbare Opfer an Menschenleben und Sachwerten gefordert. Die Dimensionen der Gewalt, die sich hier ausgetobt hatten, verlieren auch dann nichts von ihren Schrecken, wenn man sie aus sicherer geschichtlicher Entfernung betrachtet. Was bei einer solchen Betrachtung nicht sofort ins Auge fällt, ist die geistige und weltanschauliche Erschütterung, die dieser Krieg auslöste und die in der Generation der Überlebenden und ihrer Kinder zu folgenreichen Umwälzungen führte. Politisch waren die Folgen verheerend. Der Friedensschluß von Münster und Osnabrück 1648 bekräftigte nachdrücklich, was sich abgezeichnet hatte. Das "Heilige Römische Reichdeutscher Nationen" hatte den letzten Rest an Bedeutung verloren. Verläßliche politische Obrigkeit schien es nur auf der Ebene der Landeshoheit, der Fürsten, Herzöge oder Grafen zu geben. Dieses hatte zur Folge, daß man sich nicht etwa als "Deutscher" sondern als "Kursachse" oder "Nürnberger" oder als "Braunschweig-Lüneburger" fühlte. Falls ein landschaftlich und bevölkerungsmäßig halbwegs geschlossenes Gebiet von der politischen Zerstückelung betroffen war, bezog man sich allenfalls noch auf diese Heimatregion und war dann z.B. "Harzer". Eine über diesen Horizont hinausreichende Perspektive war für die nächsten Jahrhunderte nicht in Sicht. Als im Oktober 1648 der Friede besiegelt wurde, der dem unseligen Kriege ein Ende machte, wird es einige Jahre gedauert haben, bis einigermaßen normale Verhältnisse entstanden. Dieses galt, wenn auch nur im Kleinen, auch für den Ort Bartolfelde, welcher ja auch von der Furie der Zerstörung durch den dreißigjährigen Krieg nicht verschont wurde. In einem engen Zusammenhang mit den Wirren des 30jährigen Krieges, der nachfolgenden Armut und dem Verfall der moralischer Werte stand eine pfarrgeschichtliche Begebenheit; die Amtszeit des Bartolfelder Pfarrers "Ehrn" Flach (1688 bis 1705), fälschlicherweise auch Flagge genannt. Ehrn Flach ging in seiner bestimmt nicht reichlichen Freizeit der "Falschmünzerei" nach. Dieses Verbrechen brachte ihm am 09.07.1706 in Born oder (Dorn = Döhren??) den Tod auf dem Scheiterhaufen und seinen zwei Komplizen, den Kleinschmiedegesellen Ahlert und Ruß und seinem Schwiegervater, dem Amtmann Dencker von - 6 - Imbshausen bei Northeim, das Schafott. Die Hinrichtung ist im Kirchenbuch der Garnisonskirche in Hannover vermerkt. Im Jahre 1709 wurde mit dem Bau des Kirchturmes begonnen. Dieser wurde 1711 fertiggestellt und eingeweiht. Anno 1736 wird das Pfarrhaus mit Wirtschaftsgebäuden (Scheune und Stallung) erweitert. Die landwirtschaftliche Nutzfläche der Pfarrei betrug insgesamt 30 ha. Ackerland und Wiesen. In die Amtszeit des Pastors Daniel Leopold Deppe fiel der große Brand am 28.02.1803, welcher die Schule, die Kirchhofhäuser und das Kirchendach vernichtete. "Georg Friedrich Morich" aus Bartolfelde wurde als Soldat im 1. Inf. Reg. des Königreichs Westfalen auf dem Rückzug der napoleonischen Truppen aus Russland im Jahre 1812 verwundet und kam in russische Gefangenschaft. Er starb im Hospital in Riga. Als letzter Überlebender Teilnehmer des napoleonischen Russlandfeldzuges kehrte der Reiter Friedrich Böseke aus Lauterberg Anno 1813 in die Heimat zurück. Von 600.000 Mann der "Grande Armée", die Napoleon für seinen Feldzug gegen den Zaren aufgeboten hatte, erreichten kaum 5000 Mann die Grenze nach Preußen. Deutsche Patrioten jubelten: "Mit Mann und Ross und Wagen, hat sie der Herr geschlagen".Es waren aber verdammt viele deutsche Landsleute die da der Herr geschlagen hatte, denn Napoleon rekrutierte den überwiegenden Teil seiner Truppen/ Soldaten