den Engländern vernichtet.

Meine zweite Feindfahrt ging nach Palästina auf eine Art Kaperkrieg. Wir versenkten Segelschiffe, die noch tagelang brannten, wenn sie Öl geladen hatten. Einmal wollte so ein Schiff nicht untergehen, bis wir feststellten, daß es Mehl geladen hatte, welches die Löcher immer wieder abschloß. Das Mittelmeer wurde vollständig von der englischen Luftwaffe beharkt. Auf dieser Fahrt versenkten wir nur kleinere Schiffe, eins von 4000 Tonnen. Es ging wieder in den Heimathafen, diesmal nach Pola an der Adria. Dort gab es 14 Tage Urlaub. Nach der Rückkehr ging es wieder auf Feindfahrt. Wir versenkten, Fliegerangriffen ausgesetzt, ein Schiff mit 8000 Tonnen, weitere mit 6000, 2500 und 500 Tonnen. Auf einer späteren Fahrt schossen wir in Alexandrien den Funkturm kaputt. Bei einer Fahrt Ende 1943 fuhren wir in den Hafen von Syrakus ein. Unser Opfer war ein an der Pier liegender Truppentransporter. Er wurde mit 2 Torpedos getroffen und legte sich auf die Seite. Die daneben gegangenen Torpedos brachten die an der Pier liegenden Kasernen zum Einsturz. 1½ Tage hielt uns der Tommi im Hafen gefangen. Um Haaresbreite entgingen wir der Vernichtung, vielmehr dem Erstickungstod. Es gelang uns bei der Einfahrt englischer Schiffe, den Hafen wieder zu verlassen. Auf der Heimfahrt wurde unser Boot auf der Adria durch englische Flieger versenkt. Von dort ging es in die Heimat nach Danzig. Wir bekamen ein neues Boot vom Typ Nr. 21 und nahmen an der Evakuierung von Ostpreußen teil, brachten Kinder nach Travemünde. Später fuhren wir nach Kurland und übernahmen Beleitschutz bis Königsberg. Unser Boot wurde dort kampfunfähig, und es ging von dort zu Fuß in die Heimat bis Göttingen. Dort kam ich in Gefangenschaft. Nach etwa 7 Wochen kamen wir nach Munsterlager und wurden dort entlassen.

Zurückblickend möchte ich sagen: Nicht der Kampf als solcher war das schlimmste, sondern die Folgen dieses Kampfes waren schrecklich anzusehen. Hunderte von Leichen lagen dort aufgeblasen wie Tonnen auf dem Wasser. Sie wurden zerschossen, damit sie wieder untergingen."

Selbst in Afrika kämpften Hattorfer. Es waren etwa 5 Männer dort. Hier hat uns Wilhelm Wemheuer über seine Erlebnisse einiges übermittelt:

"Am 3. Oktober 1940 wurde ich mit 38 Jahren zur Flak nach Hamburg eingezogen. Von dort kam ich zum Luftwaffenbodenpersonal über Münster, Lübeck nach dem Süden. Nach der Weihnachtsfeier 1941 ging es über den Brenner per Eisenbahn nach Italien bis nach Sizilien. Nach 6 Wochen Aufenthalt auf einem Flugplatz ging es mit der Ju 52 nach Tripolis (Afrika), wo wir am 1. Februar ankamen. Einer Nachschubkompanie zugeteilt, ging es im Vormarsch durch die Wüste nach Mesamatruk (El Alamain-Stellung), später bis zur Ägyptischen Grenze. Tag für Tag hingen wir die todbringenden Bomben unter die Flugzeuge und nebenbei bewachten wir zur Abwechselung einmal die gefangenen Engländer. Hier war meilenweit nichts als Sand, Sand und Felsen, nur kleine Büschel von Gras fristeten ihr kümmerliches Dasein.

Wenn es mal regnete oder ein Gewitter kam, goß es wie aus Kübeln geschüttet daumendicke Hagelkörner. Nach einigen Stunden lachte der Himmel wieder, als sei nichts gewesen. Am 1.11.1942 mußten wir den Rückmarsch antreten, denn der Tommi griff mit Übermacht an. Ich war einer Jägerstaffel zugeteilt. Beim Rückzug waren die Straßen schwarz von Menschen und Fahrzeugen. Die Italiener nahmen manchmal auf ihren Fahrzeugen Zurückgebliebene mit, die Deutschen aber nicht.
 

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