gegangen wäre. Die ganze Nacht war dieser Flammenschein zu sehen. Einer dieser brennenden Bomber kam bei uns vorbei und stürzte hinter dem Rotenberg auf den Wiesen ab, vorher hatte er noch eine Lichtleitung zertrümmert. Ich sah selbst etwa 10 Tote dort liegen.
Evakuierte und Vertriebene im OrteÜber die Vertreibung aus der alten Heimat berichtet Herr Müller: "Wir besaßen in Pelsdorf - Krs. Hohenelbe/Sudetenland - eine Landwirtschaft im Ausmaß von 50 Morgen, aus der wir am 7. Juli 1945 vertrieben wurden. Nach einer Frist von einer halben Stunde mußten wir - ich mit meiner Frau, Tochter Hildegard 20 Jahre und beide Söhne, Reinhard 15 und Günter 10 Jahre - Haus und Hof verlassen. Uns wurde erlaubt, für die ganze Familie 30 kg Gepäck und 500 RM mitzunehmen. Ich hätte nie geglaubt, daß wir das furchtbare Schicksal erleben mußten, da ich doch mit der tschechischen Minderheit in besten Einvernehmen lebte und ihre Sprache in Wort und Schrift beherrschte. Wir wurden nach Hohenelbe verfrachtet und dort in einen mit 80 Personen besetzten 10-Tonner-Kohlewaggon hineingepfercht. Die Fahrt ging bis Reichenberg, wo unsere armselige Habe nochmals durchwühlt und auf die Hälfte reduziert wurde. Mitten in der Nacht wurden wir von zwei Uniformierten überfallen, die die Menschen im Waggon nach Uhren und Wertsachen durchsuchten und mir von unseren 500,00 RM 300,00 RM abnahmen, so daß uns noch 200,00 RM zum Weiterleben übrigblieben. Nach 2 Tagen ging es weiter über Zittau bis Solamt, wo wir ausgeladen wurden. Dort sahen wir Tausende verzweifelter Flüchtlinge; wir bettelten uns weiter, bis wir nach 3 Tagen in Wilthen eintrafen. Wir trafen beim Pilzesammeln Bewohner aus unserem Dorfe, die bereits in einem Waldrestaurant "Jägerhaus" einquartiert waren. Wir suchten auch dort Unterkunft und fanden in der Wirtin mit ihrer Mutter zwei seelensgute Frauen. Wir bekamen dort eine Wohnung, wo kroatische Waldarbeiter gehaust hatten. Unsere Tochter wurde dort krank und bekam Lungenentzündung und starb am 21. Juli 1945. Sie ruht am Friedhof zu Wilthen in der Flüchtlingsecke! Wir gingen weiter betteln und suchten Himbeeren zum Hungerstillen. Dabei traten unsere beiden Jungen auf einen Sprengkörper, Reinhard wurde an den Augen - Günter an den Beinen schwer verletzt. Reinhard mußte nach Bautzen ins Krankenhaus, wo er drei Wochen zubrachte, und wir ihn oft mit erbettelten Lebensmitteln versorgten. Danach kam er in die Heistätte Hohwald, wo er bis März 1946 verblieb. Auch hier mußten sich die Insassen die Kartoffeln bei Nacht von den Feldern holen. Ich selbst fand Arbeit beim Wiederaufbau gesprengter Brücken und bekam Nahrungsmittelkarten. |