Ebenfalls traf ein Unwetter 1946 den nördlichen Teil unserer Gemarkung. Nach Osten ziehend, berührte es den Südharz so, daß die Sieber gewaltiges Hochwasser führte. Der Bach aus dem Teichanger und die Wassermassen, die über den Rothen flossen, überschwemmten die Förstergasse etwa 30 cm tief. Zwischen Sieberbrücke und Schützenhaus war ein einziger See.

In dem kalten Kriegswinter 1942/43 erfror der meiste Roggen in der Feldmark, nur die durch Schnee geschützten Felder blieben erhalten. Auch dort stand noch etwas, wo tiefe Furchen mit Schnee die Saat schützten. Dort, wo der Schnee im Winter ausgeschaufelt war, lag er noch bis in den Maimonat hinein. Der kleinere Bruder dieses strengen Winters war der von 1946/47. Er war durch einen besonders starken Ostwind gekennzeichnet. In diesem Winter erfroren auch viele Bienenvölker.

Ein besonders trockenes und niederschlagsarmes Jahr war 1959. Die Erde war bis tief unter die Baumwurzeln staubtrocken. Im Herbst und im nächsten Frühjahr gab es viele vertrocknete Bäume. Auch sah man den Bäumen den Durst an, sie hatten kein richtiges Grün mehr. Die Linden warfen vorzeitig die Blätter ab. Die Quellen in der Gemarkung versiegten bis auf wenige. Das Vieh auf den Weiden brüllte vor Hunger. Ich sah, daß man das Schilf aus der Oder für das Vieh mähte. Die Wiesen waren statt grün grau. Dasselbe geschah auch im Jahre 1911, es war ein Jahr mit denselben Leiden wie 1959.

1897 wurde die Oder während der Verkoppelung reguliert. Das ganze Flußbett wurde begradigt, die Seitenufer teilweise mit abgehobenem Rasen ausgelegt und die so entstandenen Böschungen wurden mit Stecklingen bepflanzt. Am 18.11.1901 kam ein Hochwasser und alles wurde wieder zerstört. Die Chauseebrücke beim Auekrug wurde weggerissen. Dort ertrank ein Chauseewärter, der sich auf der Brücke befand.

Am 5. Juli 1905 kam ein schweres Unwetter mit Hagelschauer über unseren Ort. Vom Südwesten kamen schwere Wolken. Darüber war es gelb. Die Wolken lagen so niedrig, daß man von weitem vom Fabrikschornstein die Spitze ober herausragen sah. Der Dreschmaschinenschuppen wurde zerstört. Der Wasserturm der Spinnerei lag in der Sieber. Die schnell nach Hause fahrenden Heufuhren wurden vom Sturm überrascht. Auf der Bahnhofstraße lag Fuder an Fuder umgeworfen. Der Hagel und der Schnee lag im Winter so hoch. Im Mitteldorf kam das Wasser gleich einem Fluß geflossen. Mein ältester Bruder nahm eine Kuh, brachte sie durch Nachbars Küche in Sicherheit. Mich trug er nebenbei unterm Arm. Große Teile der Halmfrüchte waren nicht mehr zu sehen. Bemerkenswert war, daß der Hafer wieder ausschlug und noch einige Zentner je Morgen ergab.

Die bei der Verkoppelung angepflanzten Obstbäume verloren an der Westseite vielfach ihre Rinde durch Hagelschlag. In den Forsten hielt der Sturm reiche Ernte. Noch 1½ Jahre nachher war genügend Holz durch Windfall vorhanden. In der Folge wurde an jedem Jahrestag ein Gottesdienst in der Kirche abgehalten und von den Kanzeln gebetet, damit sich diese Unwetter nicht wiederholen sollten.

Am 4.11.1934 führten die Sieber und Oder Hochwasser. Das Mühlenwehr der Oder wurde fortgeschwemmt und in der Stallstelle und am Schwaneufer viele Morgen Land weggeschwemmt. In der Stallstelle ist dieses Gelände bald wieder mit Schutt und Müll angefüllt worden.
 

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