WANDERSMANN

Nie trafen unsere Blicke sich
nie tauschten wir Gedanken,
O Wandersmann, ich frage Dich
und sprich wie wir uns fanden.

In deinen Augen stand's geschrieben.
Dein Mund sprach stumm die Sprache mein.
Von einem tiefen ernsten Lieben
von jenem wahrlich Mensch zu sein.

Und warm ward deiner Stimme Klang,
im Schatten grüner Zweige.
Und erst als tief die Sonne sank
ging unser Wort zur Neige.

Dann der Abschied wann, o Straße,
bringst nach langen Jahren du
einen Wandersmann mir wieder
und solch Stunden süßer Ruh.

***

Eine Mückenmade im tiefen Schlamm.
Voll trunkener Sehnsucht,
ein Mücklein zu werden
sich in träumenden Schläfen
die Zeit versann,
wie es wollte spielen und tanzen auf Erden.

Der Frühling kam, die Sonne schien.
Mein Mücklein sich jubelnd und
tanzend wiegte.
Doch die Schwalbe schwirrt
über Heck und Zaun,
mein Mücklein gewesen,
o seliger Traum.

Wenn zu des Weines Funkeln
sich Augen der Frauen gesellen,
wenn unter Stirnesrunzeln
des Hirnes Gedanken erhellen,
dann schließt den Mund,
das Auge tut kund,
was dem Ohr beim Lauschen entgangen.

- - - - - -

Feurig kämpft der Jugend ungebrochener Geist,
leidend opfernd für ein Ideal.
Doch wenn sich einst des Siegers Trug erweist,
kämpft müde dann das eigne ich ums Leben.

- - - - -

weh, wenn der Liebe heiliges Feuer
nach des Hasses Zunder greift,
wachsend wie ein Ungeheuer,
sich des Betruges Schuld erweist,
so hoch als dann der Liebe Flammen
gelodert für ein Ideal,
so tief im Herzen sitzt der Haß
und lauert auf den Tag der Rache.

- - -

Ist nicht das Aug der Spiegel deiner Seele
Der alles sagt was stumm dein Mund verschweißt
flackernd flieht es vor der Wahrheit
stark und fest bezeuget es sie

Darf ich diesem Spiegel trauen
der mir das Innre offenbahret

Über den Spiegel ihrer Seele
Falschheit tief den Schleier hängt
niemand läßt sie schauen
durch ihr Netz der Lüge 

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