Das
Gericht
Galgenberg

 
 

Hier wurde am
12. Oktober 1804
der Mörder Achtermann
(Rhumspringe) und der
Mordanstifter Lohrengel
(Lütgenhausen) hingerichtet.
Achtermann hatte auf
Geheiß Lohrengels dessen Ehe-
frau erschlagen. Sie wurden ge-
rädert und aufs Rad geflochten.

GPS-Koordinaten
N 51.6629° E 10.3288°

G a l g e n b e r g  /  Hinrichtungsstätte

Am Stadtausgang Richtung Osterode liegt dem Eichholz gegenüber der Galgenberg. Eine künstliche Erhöhung von ca. 2 Metern und 10 Meter Durchmesser, die später mit Linden bepflanzt wurde. Dieser Platz ist die einzige in Herzberg bekannte Hinrichtungsstätte, die von Zeitzeugen schriftlich niedergelegt wurde.

Leider ist dieser Platz wie manch anderes seitens der Stadt, bzw. der Straßenverwaltung stadtgeschichtlich nicht geschont und erhalten worden. Der Höhenunterschied wurde mit Schutt ausgeglichen, einige Bäume zeugen noch aus alter Zeit.

Hier wurden am 12. Oktober 1804 Achtermann und Lohrengel hingerichtet. Sie wurden erschlagen und gerädert. Der Scharf- oder Nachrichter kann nur der Chirurgus Carl Ludwig Goßmann gewesen sein, der 1801 im Auftrag der Landrostei für die Ämter Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Katlenburg, Radolfshausen (um Ebergötzen), Elbingerode (Harz) sowie für die Bergstädte als Scharfrichter und Abdecker zuständig war.

Über die Hinrichtung Achtermanns und Lohrengels berichten Wallis und Borchert in Niederschriften die im Stadtarchiv der Stadt Herzberg vorliegen.

Wallis:

"Den 12. Oktober 1804 Freitags wurde der Mörder Achtermann von Zwinge und Lohrengel von Lütgenhausen vormittags von 1/2 elf bis 12 Uhr, an dem Osteroder Weg gegen dem Eichholtze über hingerichtet. Sie wurden beide gerädert und nacher auf ein Rad geflochten.

Lohrengel hatte gern seine Frau los seyn wollen, womit er sich nicht vertragen können und hatte Achtermann 4 ch (?) dafür gedungen, solcher tot zu schlagen, welches er vor 2 1/2 Jahren in der Nacht, als Lohrengel desfalls aus seinem Hause solange in das Wohnhaus gegangen, von Achtermann vollführt worden, worauf er dieselbe aus dem Hause getragen und in einen Bach geworfen.

Nachher nach vollführter Tat kommt Achtermann in dasselbe Wohnhaus und sagt dem Lohrengel leise: Es wäre nun geschehen, welches aber einige Anwohner gehört und gemerkt haben, als darauf am folgenden Tag Lohrengels Frau ermordet gefunden wird, thun welche das Gesagte von Achtermann gehört hatten, davon bey hiesigen Amte anzeige, worauf beide arretiert und hier aufs Schloß in enge Verwahrung gebracht wurden.

Nach mehrmaligen Verhören haben sie endlich ihre böse That bekannt und die verdiente Strafe dafür empfangen.

Achtermann war noch ein junger Bursche von einige zwanzig Jahren, Lohrengel aber schon 50 Jahre alt.

In seiner Rede die Achtermann noch auf dem Schaffot an das versammelte Volk sprach, hatte er besonders darüber geklagt, daß seine Mutter ihn nicht zur Schule gehalten und die ersten bösen Streiche die er in seiner frühen Jugend ausgeübt, nicht bestraft habe."
 

