Nach dieser Feststellung gingen wir wieder (der Rat) auf das Gelände an der Bahn zurück. Vorher war eine genaue Messung der Deckschichten aller Gebiete erfolgt. An der Bahn betrug das Schutzgebiet nur 10 m im Umkreis. Es liegt dort eine bis 2 m dicke grauweiße Tonschicht über dem Kies.

Bei den Verhandlungen zur Erlangung eines geeigneten Bohrgeländes stellte ich fest - der Gemeindedirektor war in Urlaub -, daß der Anlieger der Wiese mit dem besten Bohrpunkt bisher gar nicht über die Hergabe seiner Wiese befragt worden war. Nach Verhandlung von einer Stunde war der Vertrag notarreif - aber die 10,000,00 DM für die erste Bohrung waren weg.

Nach gut 4 Wochen wurde die Bohrung mit vielen Schwierigkeiten begonnen und mit einem sehr großen Erfolg, wie nicht erwartet, abgeschlossen. Der erbohrte Brunnen ergab 20 cbm, wurde aber kurzfristig mit 30 cbm und mehr belastet. Die zweite Bohrung auf diesem Gebiet wurde etwa 100 m westlich niedergebracht. Sie ergab ganze 6 cbm im besten Falle. Nach diesem Ergebnis wurde eine dritte Bohrung niedergebracht, und zwar auf dem Kiekenapschen Grundstück.

Insgesamt wurden 55 - 60 cbm je Stunde gefördert. Nun ging es an die Beschaffung des Platzes für den Hochbehälter. Der Antrag hätte längst gestellt werden müssen. Die Forstgenossenschaft lehnte die Bereitstellung eines Platzes mit 2/3 Mehrheit ab, trotz meiner Aufklärung als Bürgermeister. Als Folge wurde eine Bürgerversammlung einberufen, die aufklärend auf alle Forstgenossen wirken sollte. In einer einstündigen Rede erläuterte ich die Finanzierung sowie den Bau selbst. In der Aussprache wurden sachliche, aber auch unsachliche Dinge zur Sprache gebracht. Vor allem spielte der Wasserpreis immer und immer wieder eine große Rolle. An dieser Bürgerversammlung nahmen auch Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes teil.

In der Folge wurde eine zweite Forstgenossenschaftsversammlung einberufen und die Frage der Bereitstellung eines Platzes für den Hochbehälter aufs neue beraten und zur Abstimmung gestellt. In dieser Versammlung mußte ich Dutzende von Fragen beantworten. Es ging fast nur um die Wasserleitung selbst. Bei der Abstimmung stimmten knapp 2/3 dagegen, 1/3 dafür, ein Teil enthielt sich der Stimme.

Enteignungsgespräche wurden laut, jedoch wurde ein anderer Platz, dort wo jetzt der Hochbehälter liegt auf dem Schwiegershäuser Berge, beschafft. Die Mehrkosten betrugen etwa 60.000,00 DM gegenüber dem Platz auf dem Rotenberg. Unendlich viele Schwierigkeiten waren zu beseitigen, so daß ein Vertreter der Regierung sagte, den Gegnern müßte ein Denkmal im negativen Sinne gesetzt werden.

Ein weiteres Hindernis war zu überwinden: Die Feldmarkinteressenschaft verlangte für die Verlegung der Rohre auf einem Feldmarkwege für den laufenden Meter denselben Betrag, den die Gemeinde anderen Eigentümern auch zahlte und für Instandsetzung der Wege einen jährlichen Betrag von 1.000,00 DM, d.h. für ewige Zeiten. Der Rat lehnte ab und fand einen Ausweg. Der Landwirt Karl Becker, im Schnippel, und der Briefträger W. Fischer, Schnippel, gaben für zusammen 650,00 DM die Genehmigung, daß die Rohrleitung über ihr Grundstück bis zum Kommunalweg nach Schwiegershausen verlegt werden solle.
 

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