Ein Schritt = 100 Millionen Jahre Zeitsprung
An diesem Hang laufen wir auf Gesteinen unterschiedlicher geologischen Entstehung. Hangaufwärts bewegen wir uns auf dem Dolomit des ehemaligen Zechsteinmeeres aus der Permzeit, entstanden vor ca. 250 Millionen Jahren.
Hangabwärts hingegen befindet sich übergangslos im Untergrund ein ganz anderes Gestein, erkennbar an den grauen Lesesteinen im Hang und auf dem Weg. Es hat ein Alter von ca. 350 Mio. Jahren und ist das typischte aller Harzgesteine: die Grauwacke.
Der Name Grauwacke stammt aus der Bergbausprache und taucht um 1780 erstmals im Harz auf. Einige der frühesten schriftlichen Dokumente über die Benutzung dieses Wortes finden sich bei Goethe. Der von Bergleuten geprägte simple Name, der für einen unreinen graufarbigen Sandstein steht, fand als "greywacks" auch Eingang in die englischsprachige Fachliteratur.
"...ja, sogar wir Deutsche,
die wir sonst in dergleichen Dingen so gewissenhaft sind,
haben ... die graue Wacke des Harzes,
ein jüngeres Gemisch von Quarz und Schieferteilen,
mit dem Granit verwechselt."
L.W. v. GOETHE über den Granit
[Handschriftliches Fragment 1784]

Entstanden sind die Harzer Grauwacken, Abtragungs- und Sedimentgesteine, in der Zeit des Ober-Devon bis Unter-Devon vor etwa 350 Millionen Jahren untermeerisch gleichzeitig mit Tonschiefern. Sie bestehen aus verkitteten Geröllen und Geschieben aus verschiedestem Gesteinsmaterial.

Weitere Gemengeteile sind Quarz, Feldspat, Glimmer, Chlorit und Tonmineralien. Die Grauwacke wude wegen ihres sehr dichten Gefüges und der daraus resultierenden Unempfindlichkeit gegen Frost gern als Wasserbaustein für die Gräben und Teichdämme im Oberharzer Bergbau benutzt. Grauwacke ist auch Pflasterstein und wurde früher auch als Straßensplitt und Streumaterial verwendet.

Blick in einen der vielen
Harzer Grauwacke-Steinbrüche.
Der nächstgelegene befindet sich
auf dem Weg nach Bad Lauterberg
im Andreasbachtal.



"Dicht am Granit kommt die Grauwacke vor, ein Name für viele Bildungen."
L.W. v. GOETHE: Der Dynamismus in der Geologie [Handschriftlich, wohl um 1811]

GPS-Koordinaten
N 51.6335° E 10.4070°


Konzept, Gestaltung, Text: Dr. Ralf Nielbock www.MUSiGN.de
Abbildungen und Fotos: Dr. Ralf Nielbock & Archiv GUf. e.V.

Weitere Infos: www.natur-live.de

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