Es gab alte Leute, die sich nicht an den Verfall des Geldes gewöhnen konnten, sie stapelten alles auf und wurden desto mehr enttäuscht. Die Schuldner von Hypotheken gingen zu ihren Gläubigern und bezahlten z.B. das Geld für ein erbautes neues Haus mit einigen Scheinen ab.

Wer nicht irgend etwas zu handeln hatte, war schlecht dran. Wer Mettwürste hatte, fand alle Türen geöffnet. Die in dieser Zeit groß gewordene Jugend war für die spätere Zeit belastet, denn als die Festmarkzeit kam, standen alle, die von der Inflation gelebt hatten, vor einem Nichts. Kurz vor Schluß der Inflation gab es jeweil von der Regierung festgesetzte Markentwertungen.

Eine Währungsreform, die auf einer Rentenbasis aufgebaut wurde, wurde 1924 durchgeführt. Die Landwirtschaft war Träger dieser Rentenmark.

Vor der Rentenmark gab es bei den Lohnzahlungen eines Arbeiters Billionenscheine als 1 Mark und amerikanische Schatzanweisungen und Dollars. Letztere betrugen etwa 1/10 des erhaltenen Lohnes. In der Folgezeit hatte z.B. die Landwirtschaft schwer zu kämpfen. Der Roggen kostete etwa 7 Mark und alles andere dementsprechend.

Die Abbildungen der Lohntüten zeigen 16-stellige Zahlen. Sie weisen die Zahlungen in Billionen und gleichzeitig die Zahlungen von Schatzanweisungen, Dollars und Rentenmark aus. Oft trugen die Geldscheine, die voraus angefertigt waren, einfach Überdrucke "1 Million" statt 5.000 M. Aus Mangel an Kleingeld machten Städte und Fabriken eigenes Geld; so auch unsere hiesige Spinnerei. Es hatte jedoch nur im Orte Gültigkeit.

Die Abbildungen der Geldscheine zeigen der Verlauf der Inflation. Von 1 Mark geht es in Jahren bis zur Billion. Leider sind keine Milliarden- und Billionenscheine mehr aufzutreiben. Eine Münze mit 200 Mark Nennwert auf Alluminium ist dabei. Vor allem der Tausender mit der Jahreszahl 1910 ist echt. Um 1900 brauchte man 2 davon, um sich ein kleines Haus bauen zu können.

Wirtschaftskrise 1930 - 1933

Nach der schwachen Wirtschaftskonjunktur bis 1928 setzte schon Ende 1929 eine langsam schleichende Wirtschaftskrise ein. Kleinere Episoden von Arbeitslosigkeit fielen auch schon vorher an. Bei jeder dieser kleinen Krisen wurde der Lohn etwas gesenkt. Auch in der Wirtschaft, im Geschäft und im Gewerbe war diese Krise zu spüren. 1930 jedoch kam es zu größeren Stillegungen vieler Betriebe, die sich bis 1932/33 immer mehr verschärften. Kleinere, aus dem Boden gewachsene Geschäfte kamen in Zahlungsschwierigkeiten bzw. zum Konkurs.

Das Arbeitslosenheer wurde von Tag zu Tag größer. Die Unterstützung der Arbeitslosen erfolgte ein halbes Jahr durch das Arbeitsamt. Nachher mußte die Gemeinde sämtliche Führsorgekosten mit 50% übernehmen. In unendlich vielen Sitzungen wurden Woche für Woche die Anträge beraten und mehr oder weniger befürwortet oder abgelehnt. Was irgendwie abgelehnt werden konnte, wurde abgelehnt. Ich selbst
 

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