aus den besetzten, oder abhängigen Landen. Im Jahr 1815, während des napoleonischen Befreiungskrieges, wurde durch einen Aufruf des Königlich Großbritannisch Hannoverschen Magistrats des Fleckens Lauterberg Geld für die Ausrüstung eines Husaren einschließlich des Pferdes gesammelt und auch ein Freiwilliger gesucht. Zwei Tage nach dem Aufruf hatte sich auch ein Freiwilliger gefunden, allerdings kein Lauterberger Bürger. Es war der Bartolfelder Einwohner "Christian FriedrichBrodrick", welcher als Husar für den Flecken Lauterberg in den Befreiungskrieg zog und diesen auch unversehrt überstanden haben muß, denn im Jahre 1819 ist er als Schützenleutnant der Bartolfelder Schützen urkundlich erwähnt. Das alte Pfarrhaus wurde um 1840 abgerissen und 1841 durch das neue, heutige Haus ersetzt. Anno 1850 wurde die Einwohnerzahl Bartolfeldes durch eine Choleraepidemie fast halbiert. Es starben bis zum August 1850 um die 300 Personen. In den Jahren 1862 und 1863 wurde die Kirche des Ortes erneut umgebaut und erweitert. Eine neue Orgel wurde angeschafft. Am 15.07.1866 begann der Deutsche Krieg zwischen Preußen und Österreich. Der Grund war die strittige Vormachtstellung in Deutschland. Preußen, im Bund mit den kleineren norddeutschen Staaten, kämpfte gegen Österreich, die 4 Königreiche Bayern, Württemberg, Sachsen und Hannover sowie Baden, Kurhessen, Hessen- Darmstadt, Nassau, Meiningen, Reuß an der Lahn und Frankfurt. Entgegen allen Erwartungen siegten die Preußen unter General von Moltke. Im Frieden von Prag stimmte Österreich der Auflösung des Deutschen Bundes und den von Preußen beabsichtigten Annexionen zu. Preußen annektierte Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt am Main. Und somit waren die Bartolfelder Einwohner Preußen geworden . Das einstmals eigenständige Königreich Hannover wurde eine preußische Provinz. Mit Beginn der Industrialisierung wurde 1869 die Eisenbahnlinie Herzberg - Nordhausen in Betrieb genommen. Zur bitteren Enttäuschung der Bartolfelder Bürger wurde der Bahnhof, welcher Arbeitsplätze versprach und eine gute Verkehrsanbindung für Industrieansiedlungen und Handwerk war, in den Nachbarort Osterhagen gelegt. Im Streit um die "Spanische Krone" erklärte Frankreich im Jahre 1870 Preußen den Krieg. Im siegreichen Verlauf dieses Krieges entstand das Deutsche Reich unter preußischer Vormacht. Am 18. Januar 1871 wurde der preußische König zum deutschen Kaiser gewählt. Die Proklamation erfolgte im Spiegelsaal zu Versailles, dem Sitz der französischen Könige und Kaiser seit König Ludwig XIV. Aufgrund der stetig wachsenden Kinderschar in Bartolfelde wurde im Jahr 1889 eine neue Schule erbaut. Man schrieb das Jahr 1895 als in Bartolfelde eine Molkerei gebaut wurde. Ein großer Schritt zur leistungsfähigen Agrarwirtschaft wurde damit eingeleitet. Zum Vorstand gehörten der: Rittergutsbesitzer Bernhard Freiherr von Minnigerode aus Silkerode,Mitglieder der Genossenschaft waren landwirtschaftliche Betriebe aus Bartolfelde, Osterhagen, Steina, Nüxei, Barbis, Weilrode, Bockelnhagen, Zwinge, Weißenborn, Lüderode, Gut Burhecken und das Klostergut Gerode. Nach Ziehung der Zonengrenze 1945 traten Landwirte aus Bad Sachsa, Tettenborn, Neuhof und Walkenried der Genossenschaft bei. Am 28.06.1914 wurden der österreichische Thronfolger Erzherzog Ferdinand und seine Frau in Sarajevo durch den serbischen Nationalisten Gravillo Princip auf offener Straße ermordet. Aufgrund des sich steigernden Imperialismus der großen Mächte in Europa hatte man zwangsläufig mit einer großen Auseinandersetzung der europäischen Nationen gerechnet. Die