(Samland) von den Russen gefangengenommen. Das erste Sammellager war in Insterburg. Von hier aus gingen die Gefangenentransporte nach Rußland. Ich kam mit einem kleinen Transport vorerst nach Ragnit bei Tilsit zum Ernteeinsatz. Hier hatten wir sehr strenge Bewachung. Jeder, der versuchte zu flüchten, wurde erschossen. Im Oktober wurden wir dann mit 1800 nach Rußland zum Wiederaufbau abtransportiert. Das erste Lager war in Bobruisk. Die Unterkunft mußten wir selber von Barackenteilen aufbauen. Die erste Zeit waren wir mit 600 Mann in einer Baracke. Wir lagen wie die Heringe in der Tonne auf dem Fußboden. Auf Grund der schlechten Verpflegung und Unterkunft lag die Sterbeziffer sehr hoch. Auch für Kranke war wenig Hilfe. Allmählich wurden die trostlosen Zustände besser. 1946 kamen wir nach Minsk. Dort wurden wir zum Teil auf Kommandos aufgeteilt. Wir kamen da viel mit der Bevölkerung zusammen. Im allgemeinen haben wir gute Erfahrungen gemacht. Es ist mir persönlich selten eine Bitte um ein Stück Brot oder ein paar Kartoffeln abgeschlagen worden. 1947 wurde uns zugesagt, wir werden jetzt entlassen und kommen nach Hause. Es wurde ein Transport zusammengestellt. Bei Nacht wurden wir in Waggons verladen und ab ging die Fahrt nach Sibirien. Nach vierwöchiger Fahrt waren wir endlich angekommen. Unser Lager lag 200 km nördlich von Nowosibirsk am Ob. Dort waren japanische Kriegsgefangene die wir ablösten. Unser neues Arbeitsgebiet war der Brückenbau über den Fluß Ob, eine große Baustelle, eine Ziegelei und ein Teil im Kohlenbergbau. Die Sommerzeit ist dort sehr kurz. Im Winter sind 50 Grad Kälte keine Seltenheit. Bei 40 Grad wurde gearbeitet, dann gingen die Sirenen, dann ruhte alles. Im Sommer hatten wir im Durchschnitt 30 Grad Hitze. Sehr viele Zivilgefangene sind uns auf dem Wege zur Arbeit begegnet. Die Bewachung war bedeutend stärker als bei uns. Auch Wolgadeutsche waren dort als freie Arbeiter - samt ihren Familien wohnten sie in kleinen Häuschen. Im letzten Jahr 1948 wurde angefangen Geld auszuzahlen, aber nur bei schwerer Arbeit. Im Mai schlug für mich die Stunde der Entlassung, da ich körperlich in sehr schlechter Verfassung war. Am 16. Mai ging der Transport ab. Stellenweise lag noch Schnee, es war auch noch kalt. Nach vierwöchiger Fahrt mit nur kurzer Unterbrechung kamen wir im Lager Friedland an. Das kaum noch Faßbare war dennoch Wirklichkeit geworden, daß ich meine Eltern und Geschwister wiedersehen durfte. Sie waren aus Schlesien vertrieben worden und nach Hattorf gekommen. Somit haben wir hier unsere neue Heimat gefunden.

Einmarsch der Amerikaner in Hattorf

Ein schwerer deutscher Tigerpanzer stand am westlichen Eingang des Ortes an der Lehmkuhle. Es gelang den Hattorfern und insbesondere den französischen Kriegsgefangenen, die Besatzung zum Abzug zu veranlassen. Auch an Drohungen, sie mit Gewalt am Schießen zu hindern, hat es nicht gefehlt. Auf dem Rotenberg standen feindliche Geschütze, die nach Düna und zur Aschenhütte schossen.
 

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