Von Cherbourg aus sollten wir nach Kanada. Ich durfte, da ich Feldwebel war, jedoch nicht mit. Die Gefangenenlager waren oft nur mit Stacheldraht umsäumt, gepflügte Äcker, wo wir ohne Zelt wochenlang hausen mußten. Schlamm, Morast, Regen, schlechte Toilettenverhältnisse und Hunger waren die Segnungen, mit denen unsere Sieger uns beglückten. Im Juli 1945 kam ich von Andernach, wo wir zuletzt bei den Engländern in Obhut waren, wieder nach Hause.
Ich sah den Sohn Stalins kurz nach der Gefangennahme. Otto Harenberg berichtet als Stalingradkämpfer über seine Erlebnisse. Am 15.1.1916 wurde ich mit 31 Jahren nach Northeim einberufen. Als Meldereiter ausgebildet ging es im Marschbatallion von Einbeck über Paris nach Cherbourg. Dort zerschlug mir ein Pferd einen Arm und ich kam nach Bolonge ins Lazarett, von dort nach Northeim. Nach meiner Genesung ging es wieder nach Frankreich über Amien an die Somme, und nach kürzerem Verbleib in Frankreich kamen wir an die russisch-polnische Grenze. Alles ging ohne jedes Geräusch und in voller Deckung vonstatten. Eines Abends gab unser Chef bekannt, daß am anderen Morgen 3.15 Uhr der Angriff auf Rußland erfolgen sollte. Pünktlich erfolgte der Angriff, und der erste Tote war ein russischer Grenzposten. Um 4 Uhr stürmten wir eine Kaserne, d.h. wir überraschten die Russen im Schlaf. Vorbei am Panzerwerk Brono gingen wir, ich kann es heute noch nicht fassen, ohne das ein Schuß fiel, durch die Stalinbunkerlinie. Erst hinter dieser Linie kam es zum Kampf. Im Vormarsch ging es weiter bis zur Winterschlacht am Donezbogen bis Schlawiane. Am 13. Juli 1941 türmte der Russe, und nun ging es in raschem Vormarsch durch die russische Steppe bis vor Stalingrad. In der Steppe herrschte tropisches Klima mit den Wärme- und Kälteunterschieden zwischen Tag und Nacht. Hier wurde gehalten. Die Tagestemperaturen stiegen bis 40 Grad. Am 14. September traten wir von Gumrich aus zum Kampf gegen Stalingrad an, eroberten einen Flugplatz, die Fliegerschule, den Leninplatz und die unteren Straßenzüge bis zur Schlucht, ein breiter, steil abfallender tiefer Graben, der sich quer durch Stalingrad zieht; später eroberten wir den weiteren Stadtteil bis zum Bahndamm kurz vor der Wolga. Dort begann der wechselseitige ober- und unterirdische Krieg, wobei es unserer Gruppe gelang, den Kommandanten von Stalingrad zu fangen. Dieser Kampf kostete sehr vielen unerfahrenen jungen Kameraden das Leben. Fast jeden Tage bekam unsere Einheit 25 Mann Ersatz und kaum nach einer Woche waren die meisten nicht mehr am Leben. Ein besonderes Erlebnis dieses Rußlandfeldzuges war, daß der Sohn Stalins, Josef Stalin, von unserer Einheit gefangen genommen wurde. Der Sohn Stalins war als einzelner Offizier auf einem Artilleriebeobachtungsposten, der weit vorgeschoben vor der russischen Front lag, von einem deutschen Spähtrupp unserer Einheit erwischt worden. Ich habe noch heute das Bild vor Augen, wie er damals nach der Gefangennahme vor uns stand. Er machte einen guten Eindruck, doch wurde er rasch mit einem Flugzeug nach Deutschland gebracht. Am 18.9.1943 machte der Russe den Kessel um Stalingrad zum erstenmal zu. |