Versicherung der unbedingten deutschen Bündnistreue durch Kaiser und Regierung wirkte ermutigend auf Österreich/ Ungarn, den Konflikt mit Serbien zu beginnen. Am 25. Juli 1914 überschritten österreich/ ungarische Truppenverbände die Donau und drangen in Serbien ein. Der telegraphische Verkehr mit Russland wurde eingestellt. Die Bündnissautomatik trat in Kraft. Der Krieg begann, alle schauten zu, alle waren überrascht, aber keiner tat etwas dagegen. Nach gut vier Jahren, am 14.08.1918 auf der Konferenz in Spa, erklärte die deutsche "Oberste Heeresleitung" (OHL), daß die Fortführung des Krieges aussichtslos wäre und forderte ein sofortiges Waffenstillstandsangebot von den Politikern. Am 09. November 1918 dankte Wilhelm II., der dt. Kaiser und König von Preußen, ab. Er entsagte dem Thron und ging nach Doorn/ Holland ins Exil, wo er am 04.06.1941 starb. Der Reichskanzler, Prinz Max von Baden, sollte die Amtsgeschäfte noch weiterführen bis die Fragen der Regentschaft geregelt waren. Dieses war schnell geschehen. Noch am gleichen Tag wurde von einem Balkon des Reichstages, nachmittags um 02:00 Uhr, durch den Reichstagsabgeordneten Scheidemann die Republik ausgerufen. Er sagte: "Das morsche System ist zusammengebrochen, der Militarismus ist beseitigt und die Hohenzollern haben abgedankt. Es lebe die große deutsche Republik."Bis dahin nicht geahnte Kriegsverluste hatten die Jahre 1914 bis 1918 von den Völkern gefordert. Deutschland hatte 1,8 Millionen Tote zu beklagen. Österreich 1,2 Millionen, Frankreich 1,3 Millionen, Rußland 1,7 Millionen, England 0,9 Millionen Menschen. Gefallen waren in Europa und Übersee zusammen fast 10 Millionen Menschen; verwundet wurde in etwa die doppelte Anzahl. Der Kern der Völker war getroffen. Bestürzend waren auch die in diesem Zusammenhang nicht gekannten materiellen Verwüstungen. Die Bilder der zerstörten französischen Dörfer, der belgischen Trichterlandschaften, der verbrannten ostpreußischen Städte, die Schützengrabenlinien, die toten Wälder, die zahlreichen Wracks von Schiffen auf allen Meeren und an den Küsten, der Anblick der Krüppel, Witwen und Waisen, das alles waren lang andauernde Folgen dieses Kriegsgeschehens, das Europa erfaßte. Der Sturz Deutschlands wurde zum belastenden Erbe der folgenden Generation. Er hinterließ viele ungelöste Probleme, die jeden Augenblick zu neuen Auseinandersetzungen führen konnten. Auch Bartolfelde wurde nicht von Opfern verschont. Zur Erinnerung an die Opfer ist die folgende Gedenkliste aufgestellt.
Nach den schlimmen Kriegsjahren und den Wirren der Revolution kehrte langsam die Normalität ein. Der Ort wurde 1919 an die zentrale Stromversorgung angeschlossen. Es kam Licht nach Bartolfelde. Im Jahr 1933 kamen die Nationalsozialisten unter ihrem Führer Adolf Hitler an die Macht. In der am 12.03.1933 durchgeführten Gemeindewahl behielt in Bartolfelde die linke Einheitsliste die Mehrheit. Sie bekam 221, die NSDAP 167 und die KPD 97 Stimmen. Nachfolgend ein Auszug aus dem Bad Lauterberger Tageblatt vom 15.03.1933: "Nationales Erwachen auch in Bartolfelde. Am Montag, den 15.03.1933 wurde die Einwohnerschaft Bartolfeldes durch einen Aufmarsch des Sturms 15/165 der Nationalsozialisten, der durch Hissen von Hakenkreuzfahnen und Verbrennen der alten fluchbeladenen Fahnen sein besonderes Gepräge erhielt, wachgerüttelt und erhielt einen Begriff von dem Sturm der nationalen Erhebung.Am 20. März fanden fanden durch Landjäger und Hilfspolizeibeamte, (Angehörige der SA) unter der Führung des Landrates, Hausdurchsuchungen bei kommunistisch und sozialdemokratisch geprägten Einwohnern