Bei dem Einzug der Amerikaner in Hattorf wurde das Hosang'sche Geschäft geplündert. Zuerst fielen Fremdarbeiter über den Laden her, dann wurden auch viele Einheimische etwas dreister und beteiligten sich an dieser Plünderei. Die Waren, die am Anfang noch bezahlt wurden, wurden zuletzt mit Einsicht der Öffentlichkeit regelrecht gestohlen, weil einige amerikanische Soldaten gesagt hatten, daß man alles nehmen könne.

Ähnlich erging es dem im Rotenberg liegenden Buchen-Scheitholz, das für Generatorenzwecke geschlagen war. Alle Fuhrwerke im Orte fuhren von früh bis spät in den Rotenberg und holten für sich und auch für ihre Angehörigen usw. das Holz ohne Bezahlung ab. Später mußte jedoch jeder die Menge, die er geholt hatte, angeben und bezahlen.

Über die verhinderte Sprengung der Eisenbahnbrücke über die Sieber sagt Herr Heinrich Wemheuer "Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner sollten 2 deutsche Soldaten die Brücke sprengen. Ich versuchte, sie davon abzuhalten, da mein Haus in der Nähe stand und versprach ihnen ein paar Mettwürste. Der Tag verging. Am anderen Morgen, ich traute meinen Augen kaum, die Soldaten waren da und packten die Sprengladungen wieder aus. Ich habe dann den beiden die versprochenen Mettwürste ausgehändigt. Sie verabschiedeten sich kurz und zogen ab."

Kurze Zeit darauf flog die Brücke beim Auekrug in die Luft. Es war alles sinnlos, denn der Ami fuhr neben der gesprengten alten Brücke durch den Fluß.

Ein amerikanischer Bomber warf einige Bomben in der Nähe des Steinberges ab, wo noch heute die Trichter zu sehen sind, einige wurden eingeebnet.

In diesen Tagen kam auch ein Transport von KZ-Häftlingen, Frauen und Männer, durch Herzberg aus Richtung Nordhausen. Ich sehe noch heute diese wandelnden Leichen - abgemagert und stumm zogen sie nach Osterode zu. Wie ich später erfuhr, wurden sie in der Nähe von Osterode von amerikanischen Fliegern beschossen, wohl in der Meinung, daß es Heeresverbände seien.

Vor dem Zurückfluten der deutschen Heere bewegte sich ein Strom von Flüchtlingen, der aus Fremdarbeitern, Arbeitsdienstlern und sonstigen Flüchtlingen, wie Heerestroß usw. bestand. Etwa 8 Tage flutete ununterbrochen dieser Zug über den Rotenberg dem Harz zu. Ein trostloses Beginnen, wohin ..... wohin?!

Auch in Hattorf - wie überall - wurde ein Volkssturm gebildet. Es war von Anfang an eine Spielerei. Zum Einsatz kam dieser Volkssturm nicht - dank der Einsicht seiner Führer -. Er wurde am Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner eingesetzt, um Schützenlöcher an der Oder zu buddeln, wobei sich der Unwille dieser Männer - Truppe ohne Waffe - deutlich zeigte. Dieser Volkssturm veranstaltete vor dem Krücker Scharfschießen auf Scheiben. Ich war auch dabei und knallte alle drei Schuß in den Dreck. Trotzdem hatte ich 2 Treffer auf meiner Scheibe. Ein Protest wäre jedoch einem Einberufungsbefehl gleichgekommen.
 

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