Eines Morgens, am 29. Mai 1973, kam der Bauer auf seine Wiese, wo er ein Pferd zu stehen hatte. Er ging der Spur des Bohr-LKW nach, der am Vortrage eine von 6 Untersuchungsbohrungen zu je 10 m abgeteuft hatte. Hier, am westlichen Ortsrand von Herzberg, sollte eine Brücke der neuen B 243 über die Eisenbahn gegründet werden. Der Landmann ging nun der Spur nach und fand das Bohrloch. Aus Sorge um die Hufe des Pferdes schickte er sich an, dieses zu verfüllen, fluchend über die Sorglosigkeit der Bohrleute. Er holte eine Schaufel und warf Erdreich hinein. Allein, alles verschwand. Er stach den Rand des Bohrlochs ab und: zapperment, dat Ding ward wieder. Nun zeigte sich ein Loch von bald zwei Fuß Weite und unergründlicher, ja schauriger Tiefe. Unten war alles dunkel. Ein Geologe wurde verständigt. Nun stand man diskutierend und gestikulierend um das Loch. Einer der Geologen schickte sich an, die Gefahr und Warnungen der Zagenden und oben Verbleibenden nicht fürchtend, in das Loch hinabzusteigen. Eine Drahtseilleiter und ein Kantholz reichten als Hilfsmittel, weiterhin der Geologenhammer, Foto und Blitz. Langsam gewöhnten sich die Augen an das Dunkel. Nach 7 m Abstieg war der Grund erreicht: Ein Schuttkegel aus grobem Siebergeröll, randlich ging es noch einen Meter tiefer. Rund war der Hohlraum, von etwa 7 m Durchmesser, noch oben verjüngte er sich flaschenförmig. Zwei Fotos entstanden mit ruhiger Hand, denn wer in den Südharzer Gipshöhlen herumzukriechen gewöhnt war, hat vor locker über ihm hängenden Geröllschichten auch keine Angst, nur ein wenig mulmig war's schon. Was war der Befund? Mit 10 Meter tiefen Bohrungen sollte hier also untersucht werden, ob die Brücke auf 6 Pfeilern gegründet werden könnte. Nun, die Brücke wurde trotzdem gebaut, eine andere Trasse war ja auch nicht mehr möglich. Der Erdfall stand noch sehr lange offen, ohne in sich zusammenzustürzen; er wurde erst nach ca. 2 Jahren verfüllt. Heute ist die Stelle nicht mehr zu erkennen. Nur die beiden Fotos zeugen von der Spontaneität des Herzberger Untergrundes. Erdfall in der Niederterrasse vor dem Bahnübergang Herzberg (Eichholz) vom 28. 5. 1973. 7 m tief, an der Basis 7 m breit, Querschnitt kreisförmig. Der Erdfall blieb trotz der statisch ungünstigen Form etwa 2 Jahre unverändert. Beachte die Sand- Schluff- Lagen. Hierzu: 3.3.8.2. Erdfälle Die Erdfallbildung läuft aber mit solcher Intensität ab, daß auch innerhalb eines jeden, z.B. einjährigen Beobachtungszeitraumes in "zufriedenstellendem" Umfange die Neu- oder Weiterbildung von Hohlformen registriert werden kann. So ist auch noch allen Bewohnern das plötzliche Verschwinden einer leibhaftigen Milchkuh in einem unter derselben unlängst eingebrochenen Erdfalle des Lüderholzes gegenwärtig. Die Bautechnische Bedeutung dieser ganz überwiegend unter der qN ablaufenden Verkarstung wird jedoch noch nicht hinreichend berücksichtigt. Größere Gefahren sind für das Stadtgebiet Herzbergs gegeben, wo die aktivste Verkarstung e' des Schloßberges zu beobachten ist (sinkende Geleise). Auch dürfte die Bildung von großen Hohlräumen, deren teilweiser Einsturz im älteren Holozän zu den drei großen Herzberger Erdfällen führte (Juessee, Bennekuhle, Ochsenpfuhl), keinesfalls abgeschlossen sein. Möglicherweise mangelt es in jüngster Zeit der nötigen tektonischen Unruhe zur Auslösung größerer Inkasionen. Der im Profil III in der rechten qN einskizzierte Erdfall (s.a. Abb. 13) wurde erst durch eine 10 m-Untersuchungsbohrung zum Durchbruch an die Tagesoberfläche ausgelöst. Neben diesem Erdfall wird einer von sechs Pfeilern einer Überführung der B 243 über die Bahnlinie gegründet werden. Aber auch der jüngst (1976) auf dem neu fertiggestellten Streckenabschnitt Osterode - Papenhöhe unter dem Asphalt der Standspur aufgetretene Erdfall sowie die enormen Senkungen an der Überführung über den Häxgraben e' Herzberg zeugen vom straßenplanerischen Mut zum Risiko. |