statt. In Bartolfelde wurde ein Kilogramm Sprengstoff, ein Vervielfältigungsapparat, Zündschnüre und Druckmaterial gefunden. Fünf Mitglieder der KPD wurden verhaftet. Der Widerstand gegen das NS- System war gebrochen. Nach gut 6 Jahren nationalsozialistischer Herrschaft begann am 1. September 1939 der "Zweite Weltkrieg". Dieser Krieg überzog bereits zwanzig Jahre nach Beendigung der ersten Kriegskatastrophe wieder die Völker der Welt. Das Fazit dieses Krieges: 60 Millionen Tote, Auch Bartolfelde wurde von diesem Geschehen nicht verschont. Am 11. April 1945 wurde der Ort durch amerikanische Truppen, die von Bockelnhagen her über den Kreuzbusch kamen, eingenommen und besetzt. Am 08.05.1945 wurde der zweite Weltkrieg, mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, beendet. Die einzelnen Besatzungszonen der Alliierten wurden eingerichtet, der eiserne Vorhang, die Grenze zur sowjetischen Besatzungszone, wurde gezogen und verlief auf der alten Grenze des Königreichs Hannover von 1866. Bartolfelde war als Grenzort nach Thüringen unmittelbar betroffen. Flüchtlinge und Heimatlose waren in das bis dato langsam gewachsene Gemeinwesen von Bartolfelde zu integrieren. Fremde Einflüsse, sprachliche Fremdheit wurden neben den Schwernissen der Beseitigung der Kriegsschäden der letzten Kriegstage gemeistert. Gewachsene Strukturen existierten nicht mehr, sie mußten wieder aufgebaut werden. Die gemeinsamen Anstrengungen der Einwohner zusammen mit den neuen Bürgern der Gemeinde hatten Erfolg. Wie in anderen Städten und Dörfern hatte auch Bartolfelde seine Opfer zu beklagen und gedachte Ihrer auf einer Gedenktafel in der St. Bartholdi Kirche. Nachfolgende Gedenkliste erinnert an die Opfer des Krieges.
Nach dem Krieg und den entbehrungsreichen ersten Nachkriegsjahren wurde 1956 die alte Schule, welche aus dem Jahre 1889 stammte und für die vielen Schulkinder zu klein war, durch einen Neubau am Hundeberg ersetzt. In den Jahren 1963 bis 1966 wurde in Bartolfelde der Schmutzwasserkanal verlegt und das Kanalnetz an das Gruppenklärwerk des Abwasserverbandes Großraum Bad Lauterberg angeschlossen. Der Kindergarten wurde 1965 zwischen Kirche und Pfarrhaus gebaut. Und somit hatte das Provisorium, das "kleine Schützenhaus" als Kindergarten ausgedient. Im gleichen Jahr erweiterte man die neue Schule um eine Turnhalle und den Jugendraum. Nach 75 Betriebsjahren stellte die Molkerei in Bartolfelde im Jahre 1970 ihre Arbeit ein, die Betriebsstätte wurde geschlossen. Der letzte Verwalter/ Geschäftsführer war Herr Harry Thiede. Am 1. Juli 1972, wurden, auf der Grundlage des "Harzgesetzes", die ehemals selbständigen Gemeinden Barbis, Bartolfelde und Osterhagen mit Bad Lauterberg zu einem Ort zusammengeschlossen. Ein weiteres einschneidendes Ereignis war die Öffnung der Grenze zur DDR, der ehemaligen Zonengrenze, am 10.12.1989. An diesem Tag stand das Grenztor von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr offen. Nach Jahrzehnten der nahezu totalen Trennung der beiden Staaten durfte die alte Landstraße zwischen Bockelnhagen/ Weilrode und Bartolfelde wieder betreten werden. Fahren war noch nicht erlaubt. Der Spielmannszug des Schützenvereins Bartolfelde empfing mit seinem Spiel eine große Gruppe fahnenschwenkender und winkender Menschen aus der Umgebung. Bekanntschaften in den thüringischen Nachbarorten Bockelnhagen, Silkerode, Weilrode und Zwinge wurden wieder aufgefrischt. Der Spuk des Kalten Krieges, der Eiserne Vorhang, wurde durchlässig und letztendlich 1990 mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, überflüssig und beseitigt. |