Die am 9. November 1918 ausgebrochene Revolution war im allgemeinen unblutig, es gab nur wenige blutige Opfer. Der 8-Stundentag wurde jedoch sofort eingeführt. Die heimkehrenden Soldaten wurden in erster Linie wieder in ihren alten Betrieben beschäftigt.

Die deutschen Kriegsgefangenen aus Frankreich kamen erst etwa 1920 nach Hause. Alle hatten froschgrüne Kleidung an mit einem später mit weißer Farbe aufgestempelten P.G. Ich sah in Seesen die Matrosen unserer Flotte, die alle durchkommenden Soldaten betreuten, aber auch entwaffneten. Die Matrosen waren die ersten Revolutionäre dieses Umsturzes.

Im ersten Weltkrieg fielen 83 Hattorfer Bürger, davon ruhen 7 auf dem Ehrenfriedhof.

Im zweiten Weltkrieg fielen 155 Hattorfer, davon 13 hier bestattet.

Die hier wohnenden Vertriebenen hatten 57 Tote zu beklagen, 59 wurden vermißt.

Der Krieg 1939 kam nicht überraschend, lange schon hatte sich die Bevölkerung damit abgefunden, daß eines guten Tages etwas auf uns zukommen würde. So bekam auch ich um Mitternacht des 31. August einen Stellungsbefehl und mußte, ohne Soldat gewesen zu sein, mich in Northeim stellen. Die älteren Jahrgänge, die den Krieg 1914 - 18 mitgemacht hatten, wurden mit jungen Soldaten zusammengebracht, um die Erfahrungen des letzten Krieges auszunutzen. Die noch älteren kamen (wie vorher schon gesagt) als Besatzung an den Westwall. Polen wurde überfallen und in einem Blitzfeldzug besiegt, der nur Wochen dauerte. An diesem Feldzug nahmen viele Hattorfer teil.

In der Zwischenzeit wurden wieder viele Landser nach Hause geschickt bis es im Frühjahr 1940 nach Frankreich hineinging. Ich selbst lag damals an der holländischen Grenze in der Nähe Virsens. Eines Nachts zogen laufend Truppen an userem Quartier vorüber und morgens in der Frühe dröhnten die Detonationen der Brückensprengungen (über die Maas bei Maastrich) ins Land hinein. Schon am nächsten Tage kamen die ersten Gefangenen und Verwundeten an uns vorbei. In einem Siegeszug ohnegleichen durchstieß unsere Armee ganz Frankreich bis zur atlantischen Küste. Die Engländer flohen in großen Haufen nach Dünkirchen, und es gelang ihnen, sich über den Kanal in Sicherheit zu bringen. Auch bei diesem Feldzug waren viele Hattorfer beteiligt. Ich fuhr durch ganz Frankreich bis Nantes, und als ich später in Calais und anderen Orten Gelegenheit hatte, habe auch ich (so glaubte ich wenigstens) das Rätsel dieses Siegens zu einem Teil erfahren. Der Franzose, so versicherten mir viele, hatte gelernt, daß sein Volk keinen Aderlaß durch einen Krieg zu ertragen vermochte. Die breite Masse des Volkes erkannte von vornherein das Sinnlose dieses Kampfes und überwältigt von der Überzeugung, daß gegen die modern ausgerüstete deutsche Armee mit ihrer Luftüberlegenheit an Quantität und Qualität sie nichts entgegenzusetzen hatte. Denn die Ausrüstung der französischen Soldaten gegenüber der unsrigen war mehr als mangelhaft.

Aber vor allem lag ihnen wohl noch das furchtbare Blutbad des ersten Weltkrieges im Gedächtnis, denn viele zerstörte Häuser aus dem ersten Kriege waren aus Mangel an Bewohnern gar nicht wieder erbaut worden. Lange Flüchtlingskolonnen kamen auf ihren zweirädrigen Karren wieder zurück in ihre Dörfer.
 

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