auf dem Stockenbleek und Rothen. Der Flachs wurde Anfang Mai gesät. Nach dem Bauernglauben richtet sich der Wuchs des Flachses nach der dazugesteckten Weidenrute, die recht hoch war. Der Flachsanbau erforderte eine vielseitige Arbeit. Der Flachs wurde im Juli mit der Hand gerupft und in Bündel gebunden. Nach der Ernte wurde der Flachssamen auf der sog. Reepe entfernt, wo sich immer zwei Personen gegenüber standen. Dann wurde er weiter in die Röste gebracht, also ins Wasser gelegt. Dann wurde er mit Geräten, wie Brechen usw. bearbeitet. In der weiteren Verarbeitung spielte das Spinnen und Weben eine große Rolle. Aus diesem Produkt wurde das Leinen und der sog. Beiderwand (Buff) hergestellt. Diese Stoffe trugen die Einwohner in Gestalt von blauen Kappen und den Beiderwandsröcken, wo jedes Dorf seine eigene Tradition in Farbe und Herstellung hatte.

Mitte der 80-iger Jahre wurde der Zuckerrübenanbau in Hattorf betrieben; während der Zuckerrübenkampagne wurden viele Arbeitskräfte gebraucht. Der Zuckerrübenanbau wurde in der Neuzeit zu einer beträchtlichen Einnahmequelle der Bauern.

Erwähnenswert ist noch um die Jahrhundertwende das Befördern des Pulvers per Achse zu den Bergwerken und Kalischächten des Harzes und Obereichsfeldes (bis etwa zum Jahre 1925). Der Einwohner Heinrich Wode kann sich noch erinnern, die Postkutsche in Pöhlde noch von Herzberg nach Duderstadt fahren gesehen zu haben. Die Postsendungen wurden von einem Hattorfer Einwohner ab Hattorf für das Eichsfeld bis Wollbrandshausen verteilt. Das erste Postgebäude befand sich in dem jetzigen Hause Grabendorf 12.

Die Hauptbekleidung der Einwohner war eine Beiderwandhose und blaue Kappe (Kittel) die über den Kopf gezogen wurde. Als Festtagsanzug wurde im Allgemeinen ein Wandanzug mit Weste und Gamaschen getragen, welcher sich im Laufe der Zeit natürlich veränderte. Als Besonderheit ist die Kopfbedeckung der Frauen zu erwähnen, die in einer sog. Moppe mit reichlichen kunstvollen Stickerein und Bänder verziert wurden (siehe Hochzeitszug-Bild 1000-Jahrfeier). Die Männer trugen sonntags als Besonderheit ein Leinenhemd mit gesticktem Kragen und ein schwarzes Seidentuch. Ein besonderes Kuriosum war der Anzug der Kinder bei der Konfirmation. Er bestand bei den Jungen aus Gehrockanzug mit Zylinder und Schaftstiefeln. Mit dieser Tradition wurde erst um 1890 gebrochen.

Die heute fast zum Erliegen gekommene Schafzucht stand damals in hoher Blüte und wurde in 6 bis 7 Schafherden mit je 3-400 Stück betrieben. Das Weidegelände wurde sogar bis in den Harz zu dem Örtchen Elbingerode (Stadt im Oberharz) hin ausgedehnt.

Die hannoversche Domäne lag unterhalb des Ortes. Sie wurde 1872 aufgelöst. Es gab zu der Zeit kaum Kuhbauern. Damals gab es die andere Form des Pferdegeschirres: Sattelhose (oder Sattel mit Hintergeschirr). Die meisten Wagen hatten keine Bremsen. Die Handkötner hatten fast nur Ziegen. So war es bis 1897. Die Getreidefrüchte wurden ursprünglich mit der Sichel gemäht. Die Sense setzte sich nur sehr allmählich durch. Die Getreidefelder nach dem Abmähen zu harken, war sittlich verboten. Jede Ähre wurde aufgelesen. Hauptanteil an der Ernte hatte der Roggen.
 

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