Die technische Entwicklung in unserem Ort nahm auch - wie überall - in den letzten Jahren einen stürmischen Verlauf. Wenn es in den vorangegangenen Jahrhunderten nur kleinere Fortschritte gab, so setzte am Ende des letzten Jahrhunderts eine völlige Umwandlung ein.

Das Zeitalter der alten Webstühle und Spinnräder mit ihren handwerklichen Flachszubereitungsgegenständen war verschwunden. Als Gegenstück wurde 1900 die Flachsspinnerei erbaut.

Wenn man bedenkt, daß durch diese technische Entwicklung eine Arbeitskraft in der Spinnerei das Vieltausendfache leistet, was eine Person mit der Hand zu spinnen vermochte, so trat hier der Fortschritt augenscheinlich zu Tage.

Als Veränderung im Ortsbild bzw. Ablauf des Verkehrs im Orte sind in den letzten 50 Jahren folgende Neuerungen eingetreten:

Das erste gummibereifte Fahrrad wurde von einem Einwohner namens Lohrengel benutzt (etwa um 1896). Der Preis eines Fahrrads betrug nach den heutigen Begriffen zwei Monatslöhne und mehr.

Das erste Auto wurde in Hattorf 1910 gesehen.

Eine Firma August Lampe von Eisdorf versorgte Hattorf und einige umliegende Orte 1911 mit Strom. Aber nicht alle Bewohner nahmen von dieser herrlichen Einrichtung Besitz. Viele Anschlüsse wurden erst im ersten Weltkrieg 1915/16, als das Petroleum knapp wurde, getätigt. Die Straßenbeleuchtung kam erst später.

Von den drei im Ort laufenden Wassermühlen sind zwei bereits stillgelegt bzw. abgerissen. Die Mühle Böttcher in der Bachstraße mahlt jetzt mit Strom und die Treckmühle in der Förstergasse liegt still. Letztere hatte ein Wasserrad von etwa 4 m Durchmesser. Nur die Anger- und Rödermühle laufen noch mit Wasser. Wie lange laufen sie überhaupt noch?

Schattenseiten der Chemie

Die Sieber, früher ein sauberer Fluß mit klarem Wasser und vielen Fischen, ist heute, wenn sie nicht zufällig Hochwasser führt, eine stinkende Kloake, in deren Flußbett die Brutstätte von Milliarden Stechmücken liegt. In trockenen Jahren versiegte die Sieber früher zwischen Hattorf und Hörden und kam irgendwo vor Hattorf wieder zum Vorschein. Die schmutzigen Abwässer der Fabriken haben jetzt das Flußbett der Sieber abgedichtet, so daß kein Wasser mehr versickert. Auch die Oder trocknete in Dürrejahren aus. Das Bestehen der Talsperre verhindert es heute. Dieser Fluß ist heute noch ein Ideal für den Angelsport.
 

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