Im Rat regierte von nun an nur ein Ausschuß von 6 Mann, der bis zum Jahre 1945 die Politik im Orte ohne Wahl durchführte. Der alte Bürgermeister Wilhelm Grosse wurde ebenfalls nicht wiedergewählt. Bei den Wahlen ergab sich, das 98 % der Stimmen für Hitler abgegeben wurden. Durch geheime Rundfrage wurde aber festgestellt, daß dies nicht stimmte. Aber jeder, der dies bezweifelte und beweisen wollte, wäre als Gegner der Feme verfallen. Ich selbst habe einmal gesagt: "Nach Hitler kommen wir!" Es wurde gehört, angezeigt, die Polizei erschien und durchsuchte meine Wohnung, fand nichts, trotzdem ich zwei Gewehre in der Wohnung hatte. Wäre etwas gefunden worden, stände einer mehr auf der Liste der Gefemten. Auch mit gezeichneten Stimmzetteln wurde die Gesinnung der Gegner überprüft.

Der Kapputsch im Jahre 1920 trat in unserem Orte wenig zutage. Die Regierung in Berlin hatte alle Arbeiter zum Generalstreik aufgefordert. So wurde auch in Hattorf gestreikt.

Im Jahre 1925 wurde das Reichsbanner zum Schutze der Demokratie gegründet. Auf der Gegenseite stand der Stahlhelm mit seiner Organisation. Das Reichsbanner bestand bzw. seine Mitglieder kamen aus Arbeiterkreisen. Beide trugen Uniformen bzw. uniformähnliche Kleidungsstücke.

Eine weitere Organisation war der jungdeutsche Orden. Dieser hatte sich zum Ziel gesetzt, das Deutschtum von neuem zu reformieren. Alle 3 politischen Gruppen wurden später von den Nazis überrollt. Am Schluß gab es nur noch die NSDAP.

Als 1945 die Amerikaner kamen, hatten die führenden Männer der NSDAP alle Akten verbrannt. Alle Spitzenführer der NSDAP wurden sogleich verhaftet und in ein Lager gebracht. Später setzte eine Razzia nach allen früheren Persönlichkeiten der Nazis ein. Zu diesem Zweck bediente sich der "Ami" meist der Fremdarbeiter (Polen) und steckten sie in seine Uniformen. Gleichzeitig hielt er Ausschau nach Kommunisten, denn er war sehr argwöhnisch.

Die erste nachweislich verzeichnete Wahl, wurde im Jahre 1880 durchgeführt. Bauermeister Deppe stellt die Wahlberechtigten auf. Aus dieser Liste geht hervor, daß das 3-Klassen-Wahlrecht bestand, denn es wurden Erbengemeinschaften als Stimmberechtigte verzeichnet; die Zahl der Stimmen wurde nach der Steuerkraft berechnet. Wahlberechtigt waren 295, davon wählten 105 nicht. Nach meinen Informationen war dies eine öffentliche indirekte Wahl zum preußischen Abgeordnetenhaus. Zum Reichstag war schon vorher direkt und geheim gewählt.

Die Gemeindevertretung bestand um die Jahrhundertwende aus 21 Mitgliedern bei etwa 1800 Einwohnern. Das Frauenwahlrecht wurde erst 1918 eingeführt, ebenso die Herabsetzung des Wahlalters auf 21 Jahre.

A b s c h r i f t

Geschehen zu Hattorf den 28. Oktober 1909 in der Wilhelm Schirmerschen Gastwirtschaft.
 

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