Das erste Wanderkino im Orte spielte etwa 1907 im Gasthaus Ahrens (Deutscher Kaiser). Dieses Kino war mit einer Stromerzeugungsanlage ausgerüstet, die mit einem kleinen Dampfkessel betrieben wurde. Wir Kinder sahen zum ersten Male die flimmernde Leinwand mit dem Kinostück "Die Indianer Pipupa rauben sich die Nigira".
Es war ein Stummfilm, der Sprachfilm kam 1930, der Farbfilm 1956.

Die Struktur der Landwirtschaft war in Bezug auf die Wagen schon gut vorangekommen. Aber auch ich habe noch in anderen kleinen Orten einen Wagen mit einer Holzachse gesehen. Damals spielte die sogenannte "Kummerkarre" (Schiebkarre) als Beförderungsmittel eine Rolle. Der Acker wurde vor 1850 noch mit primitiven Holzeggen und Holzpflügen mit Eisenstab bearbeitet.

Was den Mühlenbetrieb anbetraf, fuhren die Müller mit ihren Mühlenwagen im Dorf herum und holten sich das Getreide für das Lohnmahlen und -schroten zusammen. Die Rödermühle hatte ihr Einzugsgebiet besonders nach Schwiegershausen verlagert. Das Getreide wurde in den beiden Wassermühlen Lier und Deppe gedroschen. Der Dreschflegel verschwand, schon lange vor 1900, und nur vereinzelt wurde noch gewisses Seilstroh im Viertakt der Flegel auf der Tenne gedroschen und dann in einem Handwurfreinigungsverfahren gereinigt und sortiert. Zu alter Zeit war das Dreschen mit dem Flegel die Hauptwinterarbeit und schon morgens früh ertönte das Geklapper der Dreschflegel auf den Dreschtennen.

Heute ist das Mühlengewerbe fast zum Erliegen gekommen, da die Konkurrenz der großen Mühlen und die Hausschrotmühlen die kleineren Mühlen langsam aber sicher untergehen lassen.

Mit der voranstrebenden Technik starb auch die Romantik alter Zeit. Das Zeitalter ewigen Hastens begann. Die Uhr auf der Hand gegenüber der Sonnenuhr machte den Menschen teilweise zum Sklaven seines eigenen Fortschrittes.

Im Jahre 1959 wurden zum ersten Male, begünstigt durch die anhaltende Dürre, Mähdrescher im Orte bei der Ernte eingesetzt in verschiedenen Typen. Der eine drischt und bindet bzw. preßt gleich auch das Stroh in Ballen zusammen, ein anderer mäht und drischt nur, hinterher kommt ein Trecker mit Strohpresse und preßt das Stroh in Ballen zusammen. Auch gibt es einen Haferdrescher, der von Stiege zu Stiege fährt und drischt, dann das Stroh in Bunde bindet, die dann abgefahren werden müssen. Die bisher üblichen normalen Binder sind schon überholt - so rasch geht die Entwicklung über uns hinweg. Mit der Sense wird kaum noch etwas abgemacht. Kartoffelpflanzmaschinen sind ebenfalls vorhanden. Eine Entwicklung, die kaum zuläßt, daß die Maschinen vor der Bezahlung des Restes nicht schon veraltet sind. Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch einmal Rückschau halten, was z.B. Herr Meyenberg seit seinen Jugendjahren alles gesehen hat.

Er kennt noch die Eseltreiber, die das Korn von weit her, ja sogar von Westfalen in den Harz holten und das alles auf dem Rücken der Esel, die damals vor lauter Hunger den Mist im Franzenkrug auffraßen, wo ihr regelmäßiges Quartier war. Über den Krücker ging es dann nach Osterode und weiter in den Harz. Dieser Herr Meyenberg, der das erste Fahrrad, den ersten Zug der Eisenbahn, das erste Auto in Hattorf sah, der den Kienspan, die Petroleumlampe, das Gas und das elektrische Licht, den ersten Flieger, den Zeppelin - er flog 1912 über Hattorf, von Osterode kommend - Mäh- und Mähmaschinen, Melkmaschinen, Kino, Radio, Fernsehen usw. erleben durfte, erlebte, wenn er es auch
 

[ Inhaltsverzeichnis ]

Impressum / Datenschutz