(Die Pike war ursprünglich die Hauptwaffe des Fußvolkes vor der Einführung des Bajonettgewehres. Es handelte sich um eine 3 bis Meter lange, meist aus Eschenholz gefertigte elastische Stoßwaffe, die mit einer schmiedeeisernen Spitze versehen war und in den regulären Armeen schon in den Freiheitskriegen nicht mehr in Gebrauch war. Obschon gewiß verhältnismäßig billig, war sie den Hattorfern wohl doch zu teuer.)

So machten die Hattorfer anno 48 Revolution. Unter den Marschierern befanden sich außer den jüngeren gedienten Jahrgängen gewiß noch zahlreiche Feldzugsteilnehmer aus den Freiheitskriegen, die noch immer auf den Dank des Vaterlandes warteten. Wie sich doch die Bilder gleichen! Die Königlich Großbritanisch Kur Hannoversche Regierung hatte kein Verständnis für die unter dem Druck der Abgaben nur kümmerlich vegetierende Bevölkerung. Im Gegenteil zu den alten kamen neue Lasten! Die Männer, die in dünnem, blauen Leinenzeug - auf dem Kopf den schwarzen Petzel mit Lederschirm - exerzierten, demonstrierten auf diese harmlose Art und Weise gegen die Reaktion, die sie in den Amtmännern, den Domänenpächtern und den geheimen Räten in der Haupt- und Residenzstadt Hannover personifiziert sahen. Hier sei bemerkt, daß bis 1844, in welchem der Färber August Preiß, aus Herzberg in Hattorf eine Färberei errichtete, die Alltagskleidung der Männer aus ungebleichetem Leinen bestand. Nur im Winter trug man unter der Kappe, dem Überrock, eine Jacke aus Beiderwand. Warmes Unterzeug - abgesehen von wollenen langen Strümpfen und Schals - trugen weder Männer noch Frauen.

Im historischen Teil dieser Schrift ist ebenfalls etwas über die Vertretung der Einwohner in Bezug auf die Mitbestimmung im Dorfe geschrieben. Wir sehen daraus, daß auch die sogenannten Kötner usw. auch ihr Mitbestimmungsrecht in der Gemeinde geltend machen konnten. Ich kann mich noch erinnern, daß es im alten Preußen das Dreiklassenwahlrecht gab. So hatte z.B. ein Fabrikinhaber auf Grund der Zahlung seiner Steuern 200 Stimmen.

Die Zahl der abzugebenden Stimmen richtete sich immer nach der Höhe der zu zahlenden Steuer. Siehe Fotokopie Wahl 1909 (Abschrift). Bezeichnend für diese Zeit ist das Sozialistengesetz von 1878 bis 1890.

Es gab damals die Konservative Partei, die Nationalliberale Partei, Zentrum und Sozialdemokraten auf der höchsten politischen Ebene. Im Orte selbst taten sich die einzelnen Berufssparten zur gemeinsamen Vertretung zusammen.

Nach 1918 bekam das ganze ein anderes Bild. Jeder hatte nur eine Stimme, ganz gleich wie hoch seine Steuerzahlung war. Die Pferdebauern hatten ebenso ihre Vertretung wie die Kuhbauern, d.h. mittlere und größere Betriebe hatten sich politisch getrennt. Hinzu kamen jetzt die Sozialdemokraten, die es bis 1929 auf 7 von 15 Sitzen im Rat brachten. Die politischen Wogen schlugen in unserem Ort nie so hoch, daß der Gemeinschaftsgedanke dadurch Schaden nahm. In den Wirren der 20er Jahre trat die Kommunistische Partei, auf Grund der niedrigen Löhne, die gezahlt wurden, auf den Plan. Bis es 1932 auch zu größeren Reibereien und Schlägereien unter den politischen Parteien kam. Einmal versammelte sich die KPD in der sogenannten Diebeskuhle.
 

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