Borchert, Georg Friedrich

"1804 sind auf dem hiesigen Heidufer zwei arme Sünder gerichtet worden. Der eine ist aus Rhumspringe gewesen mit dem Namen Achtermann. Der ander aus Lütgenhausen mit Namen Lohrengel. Die Mordtat ist gewesen: Sie haben eine Frau totgeschlagen. Der Totschlag ist geschehen auf der Reuershauser Kirmes. (Gemeint ist die Verabredung zur Tat auf der Rüdershauser Kirmes). Da hat der Lohrengel gesagt vor Achtermann: Geh hin und schlag meine Frau tot, ich will dich 4 Thaler geben. Achtermann, als rechter Bösewicht nimmt aus Reuershausen dem Wirt seine Holzschlage und damit nach Lütgenhausen. Wo die Frau schon im Bette liegt, schlägt die Frau sofort auf den Kopf, und da kommt der Mann von der Frau und kriegt sie und schmeißt sie vor die Türe, als hätten Spitzbuben das getan, weil das ganze Zeug vor der Tür lag.

Die Mutmaßung aber war sogleich auf die beiden gemacht, weil sie jeder kannte. Also wurden sie gesetzt. Der Achtermann erhielt ein eisernes Kamisol mit der dicken Grimmerkette in den Rücken und wurde an der Wand festgemacht.

Also erhielten sie ihr Urteil, daß sie gerädert werden. Da wurden sie beide, ein jeder auf ein Knäb geladen und auf eine Kuhhaut gesetzt und durch acht Schinderknechte nach dem Heidufer gefahren, wo das Gericht darauf gelauert war.

Da wurden sie mit eisernen Keulen totgeschlagen und da wurden sie auf einen hohen Pfahl gebracht, worauf ein Rad saß. Das Gericht war mit französischen Truppen besetzt und der Zuschauer waren eine große Zahl."

Beim Rädern wurde der Verurteilte über Hölzer gelegt und gefesselt, danch wurde das Rad über ihn gerollt. Die Aubuchtung am Folterrad diente dazu die Knochen zu brechen. Man band den Verurteilten noch lebend auf das Rad und er starb erst nach einigen Stunden.

Mündliche Überlieferungen von Groß- und Urgroßeltern bzw. von alten Herzberger Einwohnern besagen, daß die Mordtat, die Inhaftierung auf dem Schloß und die Hinrichtung tiefe Eindrücke bei der Bevölkerung hinterlassen haben.

Dr. Robert Müller schreibt in seinen Erinnerungen, daß der Weg zum Schloß immer "gruselig" war, weil er an Achtermanns Loch unter dem 2. Torbogen vorbei führte. Andere Erzählungen sagen aus, daß Herzberger Einwohner Blut der Hingerichteten in kleinen Behältnissen aufgefangen hätten und dieses mittels kleiner Reiser auf Stallungen und Scheunen gespritzt hätten. Das Blut solle vor Bränden und anderen Unheil schützen.

An anderer Stelle wird über die Hinrichtung folgende Anekdote berichtet:

Am Abend des Hinrichtungstages kehrte im Wirtshaus unter dem Schloß ein Mann mit seinem Eselsfuhrwerk ein der noch nach Osterode weiter fahren wollte. Man riet ihm an, die Nacht im Orte zu bleiben, da es an der Hinrichtungsstätte an der sein Weg vorbei führte sicherlich spuken würde. Er erwiderte, daß er sich nicht fürchtete und fuhr ab. In der Nähe des Galgenhügels rief er um sich selbst Mut zu machen: Achtermann und Lohrengel, wollt ihr mit? Als er plötzlich ein Klappern hörte rief eine Stimme: Warte, wir wollen auch mit. Der Mann glaubte in seiner Einfalt daß die Gerichteten ihn angreifen wollten und schlug kräftig auf seinen Esel ein um den drohenden Unglück zu entkommen. Schweißgebadet kam er in der Osteroder Gastwirtschaft zur Schweiz an um zu ruhen.

Nach einiger Zeit traten zwei mit Mause- und Rattenfallen handelnde Händler in die Gastwirtschaft und machten dem Eselstreiber Vorwürfe weil er nicht gewartet habe, sie hätten ihm doch zugerufen daß sie mit wollten. Das Geräusch, das nach Meinung des Fuhrmannes von den Hingerichteten stammen sollte, war von den Mause- und Rattenfallen verursacht worden.

Verfasser unbekannt

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