Die Brücke kostete rund 256.000,00 DM. 62.500,00 DM gab die Regierung als Geschenk, 62.500,00 DM gab sie als Darlehen mit niedrigem Zinssatz. Den Rest, d.h. die Hälfte, finanzierte die Gemeinde aus Darlehen. Die Brücke wurde von der Firma Zander in Pöhlde erbaut und in Anwesenheit des Landrats von mir als Bürgermeister dem Verkehr freigegeben. Die Finanzierung des Brückenbaues war der Anlaß, daß die Gemeinde nach Einnahmen suchte. Sie versuchte, eine Konzessionsabgabe von den Hattorfer Stromlieferanten, der L.K.H., Osterode zu erhalten, ein stets mit Verbrauch und Preissteigerung steigender Betrag, der im Jahre 1960 etwa 12.000,00 DM betrug und die Schuldentilgung für die 123.000,00 DM Darlehen garantierte.

Interessant ist auch die Geschichte der Oderbrücke zwischen dem Auekrug und dem Rotenberg. Im Jahre 1901 genügte diese Brücke nicht mehr dem immer stärker werdenden Verkehr. Nach langem Hin und Her erklärte sich die Provinzialwegeverwaltung endlich bereit, eine moderne Brücke aus Eisenbeton und Stein zu errichten. Die Vertreter der Anliegergemeinden Hattorf und Pöhlde wiesen dem Baurat, welchem die Planung übertragen war, auf die Gewalt der Oderhochwässer hin. Da dieses Jahr aber ein trockenes war, und die Oder kaum Wasser führte, meinte der Baurat, das bißchen Wasser könnte ja eine Kuh aussaufen. So begann der Bau und kostete rund 16.000 Mark. Das war damals viel Geld, kostete doch ein Pfund Kalbsbraten zu damaliger Zeit 40 Pfennig.

Am Dienstag, 19. November, fand mit dem üblichen Aufgebot von Ehrengästen und mit vielen guten Reden auf Seine Majestät die feierliche Einweihung statt. Die Fahrbahn war 6 Meter breit, und die Gehsteige waren mit soliden Sandsteinplatten belegt. Bunte Girlanden und Tannengrün schmückten an diesem Tage das Geländer, und von einem Masten flatterte die schwarzweißrote Flagge. Schon während der Feier, die im "Auekrug" stattfand, öffnete der Himmel seine Schleusen und der Baurat war froh, als er die Fahrt in der offenen Kalesche zum Bahnhof Hattorf hinter sich hatte und im Zug saß.

Es goß die ganze Nacht - auch im Harz. Die Oder schwoll von Stunde zu Stunde zu Stunde, und am Mittwoch in der Frühe begann der nördliche der vier Pfeiler, der bereits völlig unterwühlt war, zu sinken. Der herbeigerufene Wegemeister beorderte sofort zwei Wachen aus Hattorf und Pöhlde, um die Brücke auf beiden Seiten zu sperren. Die Pöhlder waren zuerst zu Stelle. Bei Ihrem Eintreffen war die Brücke bereits in ihrer ganzen Länge geborsten und nur ein Bankett verband noch beide Ufer. Diesen höchst gefährlichen Weg überschritt die Wache, um auf der anderen Seite die Chaussee zu sperren. Dann traten die drei Männer den Rückweg an. Als sie in der Mitte des Banketts waren, brach die Brücke mit Getöse zusammen und riß die Unglücklichen in das reißende Wasser. Zwei Wärtern gelang es, da sie in einen toten Arm der Oder geschleudert wurden, sich an Wurzelwerk zu halten, wo sie von den inzwischen herbeigeeilten Hattorfer Kameraden gerettet wurden. Streckenwärter Ohnesorge aus Pöhlde, der eine Witwe und drei Kinder hinterließ, ertrank, und seine Leiche wurde erst gefunden, als sich das Hochwasser verlaufen hatte.

Schaurig war das Bild, das die Unglücksstätte am anderen Morgen bot. Ein Augenzeuge von damals wußte: "Das noch mit Tannengrün und Girlanden geschmückte Geländer ragte wie ein Grabschmuck aus der Tiefe hervor", so erzählte ein Augenzeuge. Wie mag dem verantwortlichen Baurat damals zumute gewesen sein! Er wird sich selbst nicht freigesprochen haben von der
 

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