Im Jahre 1656, so berichten alte Chroniken, entsprang in der Nähe des Harzstädtchens Osterode bei den Ruinen der Möttlingeroder Kirche, eine Quelle, deren Wasser als äußerst heilkräftig galt. Leider habe die Quelle nur wenige Wochen gesprudelt. Sie sei ebenso plötzlich wieder versiegt, wie sie entstanden war. Die wenigen Wochen hätten aber genügt, zahlreiche Kranke durch das Quellwasser gesunden zu lassen. Groß sei deshalb die Freude gewesen, als einige Jahrzehnte später, im Jahr 1705, erneut das heilkräftige Wasser aus der Erde hervorquoll, zwar an anderer Stelle, aber in der Nähe der ersten Quelle. Soweit die Überlieferung.
Aber was sonst in früheren Aufzeichnungen über diesen "Osteroder Gesundbrunnen" verbreitet wurde, geht wohl mehr aus Legendenbildung zurück. Immerhin heißt es, daß sich die Nachricht von seiner Existenz schnell in der näheren und weiteren Umgebung von Osterode verbreitet habe. Es verbreitete sich auch die Kunde über die angeblichen Heilerfolge. In alten Aufzeichnungen aus jener Zeit heißt es, daß Lahme gehend, Stumme sprechend, Taube hörend geworden seien. Auch Epileptiker wie allerlei andere Kranke seien geheilt worden. Die Regierung bestellte einen Brunnenarzt. Er hieß Dr. Alberti. Von ihm stammt ein Bericht vom 27. August 1705 an den Churfürstl. Braunschweigisch - Lüneburgischen Postmeister Anthon Johan Hinüber in Hannover. In dem Brief habe gestanden: "Viele hundert breßhafte, elende Menschen haben Gott zu ehren gestehen und rühmen müssen, daß sie teils vom Jammer, Schlage, ihren Schwindel, Stumm-, Taub-, Blind- und Dummheit, Sausen und Brausen in den Ohren, Kröpfen, Husten, Magendrücken, Würmern, Nieren und Blasensteinen... in wenig Tagen glücklich sind curieret worden." Hinzugefügt hatte Dr. Alberti: "... ob sie schon lange auf Krücken gegangen oder auf Karren sich haben herschleppen lassen". Tatsache aber ist wohl, daß der Osteroder "Gesundbrunnen" einen solchen Ruf erlangte, daß von allen Seiten Kranke nach Osterode kamen, um hier von Leiden zu gesunden. Überliefert ist auch, daß Georg II. , wenn er in Hannover war, sich täglich durch einen Eilboten ein Fässchen von diesem Wasser holen ließ. Leider hatte der "Wunderbrunnen" keinen langen Bestand. In alten Aufzeichnungen heißt es: "Trotz aller kirchlichen Dank- und Bittgebete, trotz aller täglich an dem Brunnen abgehaltenen Betstunden, versiegte er nach einiger Zeit wieder". Wahrscheinlicher ist, daß sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte die Qualität des Quellwassers veränderte und seine "Heilkraft" verlor. Von 1924 bis 1989 speiste das Wasser die Uehrder Leitung. Seit 1993 jedoch trinken es auch die Bewohner der kleinen Ansiedlung Feldbrunnen nicht mehr. Das Wasser aus diesem Gebiet fließt derzeit im mit Kopfweiden gesäumten Brunnenbach über Uehrde nach Dorste, wobei unterwegs große Mengen verschwinden. Im regenarmen Sommer 2003 führte er so wenig Wasser, dass das Bachbett schon wenige hundert Meter hinter dem Quellgebiet austrocknete. Ingrid Kreckmann GPS-Koordinaten |